Zürich – Economiesuisse rechnet weiterhin mit einem nur moderaten Wachstum der Schweizer Konjunktur. Im laufenden Jahr dürfte das Bruttoinlandprodukt (BIP) um 1,1 Prozent zulegen, wie der Wirtschaftsdachverband am Mittwoch vor den Medien in Zürich erklärte.
Damit hält Economiesuisse an seiner bisherigen Prognose fest. Die Exportwirtschaft leide weiterhin unter der gedämpften internationalen Nachfrage. Insbesondere die europäische Wirtschaft schwächle, aber auch in Japan hapere die Konjunktur.
Insgesamt wachse die Weltwirtschaft nur gedämpft. Geopolitische Unsicherheiten, der Handelskonflikt zwischen den USA und China, die militärischen Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten würden ein solides und nachhaltiges Wachstum verunmöglichen.
China wachse zwar, aber weniger als in der Vergangenheit. Dort belaste neben dem Handelskonflikt vor allem die Immobilienkrise.
Demgegenüber lege die Konjunktur in den USA trotz hohen Zinsen erstaunlich robust zu. «Die Kehrseite ist allerdings, dass die Inflation in den USA nicht so rasch auf die Zielgrösse von zwei Prozent zurückkommt», schrieb Economiesuisse.
Binnenwirtschaft läuft besser
Die Schweizer Binnenwirtschaft hingegen wachse moderat. Sie profitiere davon, dass die Inflation in der Schweiz schon wieder im Zielband der Schweizerischen Nationalbank (SNB) von null bis zwei Prozent liege. Ausserdem helfe, dass die Zinsen moderat seien und die Arbeitslosenquote weiter tief.
Der private und der öffentliche Konsum würden die Binnenwirtschaft stützen. Trotz des kaum wachsenden Bauhauptgewerbes sei die Auftragslage im Ausbaugewerbe deutlich besser. Vor allem die energetischen Sanierungen und die Investitionen in die Gebäudetechnik würden für eine hohe Auslastung sorgen.
Leichte Beschleunigung im 2025
Im nächsten Jahr dürfte laut Economiesuisse die Schweizer Konjunktur leicht an Fahrt aufnehmen. Für 2025 sagt Economiesuisse ein BIP-Wachstum von 1,4 Prozent voraus.
Die Pharma- und die Medizinalgüterindustrie könnten sich weiterhin den konjunkturellen Widrigkeiten mehrheitlich entziehen. Banken und Versicherungen würden in diesem und nächsten Jahr stabil wachsen, erklärte Economiesuisse.
Branchen, welche stärker von der internationalen Nachfrageschwäche betroffen seien, gingen meist von einer leichten Erholung der Nachfrage in den kommenden Monaten aus und blickten recht zuversichtlich ins nächste Jahr. Die Nachfrage nach Uhren in China sollte nach einem schwierigen ersten Quartal 2024 wieder steigen.
«Eine Beruhigung der Auftragslage zeigt sich auch in der Industrie. Der Lagerabbau, der in den vergangenen Monaten die Nachfrage reduziert hat, kommt zu einem Ende», prognostiziert der Dachverband: Man rechne wieder mit mehr Bestellungen. «Die derzeit von der Nachfrageschwäche in Europa stark belasteten Maschinen- oder Textilindustrie erreichen 2024 den Tiefpunkt und hoffen im nächsten Jahr auf eine Rückkehr zu Wachstum.»
Privater Konsum stabil
Der private Konsum zeigt sich stabil: «Nach den Reallohnrückgängen der letzten zwei Jahren werden die Nominallöhne in diesem Jahr stärker steigen als die Inflation. Auch die anhaltende Zuwanderung erhöht den Konsum», erklärte Economiesuisse. Der Dachverband erwartet ein Wachstum des Privatkonsums von 1,5 Prozent in diesem Jahr und 1,6 Prozent im 2025.
Die Beschäftigungsaussichten seien insgesamt nach wie vor gut. «Es gibt mehr Firmen, welche die die Beschäftigungen erhöhen möchten, als sie zu reduzieren», hiess es. Die Zahl der offenen Stellen sei zwar etwas gesunken und die Arbeitslosenquote leicht gestiegen. «Dennoch hält der Arbeitskräftemangel an. Insgesamt erwartet Economiesuisse für dieses Jahr eine anhaltend tiefe Arbeitslosenquote von 2,3 Prozent und eine von 2,5 Prozent im nächsten Jahr.»
Die Inflation sei allerdings noch nicht besiegt. International werde die Inflation vor allem durch den Anstieg der Dienstleistungspreise bestimmt, während die Güterpreise mehrheitlich stabil seien. Dagegen dürfte in der Schweiz die Teuerung von 1,7 Prozent im laufenden Jahr auf 1,4 Prozent im nächsten Jahr fallen. (awp/mc/pg)