Economiesuisse-Präsident warnt vor Abwürgen der Wirtschaft durch Ausgangssperre

Economiesuisse-Präsident  warnt vor Abwürgen der Wirtschaft durch Ausgangssperre
Heinz Karrer, noch bis Ende Monat Präsident von economiesuisse. (Foto: Schweiz Tourismus)

Zürich – Die Schweizer Wirtschaft funktioniert laut Economiesuisse-Präsident Heinz Karrer im Grossen und Ganzen noch – trotz den einschneidenden Massnahmen gegen das Coronavirus. Er warnt aber vor einer Ausgangssperre. Wenn die Wirtschaft komplett abgewürgt werde, käme sie nach der Krise kaum mehr auf die Beine.

Er schätze, dass derzeit 80 Prozent der Wirtschaft weiterhin liefen, sagte Karrer im Interview mit den Zeitungen des Tamedia-Verlags. Dies sei nur dank der enormen Anpassungsfähigkeit der Unternehmer möglich.

«Eine totale Ausgangssperre wäre unverhältnismässig», sagte der Präsident des Wirtschaftsdachverbandes weiter. «Dort, wo es unter Einhaltung der Abstandsregeln möglich ist, sollen die Leute zur Arbeit gehen.» Klar gehe es zuerst um den Schutz der Menschen und der Spitalinfrastrukturen, aber bald gehe es um die wirtschaftliche Struktur unseres Landes. «Die Wirtschaft braucht ein Zeichen des Bundesrates, dass er die Massnahmen auch wieder lockert, sobald das die Lage zulässt, damit es irgendwann wieder aufwärtsgeht.»

Verlust von 100 Milliarden
Für die bereits von den Massnahmen betroffenen Branchen sei die Lage sehr hart. «Ich weiss von fast vollständigen Einnahmeausfällen.» Der Wertschöpfungsverlust für die ganze Wirtschaft könne auf 100 Milliarden Franken ansteigen, und es könne bei zehn Prozent der Stellen zu Kurzarbeit kommen, je nachdem, wie lange die Krise andauere, sagte Karrer.

Er fordert von der Politik vor allem Nachbesserungen bei der Kurzarbeit. «Bei der Kurzarbeit erwarten wir eine Lösung für Selbstständig erwerbende und Inhaber von Unternehmen sowie eine deutliche Erhöhung der finanziellen Mittel.» Zu viele direkt von der Krise Betroffene seien heute von diesem guten Instrument ausgeschlossen. Zudem brauche es Liquidität. «Der Bund muss hier den Unternehmen helfen, und zwar sowohl mit Bürgschaften für Bankkredite als auch ganz direkt.»

Von Konjunkturprogrammen hingegen hält Karrer wenig: «Aus den Ländern, in denen das gemacht wurde, wissen wir, dass solche Programme, egal wie viele Milliarden damit ausgegeben wurden, immer zu spät und am falschen Ort gewirkt haben.» (awp/mc/pg)

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