Domat/Ems – Die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie haben beim Spezialchemiekonzern Ems deutliche Spuren hinterlassen. Umsatz und Gewinn sind im Geschäftsjahr 2020 deutlich eingebrochen. Die hohen Margen konnte das Unternehmen aber verteidigen.
Die hochleistungsfähigen Kunststoffe von Ems-Chemie kommen in vielen Anwendungen zum Einsatz. Vor allem die Autobauer setzten auf die Ems-Polymere als leichtere Alternative zu Stahl und Co. Der grösste Kundenmarkt von Ems, er steuert fast sechs von zehn Franken zum Umsatz bei, brach zuletzt aber massiv ein.
Weltweit gingen im vergangenen Jahr 16 Prozent weniger Fahrzeuge vom Band, erklärte Firmenchefin Magdalena Martullo-Blocher am Freitag vor den Medien. Im ersten Semester waren es im Zuge der verordneten Schliessungen zur Eindämmung der Pandemie noch minus 34 Prozent.
Wie so oft gehe China der Erholung voran, sagte Martullo. Gleichzeitig liess es sich die SVP-Nationalrätin nicht nehmen, mehr als einmal ihre Unzufriedenheit mit der Corona-Politik des Bundesrates durchblicken zu lassen.
Nicht nur im Auto
Die Schwäche der Autobauer hinterliess auch Spuren bei Ems: Insgesamt setzte das Unternehmen mit seinen Polymeren sowie mit Spezialitätenchemie 1,80 Milliarden Franken um, das sind deutliche 16,3 Prozent weniger als im Vorjahr.
Währungen und Devestitionen ausgerechnet wären die Ems-Verkäufe um 11 Prozent geschrumpft. Man habe sich also besser geschlagen als der gesamte Auto-Markt, betonte Martullo.
Den Ems-Produkte stecken nicht nur in Autoteilen. Das Unternehmen generierte zuletzt erneut Neugeschäfte – gerade auch ausserhalb des Automobilsektors. Die Kunststoffe aus Domat/Ems und anderen Standorten werden auch in Brillen, Skischuhen, Elektrowerkzeugen oder Banknoten verwendet.
Auch die «Corona-Produkte» aus dem Hause Ems liefen laut Martullo gut. Die Polymere finden auch Anwendung in Schutzbrillen und Visieren, Beatmungs- und Atemschutzmasken oder in Behältern für Desinfektionsmittel.
Hohe Marge verteidigt
Die Neugeschäfte – diese können in der Regel mit besseren Margen abgeschlossen werden – und bereits früher eingeleitete Effizienzprogramme sorgten trotz der Umsatzbaisse für unverändert hohe Margen.
In Zahlen ausgedrückt lag der Betriebsgewinn auf Stufe EBIT mit 515 Millionen Franken zwar um 17,4 Prozent unter dem Vorjahreswert. Die entsprechende Marge ging aber lediglich um 0,4 Prozentpunkte auf immer noch sehr hohe 28,6 Prozent zurück.
Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 440 Millionen Franken – ein Minus von 17,3 Prozent. In der Folge sinkt die Dividende um 3 auf insgesamt 17 Franken je Aktie.
Personal gesucht
Nun brummen die Geschäfte wieder, das Jahr habe «erfreulich» begonnen. «Inzwischen arbeiten alle Mitarbeitende wieder voll», erklärte Martullo. Und mehr noch: «Wir suchen wieder händeringend Personal – vor allem in der Schweiz.»
Das hängt nicht zuletzt auch damit zusammen, dass Ems bereits ab 2019 eher auf der Bremse gestanden ist, wenn es um die Besetzung von freiwerdenden Stellen ging. Darum hat die Ems heute rund 5 Prozent weniger Mitarbeitende auf der Lohnliste stehen als noch vor einem Jahr.
Für das laufende Jahr geht Ems von einer weiteren wirtschaftlichen Erholung aus. Konkret rechnet das Unternehmen 2021 mit einem höheren Umsatz und einem höheren Betriebsergebnis als 2020. (awp/mc/pg)