Schweizer Wirtschaft kann sich der Flaute in Europa nicht entziehen
Zürich – Die Schweizer Industrie kann sich der globalen Wachstumsschwäche nicht ganz entziehen. Die Einkaufsmanager der Schweizer Industrieunternehmen zeigen sich viel pessimistischer als noch vor Monatsfrist. Der Rückgang kommt für Ökonomen aber nicht unerwartet.
Der sogenannte Purchasing Managers› Index (PMI, saisonbereinigt) sackte im März zum Vormonat um 5,1 Punkte auf 50,3 Zähler ab. Dies ist der tiefste Stand seit Dezember 2015 und der stärkste Rückgang seit November 2008. Der PMI notiert nur noch wenig über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten und unter dem langjährigen Durchschnitt von 55 Punkten. Sämtliche Subindikatoren verloren im März an Terrain.
Der Rückgang sei wohl die Konsequenz der Wachstumsflaute im Ausland, vor allem der europäischen Industrie, heisst es in einer Mitteilung der Credit Suisse vom Montag. Die Grossbank berechnet den Index zusammen mit dem Fachverband für Einkauf und Supply Management.
Schweiz mitten in Europa
Der März-Rückgang sei heftig. «Überraschend ist es jedoch nicht, wenn wir die starke Abhängigkeit der Schweiz von Europa sehen», sagte Renato Flückiger, Chefökonom der Valiant Bank. In der Euro-Zone seien die PMIs mit 47,5 Punkten bereits unter die Wachstumsschwelle gefallen.
Valiant rechnete mit einem Rückgang. «Jedoch nicht ganz in diesem Ausmass», sagte Flückiger. Denn gerade der Schweizer Aussenhandel habe sich im Januar und Februar sehr gut gehalten. Auffallend sei, dass sich alle Subkomponenten verschlechtert hätten.
«Solche Umfragen sind häufig stark von einem allgemeinen Gefühl geprägt und einzelne Werte darf man nicht überinterpretieren», sagte Thomas Stucki, Chefanlagestratege der St. Galler Kantonalbank. Der Rückgang sei auch dem «allgemeinen Unsicherheitsgefühl» geschuldet, hervorgerufen durch den Brexit und den Schwierigkeiten der für die Schweiz sehr wichtigen deutschen Autoindustrie.
Eine rasche Veränderung der aktuellen Lage sei nicht erwarten, schreibt die CS. Die Unternehmen hätten bereits auf die Flaute reagiert und ihre Bestände der geringeren Nachfrage angepasst. Dies sei aber auch ein Zeichen dafür, dass sich der Produktionsrückgang nicht merklich verschärfen sollte. Positiv stimme die Tatsache, dass die Unternehmen nach wie vor Personal einstellten, wenn auch weniger verbreitet als in den Vormonaten.
Keine Rezession
Schweizer Wirtschaft dürfte aber insgesamt robust bleiben, stellen die Studienautoren fest. Der noch vor rund einem Jahr festgestellte «Mini-Boom» der Schweizer Wirtschaft sei rascher als erwartet zu Ende gegangen.
Auch der am vergangenen Freitag veröffentlichte KOF-Konjunkturbarometer signalisierte für die Schweizer Wirtschaft ein eher schwaches Wachstum in den kommenden Monaten. Der von ETH Zürich berechnete Frühindikator ist zwar im März zwar gestiegen, blieb aber unterdurchschnittlich. Immerhin wurde die jüngste Abwärtstendenz – zumindest vorerst – beendet.
Die Zeichen mehren sich, dass bis ins dritte Quartal deutlich weniger Dynamik aus den Ausrüstungsinvestitionen und dem Aussenhandel zu erwarten sind, sagte Valiant-Ökonom Flückiger.
«Wir gehen entsprechend von einer Wachstumsverlangsamung aber keiner Rezession hierzulande aus», erklärten die CS-Ökonomen. Der Binnenkonsum sollte solide bleiben, weil die Arbeitsmarktlage gut bleibe. Der Dienstleistungssektor erfreue sich zudem einer nach wie vor soliden Nachfrage.
Unterstützung könnte von kleinen und mittelgrossen Unternehmen (KMU) kommen. Diese zeigen sich nach einem schwierigen Februar wieder optimistischer. Der sogenannte Raiffeisen KMU PMI stieg im März um 3,7 auf 55,1 Punkte und steht damit klar über der Wachstumsschwelle von 50 Zählern. (awp/mc/ps)