Ems schüttelt Corona-Delle locker ab
Domat/Ems – Als hätte es Corona nie gegeben: Ems-Chemie hat im ersten Halbjahr 2021 wieder so viel verdient wie vor der Krise. Nach dem massiven Einbruch im Vorjahr erreichte der Spezialchemiekonzern bereits wieder neue Höchstwerte.
Die hochleistungsfähigen Kunststoffe von Ems-Chemie kommen in vielen Anwendungen zum Einsatz. Vor allem die Autobauer setzten auf die Ems-Polymere als leichtere Alternative zu Stahl und Co. Der grösste Kundenmarkt von Ems, er steuert mehr als sechs von zehn Franken zum Umsatz bei, hat sich zuletzt wieder erholt.
Weltweit gingen von Januar bis Juni rund 32 Prozent mehr Fahrzeuge vom Band, erklärte Firmenchefin Magdalena Martullo am Freitag vor den Medien. Im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 liege das Niveau aber immer noch 11 Prozent tiefer.
Chipmangel bremst
Martullo schätzt, dass rund die Hälfte des Rückgangs auf den Chipmangel zurückzuführen ist. Weil die Halbleiter an allen Ecken und Enden fehlen, sahen sich die Autobauer zuletzt gezwungen, ihre Produktion zu drosseln oder gar Fabriken vorübergehend zu schliessen.
Das ergab für den Autobmobilmarkt die seltene Situation, dass deutlich weniger Autos produziert als nachgefragt wurden. Die Folge davon: Neue Fahrzeuge würden derzeit über dem Listenpreis verkauft, gleichzeitig sei der Occasionsmarkt «explodiert», sagte die Ems-Chefin.
In Zahlen ausgedrückt setzte Ems mit seinen Polymeren sowie mit Spezialitätenchemie von Januar bis Juni 1,17 Milliarden Franken um, satte 37,9 Prozent mehr als im Vorjahr. 2020 hatten die Auswirkungen die Verkäufe um rund ein Viertel schrumpfen lassen.
Doch Ems-Produkte stecken nicht nur in Autoteilen. Das Unternehmen generierte zuletzt erneut Neugeschäfte – gerade auch ausserhalb des Automobilsektors. Die Kunststoffe aus Domat/Ems und anderen Standorten werden auch in Brillen, Skischuhen, Elektrowerkzeugen oder Banknoten verwendet. Und neu werden auch Schaufeln für Wasserturbinen daraus gefertigt.
Steigende Rohstoffkosten
Eine der grössten Herausforderungen für Ems besteht in den stetig steigenden Rohstoffpreisen. Darum musste Ems «bereits beinahe wöchentlich» die Verkaufspreise erhöhen. «Wir haben die klare Devise, dass die steigenden Inputkosten konsequent weitergegeben werden», betonte Martullo.
Und das offenbar mit guten Erfolg: Ems steigerte im Semester den Betriebsgewinn EBIT noch deutlicher als den Umsatz um 41,6 Prozent auf 321 Millionen Franken. Die entsprechende Marge ging um 0,7 Prozentpunkte auf 27,5 Prozent nach oben.
Damit erreichten Umsatz und Betriebsergebnis währungsbereinigt neue Höchstwerte in der 85-jährigen Unternehmensgeschichte, erklärte Martullo.
Ausblick bestätigt
Am Ausblick für das gesamte Jahr hat sich nichts geändert. Für 2021 geht Ems von einem höheren Umsatz und einem höheren Betriebsergebnis (EBIT) als im Vorjahr aus.
2020 hatte Ems einen Umsatz von 1,80 Milliarden Franken und einen EBIT von 515 Millionen erzielt.
Die Börse freute sich ob der Ergebnisse und zahlte für die Papiere am Freitagnachmittag 1 Prozent mehr als am Vortag. (awp/mc/pg)