Eingetrübte Geschäftssituation bei den Schweizer Unternehmen

Eingetrübte Geschäftssituation bei den Schweizer Unternehmen

Zürich – Der KOF Geschäftslage-Indikator für die Schweizer Privatwirtschaft ist im April gesunken. DenSchwung zu Jahresbeginn konnten die Unternehmen nicht ganz ins Frühjahr mitnehmen. Siesind aber vermehrt zuversichtlich, dass sich die Geschäfte in den nächsten sechs Monaten beleben werden. Die Personalpläne der Firmen sehen seltener Stellenstreichungen vor alsbisher. Die Befragungsergebnisse der KOF deuten darauf hin, dass die Schweizer Wirtschaft vorerst das Tempo etwas reduziert hat.

Im Verarbeitenden Gewerbe ist die Geschäfts­KOF Geschäftslageindikator lage derzeit ungünstiger als bislang. Insbeson­40 dere die exportorientierten Unternehmen sind 35 mit ihrer Geschäftslage unzufrieden. Bei den30 binnenorientierten Firmen wird die Geschäfts­25 lage dagegen vorwiegend positiv bewertet.

Kapazitätsauslastung weiter klar unterdurchschnittlich
Insgesamt hat der Bestellungseingang an Tempo eingebüsst und die befragten Unternehmen klagen häufiger über unzureichende Auftragspolster. Die Auslastung des vorhande­nen Maschinen­- und Geräteparks ist zwar auf saisonbereinigt 81.3% gestiegen, damit ist die Kapazitätsauslastung im historischen Vergleich aber weiterhin klar unterdurchschnittlich. Da die Unternehmen in den vergangenen drei Monaten weitere Preisabschläge hinnehmen mussten, hat auch die Ertragslage erneut gelitten.

Die Zahl der Mitarbeiter wird als etwas zu hoch eingeschätzt, so dass sich an den Plänen, Personal abzubauen, kaum etwas geändert hat. Die Chancen im Exportgeschäft sehen die Betriebe etwasweniger positiv als bisher und die Geschäftserwartungen bewegen sich insgesamt im neutralen Bereich.

Baugewerbe boomt unverändert
Die Geschäftslage ist im Baugewerbe nahezu unverändert gut. Zwar wurde die Branche durch einen ungewöhnlich langen Winter behindert, doch blicken die Bauunternehmer zufriedener als bisher auf den Umfang ihrer Auftragsbücher. Es ist eine deutliche Ausweitung der Bautätigkeit in der nahen Zukunft beabsichtigt. Den Geschäften im kommenden halben Jahr sehen die Betriebe optimistisch entgegen.

Im Detailhandel hat sich die Geschäftslage leicht eingetrübt. Die Kundenfrequenz lag deutlichunter dem Vorjahreswert und die Warenlager werden von den Detailhändlern häufiger als zu voll erachtet. Die Ertragslage der Detailhändler hat sich in den vergangenen drei Monaten weiterverschlechtert. Obwohl die Mitarbeiterzahl als leicht zu hoch eingeschätzt wird, sind die Personalplanungen auf einen geringen Personalaufbau ausgerichtet. Die Unternehmen rechnenmit nahezu stabilen Umsätzen in der nahen Zukunft, planen aber wieder häufiger Preis­abschläge ein. Die Geschäftserwartungen sind insgesamt daher gedämpfter als bislang.

Grosshändler skeptischer
Die Grosshändler bewerten ihre momentane Geschäftslage als nicht mehr ganz so gut wie zu Jahresbeginn. Die Nachfrage ist in den vergangenen drei Monaten bei ihnen geschrumpft. Aller­dings konnten sie trotzdem die Warenbestände etwas reduzieren, so dass die Lager nun wenigerhäufig als zu voll beurteilt werden. Zu dieser Sichtweise trägt wohl auch bei, dass die Grosshänd­ler weiterhin mit einer Nachfragebelebung in den nächsten Monaten rechnen. Ihre Erwartungenbezüglich der Geschäfte in den nächsten sechs Monaten sind leicht positiv.

Im Gastgewerbe hat sich die Geschäftssituation wieder etwas abgekühlt. Trotzdem ist den Befragungsteilnehmern zufolge die Lage im Moment weniger schlecht als im ganzen Jahr 2012.Die Eintrübung geht vor allem auf die Bewertungen der Beherbergungsbetriebe zurück. In der Gastronomie hat sich die Geschäftslage kaum verändert. Die Betriebe des Gastgewerbes insge­samt rechnen mit einer Stabilisierung der Umsätze in der nächsten Zeit; sie wollen daher nicht mehr ganz so häufig die Mitarbeiterzahl reduzieren. In den Geschäftserwartungen der Befra­gungsteilnehmer im Gastgewerbe ist erstmals seit zwei Jahren die Hoffnung auf ein Ende der Talfahrt erkennbar.

Die Geschäftslage bei den Finanz­und Versicherungsdienstleistern ist nicht mehr so gut wie zu Jahresbeginn. Die Banken sind mit dem Inlandsgeschäft vorwiegend zufrieden, allerdings nicht mehr ganz so deutlich wie im Januar. Die Klagen der Banken über ein schwaches Auslands­geschäft haben weiter zugenommen. Die Mitarbeiterzahl der Banken ist nach ihren Angaben weiterhin etwas zu hoch, so dass der Personalabbau auch in der nächsten Zeit andauern dürfte. Bei den Versicherern ist die Geschäftslage weiterhin ausserordentlich gut. Die Versicherungs­unternehmen bewerten ihre Personaldecke als zu dünn. Sie wollen daher zusätzliche Mitarbeiter einstellen, wenn auch etwas zurückhaltender als im Winter.

Zunehmende Nachfrage nach Dienstleistungen
Bei den übrigen Dienstleistern ist die Geschäftslage gut und hat sich im April sogar weiter verbessert. Die Nachfrage nach den Dienstleistungen nahm in den vergangenen drei Monaten leicht zu. Die Mitarbeiterzahl wird weiterhin als etwas zu gering eingeschätzt. Daher sind auch in den nächsten drei Monaten Einstellungen von zusätzlichem Personal geplant, jedoch nicht mehr ganz so häufig wie zu Jahresbeginn. Hinsichtlich der Geschäfte im kommenden halbenJahr sind die befragten Dienstleister zuversichtlicher als bisher.

In die Ergebnisse der aktuellen KOF Konjunkturumfragen im April 2013 sind die Antworten von mehr als 6000 Unternehmen aus der Industrie, dem Baugewerbe und den wichtigstenDienstleistungsbereichen eingeflossen. Dies entspricht einer Rücklaufquote von etwa 52%. (KOF/mc/ps)

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