Zürich – Die Stimmung in der Schweizer Industrie hat sich im Februar zum Vormonat nicht gross verändert. Der entsprechende Einkaufsmanager-Index (PMI) legte zwar leicht zu, blieb damit aber weiter unter der Wachstumsschwelle. Die Umfrage fand allerdings zu einem guten Teil vor der Zuspitzung der Coronavirus-Krise statt.
Konkret stieg der PMI Industrie im Berichtsmonat um 1,7 auf 49,5 Punkte, wie die Credit Suisse, die den Index zusammen mit dem Branchenverband Procure.ch. berechnet, am Montag mitteilte. Damit notiert er nunmehr auf dem höchsten Stand seit März 2019 und vergleichsweise wenig unterhalb der Wachstumsschwelle von 50 Punkten.
Positiv stimme, heisst es im Begleitkommentar, dass das Produktionsniveau im Vergleich zum Vormonat beinahe gehalten werden konnte und die Subkomponente «Beschäftigung» sogar über dieser notiere – Spiegelbild dafür, dass sich die Arbeitsmarktlage nicht eintrübe. Verhaltener präsentiere sich hingegen die Auftragslage: Mit nur 45,6 Zählern liege die Subkomponente «Auftragsbestand» deutlich unterhalb der Wachstumszone, was in Zukunft keine Produktionssteigerungen erwarten lasse.
Probleme in den Lieferketten
Der Anstieg der Lieferfristen – die entsprechende Subkomponente stieg im Februar um 8,1 auf 55,9 Punkte – sei im gegenwärtigen Umfeld ebenfalls kein gutes Zeichen, meinen die CS-Ökonomen. Normalerweise deuten längere Lieferfristen nämlich auf höhere Kapazitätsauslastungen hin, weshalb ein Subkomponentenanstieg (deutlich) positiv in den Gesamt-PMI-Index einfliesst.
Derzeit dürften die Lieferfristen aber nicht wegen Kapazitätsauslastung, sondern wegen Lieferunterbrüchen durch Massnahmen gegen die Verbreitung des Coronavirus länger werden. Offensichtlich gebe es erste Probleme in den Lieferketten.
Der Einfluss des Coronavirus auf die Umfrage könnte sich denn auch in Zukunft noch deutlich stärker manifestieren. Die Antworten zur Februar-Umfrage kamen laut Credit Suisse nämlich rund zur Hälfte zwischen dem 21 bis zum 23. Februar, die andere Hälfte vom 24 bis 25. Februar. Die Ausbreitung in Europa und damit die grosse Panik an den Aktienbörsen begann aber erst letzte Woche, d.h. ab dem 24. Februar.
Dienstleistungs-PMI gesunken
Etwas entgegengesetzt zum PMI Industrie lief die Entwicklung im Dienstleistungssektor. Dort sank der PMI zwar um deutliche 5,4 Punkte, liegt aber mit einem Stand von 51,9 Zählern nach wie vor in der Wachstumszone. Dies war seit November 2015 – mit Ausnahme vom Juli 2019 – immer der Fall.
Das Absinken im Berichtsmonat scheine vor allem eine Normalisierung nach dem aussergewöhnlich starken Indexanstieg im Vormonat zu sein, so die CS-Ökonomen. Insgesamt setze sich der zwar schwache, aber stetige Wachstumstrend im Dienstleistungssektor fort. Nach wie vor finde die Nachfrageschwäche jedenfalls in erster Linie im Industriesektor statt.
Der PMI und das KOF Konjunkturbarometer gelten als die beiden wichtigsten Frühindikatoren für die Schweizer Wirtschaft. Das KOF-Barometer signalisierte zuletzt eine Aufwärtsbewegung – die Hauptkomponente beruhte aber ebenfalls auf einer Umfrage, die vor dem Ausbruch des Coronavirus in Norditalien durchgeführt worden war. (awp/mc/ps)