Basel – Die erfolgsverwöhnte Endress+Hauser-Gruppe hat nach 2015 auch 2016 einen Gewinnrückgang verbuchen müssen. Dem weltweit in der Mess- und Automatisierungstechnik tätigen Familienunternehmen verblieben letztes Jahr unter dem Strich 153,5 Mio EUR.
Trotz dieses Minus von 6,8% zeigte sich die Leitung der Endress+Hauser-Gruppe (E+H) am Dienstag in Basel vor den Medien zufrieden mit Geschäftsjahr 2016. Die eigenen Erwartungen habe man zwar nicht erfüllt, doch habe sich E+H in einem schwierigen Umfeld im Branchenvergleich gut behauptet, sagte Chef Matthias Altendorf.
E+H hatte auch schon 2015 einen Gewinnrückgang hinnehmen müssen. Zuvor hatte die Gruppe mit Sitz in Reinach BL fünf Rekordabschlüsse in Folge verbuchen können. Noch stärker als beim Reingewinn war der Rückgang letztes Jahr beim Betriebsergebnis. Wegen Sondereffekten und einmaligen Abschreibungen lag das EBIT mit 215,5 Mio EUR um 14,2% unter dem Vorjahreswert.
Umsatzrendite unter Zielwert
Dass die Umsatzrendite deutlich unter den Zielwert von 13% geschrumpft ist, vermag Verwaltungsratspräsident Klaus Endress nicht zu beunruhigen. Auch die aktuellen 10,2% sind für ihn «wirklich gut». Allerdings hatte die Marge auch schon 15% betragen.
Vom Jahresgewinn von knapp 154 Mio EUR fliessen laut Endress 18% den Gesellschaftern zu. Die Dividende, die wegen des tieferen Gewinns gesenkt wurde, sei für ein Familienunternehmen «anständig», befand der Verwaltungsratspräsident.
Umsatzminus wegen Wechselkursen
Den Umsatz konnte E+H im Gegensatz zum Gewinn praktisch auf Vorjahresniveau halten. Mit 2,1 Mrd EUR ergab sich ein Minus von nur gerade 0,2%, wie das Unternehmen schon im März vermeldet hatte. Nach 2009 sei dies erst der zweite Umsatzrückgang in der Geschichte des 1953 gegründeten Unternehmens, sagte Endress.
Ursache des Rückgangs sind Währungseffekte, die den Umsatz um 50 Mio EUR drückten. Dagegen konnte E+H in Schweizer Franken, der Berichtswährung der Gruppe, um 2,2% zulegen.
Von den wichtigen Märkten entwickelten sich letztes Jahr namentlich Deutschland und die USA negativ. Dagegen konnte E+H etwa in Indien und in Russland sowohl beim Umsatz wie auch beim Gewinn zulegen. Und auch in China, seinem drittwichtigsten Markt, kehrte das Unternehmen auf den Wachstumspfad zurück.
Den in den letzten Jahren stetig angestiegenen Personalbestand hielt E+H 2016 nahezu stabil. Mit weltweit 13’003 Mitarbeitenden betrug das Wachstum 0,4%. In der trinationalen Region Basel, in der das Unternehmen schwergewichtig tätig, standen 5233 Angestellte auf der Lohnliste, davon 1629 in der Schweiz.
Dieses Jahr 150 neue Stellen
Im laufenden will E+H weitere 150 Stellen schaffen. Auf 160 Mio EUR veranschlagt sind die Investitionen, die sich letztes Jahr auf 150 Mio belaufen hatte. Die budgetierten 190 Mio wurde wegen des verhaltenen Geschäftsgangs nicht voll ausgeschöpft. Der grösste Brocken war 2016 mit Investitionen von 50 Mio CHF das eben erst eingeweihte neue Kompetenzzentrum für Durchflussmesstechnik in Reinach.
Für das laufende Jahr ist E+H zuversichtlich. Nach vier Monaten liege der Bestellungseingang über Budget, hiess es am Dienstag. Angestrebt werden ein einstelliges Umsatzwachstum und eine Steigerung der Umsatzrendite. (awp/mc/ps)