Domat/Ems – Die auf Polymere und Spezialchemikalien ausgerichtete Ems-Gruppe hat 2017 eine ansehnliche Gewinnsteigerung erzielt. Die überdurchschnittlichen Gewinnmargen gingen aber etwas zurück. Für 2018 ist das von SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo geführte Unternehmen zwar zuversichtlich, hebt aber den Mahnfinger.
Der Umsatz knackte im abgelaufenen Geschäftsjahr mit 2,15 Mrd CHF (+8,2%) die Marke von 2 Milliarden Franken. Diesen Wert wollte Ems eigentlich bereits 2015 ins Visier nehmen – bevor der Frankenschock einen Strich durch die Rechnung machte.
«Wir wären auch ohne die vorgenommenen Preiserhöhungen über diese Marke gekommen», erklärte Martullo am Freitag vor den Medien. Die höheren Verkaufspreise wurden nötig, weil sich die für das Unternehmen relevanten Rohstoffe markant verteuerten. «Das war unsere grösste Herausforderung im letzten Jahr», sagte die Konzernlenkerin.
Tiefere Marge
Die höheren Rohstoffkosten schlugen sich aber etwas in der Marge nieder. So hielt der operative Gewinn auf der Stufe EBIT mit plus 6,3% auf 582 Mio CHF nicht ganz mit dem Umsatz Schritt – die entsprechende Marge sank um 0,5 Prozentpunkte auf 27,1%. Unter dem Strich ergab sich ein ebenfalls 6,3% höherer Reingewinn von 484 Mio CHF.
Martullo stört sich nicht an der leicht tieferen Profitabilität: «Auch bei voll weitergegebenen Rohstoffkosten sinkt die Marge automatisch etwas», stellte sie fest. Wichtiger sei, dass Ems im Berichtsjahr weiter mit diversen kleinen Massnahmen an der Effizienz gearbeitet habe. Und überhaupt: Andere Autozulieferer arbeiten zum Vergleich mit einer Marge im Bereich von 7-8%.
Operativ lief es dem Unternehmen gut. Zwar halbierte sich das Wachstum der globalen Automobilindustrie in 2017. Doch mit Neugeschäften im Hauptbereich, aber auch mit neuen Anwendungen ausserhalb des Automobilsektors wurden erneut neue Abnehmer gefunden. So werden etwa Skitourenschuhe eines Anbieters oder die Spielkonsole «Nintendo Switch» neu aus leichten Ems-Polymeren gefertigt.
Auch der zwar noch langsame, aber sich beschleunigende Trend hin zu Hybrid- und Elektroautos beunruhigt Ems nicht. Auch hier gelte es für die Industrie, Metallbauteile durch Kunststoff zu ersetzen, um das Gewicht der Fahrzeuge zu reduzieren.
Höhere Dividende und personelle Änderungen
Für die Aktionäre wird die Ausschüttung einer um 1,50 auf 14,50 CHF erhöhten ordentlichen Dividende sowie einer ausserordentlichen von 3,50 (4,00) CHF beantragt. Damit gelangen in der Summe 18 CHF zur Ausschüttung.
Ferner beruft Ems per sofort Darko Radanovic in die Geschäftsleitung. Er soll in einem Jahr die Leitung des Bereiches Ems-Grivory Europa übernehmen; die Position wird dann wegen einer Pensionierung frei. In der Geschäftsleitung ersetzt Radanovic Jürgen Spindler, der aus persönlichen Gründen per Ende März 2018 ausscheide. Spindler hatte erst vor einem Jahr Einsitz in dem Gremium genommen.
EMS bleibt auf der Hut
Mit Blick nach vorne gibt sich Martullo zwar optimistisch, aber auch vorsichtig. So stünden fast alle Einkaufsmanagerindizes rund um den Globus im grünen Bereich. «Das macht mich skeptisch», erklärte sie. Martullo mache bereits Anzeichen von Überhitzung aus und auch die Inflationserwartungen seien im Steigen begriffen.
Die Ems-Chefin dazu: «Ems bleibt auf der Hut.» Das Unternehmen rechne mit weiteren Preiserhöhungen im laufenden Jahr und auf einen allfälligen Konjunkturwechsel bereite man sich mit Effizienzprogrammen vor.
Nichtsdestotrotz stellt Ems für das Geschäftsjahr 2018 – wie üblich zu Jahresbeginn – Nettoumsatz und EBIT leicht über Vorjahr in Aussicht. Nach Lesart des Unternehmens bedeutet dies eine Steigerung von bis zu 10%.
An der Börse gab es Applaus für Ems: Die Valoren schlossen am Freitag in einem schwachen Gesamtmarkt 1,9% höher auf 638,50 CHF. (awp/mc/upd/pg)