Economiesuisse: Monika Rühl soll neue Direktorin werden
Zürich – Erstmals wird voraussichtlich eine Frau dem Wirtschaftsdachverband economiesuisse vorstehen. Am Freitag soll die 50-jährige Diplomatin Monika Rühl auf den Chefsessel gewählt werden. Derzeit amtet sie als Generalsekretärin des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF).
Rühl verfüge über ausgewiesene Führungserfahrung, schrieb economiesuisse in einer Mitteilung vom Donnerstag. Praktisch alle für die Schweizer Wirtschaft relevanten Dossiers seien ihr vertraut. Der Vorstandsausschuss nominierte sie deshalb für den Direktorenposten. Die Wahl findet an der Vorstandssitzung vom Freitag statt.
Zu den weiteren Vorzügen Rühls zählt economiesuisse ihre gute Vernetzung im Bundesrat und in der Verwaltung. Ausserdem kenne sie die parlamentarischen Prozesse. Der Wirtschaftsverband erhofft sich von der «ausgewiesenen Vermittlerin», dass sie Brücken zwischen Wirtschaft, Gesellschaft und Politik schlagen kann.
Die Diplomatin gilt als rechte Hand von Bundesrat Johann Schneider-Ammann und ist politisch gut vernetzt. Vor ihrem Posten als Generalsekretärin leitete Rühl den Bereich bilaterale Wirtschaftsbeziehungen im Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO). Zuvor hatte sie alt Bundesrat Joseph Deiss als persönliche Beraterin engagiert.
Erste Frau an der Spitze
«Der Vorstandsausschuss ist überzeugt, dass wir mit Monika Rühl eine starke Direktorin erhalten, die allen Anforderungen des grössten Wirtschaftsverbands der Schweiz gewachsen ist», liess sich economiesuisse-Präsident Heinz Karrer im Communiqué zitieren.
Wird Rühl zur neuen Direktorin gekürt, ist sie die erste Frau in diesem Amt. Bisher galt der Wirtschaftsverband als stark männlich geprägter Verband: Nur 3 von 69 Vorstandsmitgliedern sind weiblich, in der Geschäftsleitung gibt es gar nur eine Frau.
Rühl würde auf dem seit Juni 2013 verwaisten Direktorensessel Platz nehmen. Seit dem Rücktritt des früheren Direktors Pascal Gentinetta Mitte Juni amtet Chefökonom Rudolf Minsch interimistisch als Vorsitzender der Geschäftsleitung. Jean-Marc Hensch, der ursprünglich für die Position vorgesehen war, teilte Mitte Dezember mit, dass er aus gesundheitlichen Gründen verzichten müsse.
Schwieriger Job
Der Job an der Spitze des Wirtschaftsdachverbands ist anspruchsvoll. Nach der Abzockerinitiative verlor economiesuisse mit dem Ja zur Masseneinwanderungsinitiative vor elf Tagen eine weitere zentrale Abstimmung und befindet sich in einer schwierigen Lage. Und die nächste Herausforderung steht schon vor der Türe: Am 18. Mai kommt die Mindestlohninitiative vor das Stimmvolk.
Auch Rühl hat stürmische Wochen hinter sich. Zuerst sorgte die SECO-Korruptionsaffäre für Negativschlagzeilen, und kurz darauf wirbelten die umstrittenen Steuerkonstrukte von Schneider-Ammann Familienunternehmen Staub auf.