Emmi-Produkte werden auch 2023 teurer
Luzern – Der Innerschweizer Milchverarbeiter Emmi hat im letzten Jahr mit der Teuerung gekämpft – die Profitabilität hat gelitten. Die Preiserhöhungen zeigten zwar vor allem im zweiten Semester Wirkung. Doch die Spitze des Eisbergs ist laut dem Management noch nicht erreicht.
Die Kosten seien im vergangenen Jahr durchs Band gestiegen, erklärte Emmi-CEO Ricarda Demarmels am Mittwoch anlässlich der Jahresmedienkonferenz in Luzern. So wurden alle möglichen wichtigen Bereiche wie Energie, Transport oder auch Verpackung teurer. Hinzu kam die inflationsbedingte Lohnrunde, die die Situation laut der Chefin noch zusätzlich anheizte.
Am Ende lagen die Kosten, die Emmi zu bewältigen hatte, um 300 Millionen Franken höher als üblich, wie Demarmels sagte. Dies sei eine enorme Summe wenn man bedenke, dass Emmi «nur» 200 Millionen Franken Gewinn mache, sagte sie.
Emmi sei diesen höheren Kosten «entschieden» entgegengetreten und habe alle Hebel in Bewegung gesetzt, so die Geschäftsleiterin. So habe man Effizienzmassnahmen beschleunigt, Kosten gespart, wo man nur konnte, und auch «verantwortungsvolle Preiserhöhungen» durchgesetzt.
Verbesserung im zweiten Halbjahr
«Diese Verkaufspreissteigerungen begannen sich nachhaltig zu setzen und auch die Effizienzbemühungen waren vor allem im zweiten Halbjahr erfolgreich», ergänzte Oliver Wasem, der bis zur Übernahme des designierten Finanzchefs Sacha Gerber im Sommer interimistisch die finanziellen Geschicke von Emmi leitet.
In der Folge stieg die bereinigte EBIT-Marge als Mass für die Profitabilität von gut 5 Prozent im ersten auf über 7 Prozent im zweiten Halbjahr.
Doch für das laufende Jahr folgen weitere Preisanpassungen, wie das Management erklärte. «Wir sehen den Peak bei den Beschaffungskosten noch nicht überschritten», so Demarmels.
Preissteigerungen, wo Inflation am höchsten ist
Bei welchen Produkten und in welchen Märkten das Unternehmen die Preise weiter erhöht, wollte die Chefin, die ihr Amt im Januar angetreten hat, allerdings im Gespräch mit AWP nicht genauer konkretisieren. Man erhöhe die Abgabepreise dort, wo es nötig sei, sagte sie. Grundsätzlich seien die Erhöhungen «durch die inflationäre Entwicklung getrieben».
Für die Schweizer Fans von Caffè Latte, Gerber Fondue oder Energy Milk dürfte das eine gute Nachricht sein, denn hierzulande ist die Inflationsrate bekanntlich deutlich kleiner als in anderen Regionen der Welt. Möglicherweise sieht Emmi hier deshalb keinen Bedarf für Preiserhöhungen.
Konsumenten halten sich zurück
Wenn ein Unternehmen die Preise erhöht, besteht bekanntlich die Gefahr, dass sich die Käufer die Produkte nicht mehr leisten können oder wollen und stattdessen zu günstigeren Alternativen greifen. Dieses sogenannte Trading-Down beobachtet auch Emmi inzwischen, etwa in den USA, wo die Konsumenten weniger Käse von der Theke kaufen.
«Man muss aber auch sehen, dass der Käsebereich während der Pandemie einen Höhenflug erlebt hat und sich nun allmählich wieder auf einem normalen Level einpendelt», relativierte Demarmels. Zudem sehe man das Trading-Down nur in ganz kleinem Masse.
Dass die Leute sparen, merkt Emmi allerdings im Bio-Geschäft in Deutschland. Die dortige Biomilch-Tochter «Gläserne Molkerei» steckt in der Krise, weshalb der Konzern einen Abschreiber von 13 Millionen Franken auf sie vornahm. Deutschland sei am stärksten von der Rezession betroffen, sagte Demarmels. «Aber in der Schweiz verkaufen wir Bioprodukte nach wie vor sehr gut», betonte sie. (awp/mc/pg)