Einheitskasse treibt Kosten in die Höhe

Krankenkasse

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Studien haben gezeigt, dass sich mit alternativen Modellen viel Geld sparen lässt. (Foto: 18percentgrey – Fotolia.com)

Zürich – Keine Wahlfranchisen, keine wählbaren Versicherungsmodelle, keine Prämienermässigungen für Kinder und Jugendliche: Das wären die Konsequenzen einer Einheitskasse, sagt ein juristisches Gutachten des Rechtsprofessors Ueli Kieser, das heute vorgestellt wurde. Die Sparanreize würden wegfallen – und die Kosten würden stärker als heute steigen, warnt Krankenkassen-Experte Felix Schneuwly vom Internet-Vergleichsdienst comparis.ch. Denn heute sind 4 von 5 Schweizern in Modellen versichert, die zu einem sparsamen Verhalten animieren.

Welche Auswirkungen hätte die Einheitskrankenkasse wie sie im Initiativtext vorgesehen ist für die Schweiz? Antworten gibt Ueli Kieser, Professor für Sozialversicherungsrecht und öffentliches Gesundheitsrecht an der Universität St.Gallen, in einem Gutachten, welches er heute in Bern an einer Medienkonferenz vorgestellt hat. Das Gutachten wurde im Auftrag der Alliance Santé erstellt, einem Zusammenschluss von Parlamentariern und Exponenten des Gesundheitswesens gegen die Einheitskasse.

Gemäss Initiativtext würde pro Kanton eine für alle Einwohner gleich hohe Prämie festgesetzt, die sämtliche Kosten decken müsste. Dies bedeutet auch: Die Versicherten könnten keine individuellen Franchisen wählen und damit Prämien sparen, die Wahl eines alternativen Versichertenmodelles und der zugehörige Prämienrabatt würden entfallen – und auch für Kinder und Jugendliche wären keine vergünstigten Prämien mehr möglich.

Vier von fünf Schweizern mit Prämienreduktion
Eine Analyse des Internet-Vergleichsdienstes comparis.ch zeigt: Derzeit profitieren vier von fünf Schweizern von einer Prämienreduktion, weil sie eine entsprechende Franchise und/oder ein entsprechendes Versicherungsmodell wählen oder weil sie als Kinder oder Jugendliche nur eine reduzierte Prämie zahlen müssen. Ausserdem zeigen die Zahlen von comparis.ch, dass alternative Versicherungsmodelle in den letzten Jahren einen regelrechten Boom erleben. Während 2007 noch 19 Prozent der Versicherten alternative Modelle hatten, sind es heute schon über die Hälfte, nämlich 61 Prozent (siehe Grafik).

«Die alternativen Versicherungsmodelle und Wahlfranchisen entsprechen einem Bedürfnis der Versicherten. Sie helfen, Kosten der medizinischen Versorgung zu sparen», sagt Felix Schneuwly, Krankenkassen-Experte von comparis.ch. Das beliebteste Alternativmodell 2014 ist das Hausarztmodell mit 37 Prozent der Versicherten. 12 Prozent haben ein HMO-Modell und 12 Prozent ein Telmed-Modell gewählt. 39 Prozent haben die Grundversicherung im Standardmodell, wie Zahlen des Versicherungsverbandes Santésuisse zeigen.

Kein Anreiz mehr für Kostenbremse
In den letzten Jahren hat die Politik alternative Versicherungsmodelle gefördert – mit dem Ziel, Kosten zu sparen. Wenn man diese Modelle abschaffen würden, hätte das verheerende Folgen, sagt Schneuwly: «Bis jetzt hatten Ärzte, Versicherte und Versicherer mit genau diesen Instrumenten einen Anreiz, die Kosten tief zu halten durch effiziente und qualitativ hochstehende medizinische Versorgungsmodelle.» Sprich: Wer eine hohe Franchise wählt, überlegt sich zweimal, ob er gleich zum Arzt geht, wenn es im Hals kratzt. Und wer ein Hausarztmodell hat, ist verpflichtet, zuerst zum Hausarzt zu gehen, bevor dieser ihn zu einer teuren Spezialarzt-Behandlung weiterleitet.

Alternativ-Modelle sparen Kosten
«Mit der kantonalen Einheitsprämie hätten die Versicherten keinen Anreiz mehr, ihre Kosten tief zu halten. Die Einheitskasse in der geplanten Form und auch die Ärzte hätten kein Interesse mehr, alternative Modelle anzubieten, weil die angesichts der Einheitsprämie im Kanton niemand mehr verlangen würde», sagt Felix Schneuwly. Studien haben gezeigt, dass sich mit alternativen Modellen viel Geld sparen lässt. So spart etwa das HMO-Modell im Vergleich mit dem Grundmodell 21 Prozent Kosten, beim Hausarztmodell sind es 16 Prozent und beim Telmed-Modell 4 Prozent, wie eine Publikation von 2012 darlegt. 1

Zum Thema Kostenwachstum lassen die Analysen des Gutachtens Kieser also eine düstere Prognose vermuten: Die kantonale Prämie der Einheitskasse müsste die entstehenden Kosten decken. Gleichzeitig sieht der Initiativtext gemäss dem Gutachten nicht vor, dass mit der einheitlichen Kantonsprämie auf eine Kostenreduktion hingewirkt wird. «Man muss kein Wahrsager sein, um vorauszusehen, was dann passieren würde», sagt Schneuwly. «Die Kosten im Gesundheitswesen würden rasant ansteigen.» (comparis.ch/mc/ps)

Verbreitung der Versicherungsmodelle der Grundversicherung  

Quelle : Santésuisse

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