Ems-Chemie mit neuen Rekorden und überraschendem Optimismus

Magdalena Martullo-Blocher

Magdalena Martullo-Blocher, VR-Delegierte Ems-Chemie. (Bild: Ems-Chemie)

Ems-Chefin Magdalena Martullo-Blocher. (Bild: Ems-Chemie)

Domat/Ems – Der Chemiekonzern Ems hat im vergangenen Geschäftsjahr 2014 erneut ein Rekordergebnis erzielt und seinen Umsatz auf fast zwei Milliarden Franken gesteigert. Wegen der starken Frankenaufwertung will das Unternehmen Effizienzprogramme beschleunigen. Der Standort Schweiz steht jedoch nicht zur Debatte. Der unerwartet zuversichtliche Ausblick auf 2015 treibt die Aktie nach oben.

Der Umsatz legte um 4,6% auf 1,97 Mrd CHF zu, in Lokalwährungen gerechnet hätte der Anstieg sogar 7,8% betragen. Das Betriebsergebnis auf Stufe EBITDA wuchs um 13% auf 478 Mio und auf Stufe EBIT um knapp 15% auf 423 Mio. Der Reingewinn lag mit 349 Mio um 7,9% über dem Vorjahreswert. Die Aktionäre sollen mit einer Dividende von 12 CHF pro Aktie profitieren. Das ist ein Franken mehr als im Vorjahr.

Bekenntnis zur Schweiz
Die brüske Aufwertung des Schweizer Frankens trifft das Unternehmen mit Hauptproduktionsstandort im bündnerischen Domat/Ems besonders hart. Wie Firmenchefin Magdalena Martullo am Freitag vor den Medien erklärte, fallen die Personalkosten zur Hälfte in der Schweiz an, jedoch nur 2% des Umsatzes werden in Schweizer Franken fakturiert. «Wir haben keinen Natural Hedge», stellte sie fest, um gleich auch klar zu machen: «Wir wollen auch keinen aufbauen!»

«Wir stehen zum Standort Schweiz, er steht nicht zur Debatte», so die Lenkerin des Spezialchemieunternehmens. «Aber wir müssen ihn konkurrenzfähig machen», sagte sie mit Blick auf das Versprechen, den in Schweizer Franken gerechneten Betriebsgewinn auf Vorjahresniveau zu halten. «Das wollen wir durch Mehrverkäufe und beschleunigte Effizienzmassnahmen erreichen», sagte Martullo.

Jeder Stein wird umgedreht
Das laufende Effizienzprogramm werde daher beschleunigt und ergänzt. Geplant sei eine Vielzahl von Massnahmen weltweit, «jeder Stein wird umgedreht», sagte Martullo. Ems wolle die Abläufe weiter verbessern, mehr in Euro einkaufen und in Dollar verkaufen.

Arbeitszeitverlängerungen seien dagegen derzeit nicht geplant, hierzulande gelte bereits eine Wochenarbeitszeit von 43 Stunden. Die Angestellten sollen nicht für weniger Lohn mehr arbeiten, sondern gute Lösungen für Produktionsverbesserungen bringen, so Martullo. «Man kann immer noch besser werden – die ausgepresste Zitrone gibt es nicht», betonte sie.

Den Wechselkurseinbussen will Ems zudem mit einer Verkaufsoffensive für Neugeschäfte begegnen. Martullo erwähnte neben neuen Teilen für Autos etwa Steckverbinder für LEDs, Gehäuse für Überwachungskameras, Scharniergelenke für Smartwatches oder Teile für Kaffeemaschinen, wo Ems-Materialien eingesetzt werden.

Vier neue Werke in China
Ems werde auch dieses Jahr 40 bis 60 Mio CHF investieren, den Hauptteil wie bisher in der Schweiz. Die Zahl der Mitarbeitenden hierzulande werde sich in der Summe aber nicht verändern. Zuletzt beschäftigte das Unternehmen 1002 seiner 2865 Mitarbeiter in der Schweiz.

Während der Personalbestand in der Schweiz stagnieren dürfte, expandiert der Konzern in den Wachstumsregionen. In den nächsten Jahren werde Ems vier zusätzliche Werke in China eröffnen, sagte die Konzernchefin. Damit werde das Unternehmen, das zuletzt 62% der Erlöse als Zulieferer der Autoindustrie verdiente, in dem für die Branche immer wichtigerem Markt mit neun Standorten präsent sein.

Optimistischer Ausblick
Mit Blick auf das Umfeld zeichnete Martullo ein verhalten zuversichtliches Bild. Vor allem die Hauptmärkte in China und den USA dürften sich nach Ansicht der Firmenlenkerin positiv entwickeln, allerdings mit tieferen Wachstumsraten als bisher. Europa dürfte sich hingegen weiter eher verhalten entwickeln.

Als Ausblick für 2015 stellt Ems – für den Markt überraschend – in Schweizer Franken einen leichten Umsatzrückgang und einen EBIT auf Vorjahresniveau in Aussicht. Nicht zuletzt dieser Optimismus treibt die zuvor arg gebeutelte Aktie bis zum Handelsschluss um 5,7% auf 391,25 CHF nach oben. (awp/mc/upd/ps)

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