Luzern – Die Innerschweizer Milchverarbeiterin Emmi ist im ersten Halbjahr 2021 erneut deutlich gewachsen. Dabei hat dem Unternehmen vor allem das Auslandgeschäft geholfen, in dem sich nach dem letztjährigen Einbruch Aufholeffekte bemerkbar machten. In der Schweiz litt Emmi hingegen unter dem wieder zunehmenden Einkaufstourismus und dem Rückgang der Hamsterkäufe.
Von Januar bis Juni verkaufte Emmi für 1,88 Milliarden Franken Produkte wie Toni-Joghurt, Kaltbach-Käse oder Caffè Latte. Das Betriebsergebnis (EBIT) stieg um 15,5 Prozent auf 29,4 Millionen und der Reingewinn erhöhte sich gegenüber der Vorjahresperiode um mehr als ein Fünftel auf 98,7 Millionen, wie Emmi am Mittwoch mitteilte.
Aufholeffekte als Treiber
Zulegen konnte das Unternehmen vor allem im internationalen Geschäft mit den 14 Tochtergesellschaften. In der Division Americas, die knapp 40 Prozent zum Umsatz beitrug, wuchs Emmi organisch um 11,9 Prozent. Dafür war nebst den Wachstumsmärkten Brasilien, Tunesien, Chile und Mexiko vor allem das Wachstum in den USA verantwortlich.
Dort hat sich das Restaurantgeschäft nach dem pandemiebedingten Einbruch vom vergangenen Jahr wieder erholt. «Es zeigten sich deutliche Aufholeffekte, so dass wir auch im Vergleich mit dem Vor-Krisen-Halbjahr wieder auf dem Wachstumspfad sind», erklärte Emmi-CEO Urs Riedener im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP.
Zudem hätten sich bestimmte Produkte sehr gut entwickelt. Bemerkenswert sei auch, dass sich manche Schwächen aus dem Vorjahr nun zu Stärken gemausert hätten und umgekehrt. «Insgesamt gibt das eine sehr gute, ausgeglichene Bilanz, aber unter der Oberfläche gibt es viele Bewegungen von Umsätzen, die sich unterschiedlich entwickelt haben», sagte er.
Bei der Division Europa hat laut der Mitteilung vor allem der Verkauf von Caffè Latte, italienischen Dessertspezialitäten und veganen Produkten zugelegt. Die Europäischen Tochtergesellschaften legten total um 4,9 Prozent zu.
Schweizer Division wieder schwächer
Anders als bei den Auslanddivisionen büsste das grösste Geschäft in der Schweiz an Umsatz ein, weil sich das sehr gute Geschäft vom Vorjahressemester wieder abschwächte. Vor einem Jahr waren die Verkäufe vor allem im Detailhandel wegen Hamsterkäufen und geschlossenen Grenzen regelrecht durch die Decke gegangen waren.
Nun allerdings kaufen viele Schweizer Konsumenten wieder im Ausland Lebensmittel ein und bauen die Vorräte wieder ab, was zu einer Umsatzabnahme führte. Im Vergleich zum Vorkrisenjahr liege man jedoch darüber, erklärte Riedener.
Riedener sieht für die Gastronomie, die für Emmi auch ein wichtiger Abnehmer ist, keine allzu baldige Erholung. «Ich glaube, dass die Gastronomie Jahre brauchen dürfte, bis sie wieder auf dem normalen Niveau ist», sagte er.
«Wenn die Leute künftig vielleicht drei Tage im Büro sind und den Rest im Homeoffice, verändern sich auch die Ernährungsgewohnheiten», so Riedener. Von zuhause aus gehe man nicht ins Restaurant zum Mittagessen, dafür greife man vielleicht eher auf Convenience-Produkte zurück.
Pandemie bleibt Risikofaktor
Mit den vorgelegten Zahlen hat Emmi die im Frühling kommunizierten Umsatzerwartungen übertroffen. Deshalb erwartet das Unternehmen nun mit 2 bis 3 Prozent auch für das Gesamtjahr ein leicht höheres Wachstum als ursprünglich angenommen (1-2%).
«Es sind sehr gute Resultate, aber es gibt auch weiterhin ein paar Herausforderungen», sagte Riedener. Die weiterhin grassierende Pandemie und auch die Inflation sieht er als Risiko. In den USA sehe man bereits eine Inflation der Arbeitskosten, erklärte er. Die Wirtschaft sei überhitzt, was zu höheren Lohnkosten führe. «Sprich: Inflation ist für uns ein grosses Thema, und das wird auch zu Preiserhöhungen führen – denn Inflation können wir nicht tragen», sagte er. (awp/mc/pg)