«Empörte» in Zürich geben noch nicht auf

«Empörte» in Zürich geben noch nicht auf

Ausharren bei Kälte: Protestierende auf dem Zürcher Paradeplatz.

Zürich – Die Proteste der Empörten gegen das Finanzsystem in Zürich gehen in der neuen Woche weiter: Die Aktivisten haben sich in der Altstadt niedergelassen. Am Wochenende protestierten sie friedlich und farbenfroh auf dem Zürcher Paradeplatz. Rund 50 Aktivisten harrten in eisiger Kälte auf dem Platz mitten im Zürcher Finanzzentrum zwei Nächte aus.

Erst als die Zürcher Stadtpolizei die Besetzer am Montagmorgen kurz nach halb Sieben erneut aufforderte, den Platz definitiv freizugeben, zogen sie ab. Sie klappten ihre Zelte zusammen, rollten die selbstgebastelten Banner und Plakate ein und entsorgten Abfälle.

Umzug auf Lindenhof
Mit Ruck- und Schlafsack unter dem Arm zogen sie über die Bahnhofstrasse auf den Lindenhof, einen Platz hoch über der Zürcher Altstadt. Dort wollen sie campieren. Wie es im Detail weitergeht, ist noch unklar. Die Aktivisten wollen sich an einer Versammlung besprechen, zu der auch die Bevölkerung eingeladen ist. Beim Stadtzürcher Polizeidepartement war am Montagvormittag auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda keine Stellungnahme erhältlich. Es werde frühestens am Nachmittag Auskunft erteilt, hiess es. Wie ein Sprecher der Stadtpolizei am Montagmorgen am Paradeplatz sagte, gab es keine Lärmklagen und auch keine Sachschäden.

Erneute Kundgebung denkbar
Unter dem Motto «Rettet Menschen, nicht Banken» demonstrierten am Samstag gegen 1000 Personen auf dem Paradeplatz. Mit einer farbenfrohen und friedlichen Kundgebung protestierten sie gegen die Grossbanken UBS und Credit Suisse und das Finanzsystem. Zur Aktion «Occupy Paradeplatz» hatten unter anderem die Jungsozialisten (Juso) und die jungen Grünen aufgerufen. An der Veranstaltung nahmen auch Vertreter der umstrittenen Gruppierung «We are change» und «Echte Demokratie jetzt» teil. Auch in Bern, Basel und Genf gab es Proteste.

Jusos zufrieden
Die Juso zogen nach dem Wochenende ein positives Fazit. «Wir haben ein wichtiges Zeichen gegen den Kapitalismus gesetzt», sagte Juso-Präsident David Roth zur sda. Die Botschaft der Juso, nämlich die Absage an ein ungerechtes und zynisches Finanzsystem, sei angekommen. Es sei denkbar, dass auf dem Paradeplatz am Samstag erneut eine Kundgebung stattfinde. Auch andere Jungparteien wollen die Aktion weiterführen. Die Jungen Grünen lassen auf Facebook Sprüche bewerten, die am Samstag mit Kreide auf den Paradeplatz gemalt worden sind. Der Spruch, der am meisten Stimmen erhält, soll auf T-Shirts gedruckt werden, teilten die Jungen Grünen des Kanton Zürich mit.

Jungfreisinnige: «Rücksichtslose Aktion»
An der Besetzung wird aber auch Kritik laut. Die Jungfreisinnigen der Stadt Zürich sind verärgert über die «rücksichtslose Aktion», wie sie in einer Mitteilung schreiben. Die Bewegung habe das Wochenende anderer Bürger gestört. Touristen sei das Bild einer chaotischen Schweiz vermittelt worden. (awp/mc/ps)

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