Economiesuisse erwartet BIP-Rückgang von 5,4 Prozent

Rezession

(Pixabay)

Zürich – Laut den Ökonomen des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse steckt die Schweiz wegen der Corona-Pandemie «in der tiefsten Rezession seit Jahrzehnten». Der Weg zurück werde lang und beschwerlich.

Konkret erwarten die Economiesuisse-Experten für das laufende Jahr einen Rückgang des Bruttoinlandprodukts (BIP) um 5,4 Prozent, wie sie am Dienstag mitteilten. Die Situation sei damit am ehesten vergleichbar mit dem Erdölschock, der das Schweizer BIP 1975 um 6,7 Prozent einbrechen liess.

Economiesuisse ist mit dieser Einschätzung in guter Gesellschaft: Auch die meisten anderen Prognoseinstitute erwarten inzwischen für 2020 einen Rückgang in dieser Grössenordnung.

Und rasche Erholung ist nicht in Sicht. Für 2021 erwartet der Verband lediglich ein Wachstum von 4,1 Prozent – und auch dies nur, wenn es nicht zu einem zweiten Lockdown kommt. «Der Einbruch von 2020 ist stärker, als es die Erholung 2021 sein wird», sagte Economiesuisse-Chefökonom Rudolf Minsch während einer Telefonkonferenz. Das alte Niveau wird seiner Meinung nach noch längere Zeit nicht erreicht.

Nur rasche Teilerholung
Zwar komme es nun nach den Lockerungsmassnahmen zu einer raschen Teilerholung über den Sommer 2020. Dann aber folge «der beschwerliche Weg zurück mit wenig Dynamik». Besonders die Exportindustrie werde noch länger von der internationalen Nachfrage belastet.

Dies gelte besonders für jene Teile der Branche, die hochwertige Konsumgüter wie Uhren oder Investitionsgüter herstellten. «Wenn weniger Autos gekauft werden, investiert die Autoindustrie weniger und Schweizer Zulieferer können weniger Maschinen verkaufen», so Minsch.

Wie eine Umfrage des Verbands ergab, hat sich die Situation der Exportbranche im letzten Monat denn auch verschlechtert oder ist zumindest unverändert schwierig geblieben. Erholt habe sich nur die Binnenwirtschaft. Es sei von einer eigentlichen Zweiteilung der Schweizer Wirtschaft zu sprechen, so das Fazit des Verbands.

Wann kommt der Impfstoff?
Dies wird laut Minsch so lange so bleiben, bis ein Impfstoff flächendeckend zur Verfügung steht. Dies werde aber voraussichtlich erst im Verlauf des nächsten Jahres der Fall sein. Erst dann werde die Zuversicht zunehmen – und damit auch die weltweite Investitionsfreude. Eine deutlich positivere Entwicklung sei nur möglich, sollte ein Impfstoff schon für die Grippesaison 2020/21 vorhanden sein.

Vorerst aber sei damit zu rechnen, dass auch die Arbeitslosenquote steigen wird. Für 2020 wird ein Jahresdurchschnitt von 3,8 und für 2021 von 4,3 Prozent vorhergesagt. «Etliche Personen, die jetzt auf Kurzarbeit sind, werden nicht mehr in die Betriebe zurückkehren», vermutet Chefökonom Minsch.

Relativ glimpflich
Vergleichsweise kommt die Schweiz gleichwohl glimpflich davon, meint der Verband. Ein Grund dafür sei, dass rasch Geld geflossen sei – was den Konsum gestützt habe. Zudem hätten schätzungsweise gegen 40 Prozent der Arbeitgeber, die in Kurzarbeit gingen, die Differenz zum vollen Lohn übernommen. Somit hätten grosse Teile der Bevölkerung im Lockdown überhaupt keine Einkommenseinbussen erlitten.

Die Konsumenten können sich zudem über sinkende Preise freuen. Economiesuisse rechnet damit, dass die Inflationsrate 2020 (-1,1 Prozent) und 2021 (-0,5 Prozent) negativ sein wird. Dies sei aber grundsätzlich kein positives Signal, sondern habe mit der mangelnden Nachfrage und dem entsprechenden Druck auf die Preise zu tun. (awp/mc/ps)

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