Zürich – Der Luxusgüterkonzern Richemont hat sich bei Dufry eingekauft und sich einen Aktienanteil von 5% gesichert. Damit setzt sich nach dem chinesischen Mischkonzern HNA, der mit gut einem Fünftel allerdings eine deutlich grössere Beteiligung an Dufry hält, ein weiterer Grossaktionär beim Reisedetailhändler in Szene. Die Aktie setzt an der Börse den Steigerungslauf seit Jahresbeginn nach einer kurzen Verschnaufpause fort.
Über die auf der britischen Kanalinsel Jersey domizilierten Richemont Luxury Group Limited hat sich Richemont an Dufry beteiligt und dabei die Meldeschwelle von 5% überschritten. Die Investment-Tochter besitzt durch den Kauf von Dufry-Aktien seit dem 10. Mai 2017 eine Beteiligung von 5,000001%, wie aus einer am Freitag auf der Internetseite der SIX Group veröffentlichten Pflichtmitteilung hervorgeht. Davor besass Richemont, der bekannte Marken wie Cartier, IWC, Piaget oder Montblanc angehören, keinen nennenswerten Anteil an Dufry.
Wie ein Dufry-Sprecher auf Anfrage von AWP am Freitag erklärte, sei das Management über den Aktienkauf informiert worden. Man kenne Richemont gut und pflege langjährige Geschäftsbeziehungen, so der Sprecher in einer kurzen Stellungnahme weiter. Richemont selber hat zur Transaktion bislang noch nicht Stellung genommen.
Dufry-Aktie auf Vormarsch
Dufry geriet zuletzt wegen grösserer Verschiebungen im Aktionariat in die Schlagzeilen. So hat der chinesische Mischkonzern HNA Group den Anteil in den vergangenen Wochen schrittweise bis auf 20,92% ausgebaut. Im April verkaufte etwa der Singapurer Staatsfonds GIC seinen Dufry-Anteil von knapp 8% an HNA, wie bekannt wurde. Weiter hat mit Temasek ein weiterer Singapurer Staatsfonds ein grösseres Aktienpaket in derselben Grössenordnung an HNA verkauft.
Das Interesse der Chinesen, die vor wenigen Monaten bereits den Airline-Caterer Gategroup vollständig übernommen haben, liessen den Kurs der Dufry-Aktie weiter in die Höhe klettern. Und nach der Marktkorrektur der letzten Tage, erhalten die Titel mit den News zum Richemont-Einstieg weiteren Rückenwind.
Am Berichtstag gewannen Dufry bis Börsenschluss bei guter Nachfrage 4,9% auf 168,50 CHF, während die Richemont-Aktie mit einem Plus von 1,21% auf 81,70 CHF moderater auf die Nachricht reagierte. Der Gesamtmarkt legte gemessen am SMI um 0,94% zu. Seit Jahresbeginn haben Dufry um rund 30% zugelegt.
Dufry als Absatzkanal
Für Analysten kommt der Einstieg von Richemont bei Dufry überraschend. Damit suche der Luxusgüterkonzern einen Weg, um sich im rasch wachsenden Reisedetailsegment zu engagieren, schreibt René Weber von der Bank Vontobel. Dieser Zukauf unterstütze das anhaltende positive Momentum bei Dufry. Weber bestätigt entsprechend seine «Kaufempfehlung».
Richemont könne sich die Beteiligung im Wert von rund 0,43 Mrd CHF mit einer Nettoliquidität von 5,8 Mrd EUR problemlos leisten, meint Patrik Schwendimann von der ZKB. «Es würde uns aber sehr überraschen, wenn Richemont an einer Übernahme von Dufry Interesse hätte», so der Analyst weiter. Er geht daher davon aus, dass es sich um ein rein finanzielles Investment handelt und Richemont allenfalls ein gewisses Interesse an einer unabhängigen Dufry habe.
Am Markt wird ebenfalls über die Absichten von Richemont spekuliert. Institutionelle Investoren gehen davon aus, dass sich der Konzern eine strategische Beteiligung kaufe, um sich weltweit verbesserte Vertriebskanäle auf den Flughäfen zu sichern. An eine Übernahme-Attacke auf Dufry glauben auch sie nicht. (awp/mc/upd/ps)