Zürich – Die wirtschaftliche Lage vieler Unternehmen in der Schweiz hat sich zwar im Sommer etwas aufgehellt. Insbesondere für die Exportindustrie kann aber noch keine Corona-Entwarnung gegeben werden.
Die jüngste Umfrage von Economiesuisse unter den Schweizer Unternehmen, Branchenverbänden und Handelskammern zeige, dass sich nach den ersten Erholungsschritten im Sommer wieder Skepsis breitmache. «Die Corona-Krise ist noch nicht überwunden – es wird ein schwieriger Winter erwartet», so das Fazit des Wirtschaftsdachverbands in einer am Montag verschickten Mitteilung.
Die wirtschaftliche Lage vieler Schweizer Unternehmen habe sich nach dem starken Einbruch im Frühling über den Sommer entspannt. Trotz der anhaltend schwierigen Situation sei eine gewisse Erleichterung über die Teilerholung in der Bevölkerung wie auch der Wirtschaft zu spüren gewesen. In rund der Hälfte der Branchen hat sich laut Economiesuisse die Situation im Vergleich zum Mai verbessert.
Export erwartet keine baldige Besserung
Damit richten sich die Blicke auf die andere Hälfte. Bei einem Fünftel der Antwortenden habe sich die Situation verschlechtert, heisst es. Dies betreffe fast alle Exportbranchen ausser der Pharmaindustrie.
Insbesondere bei Investitionsgütern würden sich die fehlenden Bestellungen des letzten Halbjahrs immer stärker auf die Auslastung der Produktion auswirken. Die Exportmärkte hätten sich bis jetzt noch nicht erholt. Mehr als 70 Prozent der Exportbetriebe kämpften mit Absatzschwierigkeiten im Ausland und rechneten in den nächsten zwei Monaten mit keinerlei Verbesserungen.
Economiesuisse pocht auf kürzest mögliche Quarantäne
Bereits deutlich gestiegen sind dagegen die Arbeitsausfälle, da mehr Personen von Quarantäne- und Isolationsmassnahmen betroffen sind. Insbesondere bei Firmen, bei denen zwingend in Gruppen – z.B. bei der Montage von Maschinen – gearbeitet werden muss, besteht laut dem Wirtschaftsverband die Gefahr, dass ganze Teams ausfallen, wenn ein Teammitglied Symptome hat. Es sei deshalb für die Wirtschaft wichtig, dass möglichst schnell Testresultate vorlägen und die Quarantäne nur so kurz wie nötig dauere.
In der Binnenwirtschaft litten vor allem Unternehmen in denjenigen Branchen, die weiterhin nicht oder nur unter starken Einschränkungen operieren dürfen. Dazu gehören beispielsweise die Eventbranche, die Reisebranche, die Gastronomie oder Marktfahrer. Gemäss Economiesuisse berichten neu auch einzelne Versicherer von einer schlechteren Lage in ihrer Geschäftstätigkeit, weil sie weniger Versicherungsprodukte verkaufen und die Prämien zurückgehen.
Konkurse und Entlassungen dürften zunehmen
Während in Bezug auf das Bruttoinlandprodukt die Talsohle in den meisten Branchen durchschritten zu sein scheine, werde im Winter die wirtschaftliche Krise für die Bevölkerung spürbarer, warnt Economiesuisse. Entlassungen, Betriebsschliessungen und Konkurse würden zunehmen, spätestens wenn die stützenden Massnahmen wie Covid-19-Kredite und Kurzarbeit auslaufe, so die düstere Prognose. (awp/mc/ps)