CKW-CEO Felix Graf. (Foto: Europa Forum Luzern)
Luzern – Die Energiewirtschaft befindet sich im Umbruch. Energieversorgungsunternehmen suchen nach neuen Strategien, um den Schritt hin zu zum Energiedienstleistungsunternehmen zu schaffen. Felix Graf, CEO Centralschweizerische Kraftwerke AG (CKW), ist Referent am Europa Forum Luzern von Mitte November 2015. Im Interview erläutert er, wie sich CKW für die Zukunft rüstet.
Europa Forum Luzern: Welche Bedeutung kommt innovativen Produkten im umkämpften Energiemarkt zu?
Felix Graf: Selten war die Energieversorgung, das Kerngeschäft von CKW, so spannend wie jetzt. Nach Jahrzehnten grosser Stabilität in einem monopolisierten Strommarkt befindet sich die gesamte Branche im Umbruch. Vor diesem Hintergrund wandelt sich CKW von einem klassischen Stromlieferanten zu einem Energiedienstleistungsunternehmen. Um in diesem zunehmend härter umkämpften Markt bestehen zu können, gilt es, die Kundenbedürfnisse frühzeitig zu erkennen und entsprechende Produkte und Dienstleistungen zu lancieren. Innovation bedeutet im Endeffekt nichts anders als zufriedene Kunden. Innovativen Produkten kommt daher in unserer Strategie eine fundamentale Bedeutung zu – nebst Aspekten wie Zuverlässigkeit und einem guten Preis-/Leistungsverhältnis. Diesen Anforderungen müssen wir gerecht werden, wollen wir die über 120-jährige Erfolgsgeschichte von CKW um weitere Kapitel ergänzen.
Welche Technologien sind besonders erfolgversprechend?
Erfolgversprechend sind diejenigen Produkte und Dienstleistungen, die dem Kunden einen gut ersichtlichen Mehrwert bringen und einfach anwendbar sind. Eine wichtige Rolle spielt auch die Regionalität: In Zeiten der Globalisierung bildet die lokale Verbundenheit ein identitätsstiftendes Element – auch in der Energiebranche. Daher bin ich überzeugt, dass unabhängige Klein- und Mikrokraftwerke, die erneuerbare Energien erzeugen, massiv an Bedeutung gewinnen werden, und zwar in Kombination mit einer dezentralen Speicherung. Plakativ formuliert: In Zukunft wird jeder über sein eigenes Kraftwerk verfügen.
Welche ökologischen Energielösungen mit erneuerbaren Energien und Energieeffizienz bietet die CKW an? Wohin geht die Entwicklung?
Diese Frage kann man anhand von zwei konkreten Beispielen sehr anschaulich beantworten. Erstens: Mit dem Spannungsregler CKW VoltControl bieten wir Unternehmen ein Produkt an, das in der Schweiz seinesgleichen sucht. Es garantiert dauerhaft Einsparungen von Stromkosten ohne Komfortverlust. Eines der ersten Geräte haben wir in diesem Sommer im Resort & Spa Seerose am Hallwilersee installiert. Mit Investitionskosten im sechsstelligen Bereich ist CKW VoltControl zugegebenermassen kein günstiges Produkt. Trotzdem lohnt sich die Anschaffung: Der Hotelier spart nun 16 Prozent Strom im Jahr, was seine Stromrechnung um rund 30‘000 Franken reduziert. Gleichzeitig ist der Materialverschleiss bei der Beleuchtung und verschiedenen elektronischen Geräten geringer, was nochmals mit jährlichen Einsparungen von rund 30‘000 Franken zu Buche schlägt. Es handelt sich daher meiner Meinung nach um ein Paradebeispiel für ein Produkt mit nachhaltiger Wirkung im Bereich Energieeffizienz.
Und das zweite Beispiel?
Beim Transport- und Logistikunternehmen Galliker in Altishofen haben wir ein europaweit einmaliges Projekt realisieren dürfen. Das Unternehmen kam mit dem Wunsch auf uns zu, die auf seinem Gelände zwischengelagerten Autos mit einer Photovoltaik-Anlage vor Hagelschäden zu schützen. Bei dieser anspruchsvollen Aufgabe konnten wir unser Know-How einbringen, sodass dem Kunden ein doppelter Nutzen entstand: Zum einen produziert er zusätzlichen Ökostrom und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Energiezukunft, zum anderen sind die Autos auf dem Firmengelände nun vor Hagel geschützt. CKW will ihren Kunden künftig vermehrt solche individuell abgestimmten Produkte und Dienstleistungen anbieten.
Welche Player sind aus Ihrer Sicht für das Gelingen der Energiewende besonders wichtig? Welche Rolle steht dem Energieunternehmen zu?
Die Rahmenbedingungen geben das Parlament und – in letzter Instanz – das Stimmvolk vor. Wie diese konkret aussehen werden, wird sich zeigen. Als CEO von CKW hoffe ich, dass es auch bei den Privatkunden zu einer baldigen Marktöffnung kommen wird. Denn nur wo der Markt spielt, gibt es auch Innovation. Allerdings braucht der Energiemarkt klare politische Leitplanken. Wenn nur Markt und Lobbyisten die Spielregeln bestimmen würden, wäre das nicht vorteilhaft für die Kunden. Denn es würden sich nur ein paar wenige Grossfirmen durchsetzen. Solche Monopolstellungen sollten vermieden werden.
Wie sieht die Energiezukunft aus?
Das 20. war das Jahrhundert des Öls und der Kernenergie. Das 21. wird das Jahrhundert der erneuerbaren Energien werden. Die grösste Herausforderung besteht darin, unregelmässig anfallende Energie zu speichern. Wenn man hier eine überzeugende technische Lösung findet, dann wird dies der dritten industriellen Revolution Tür und Tor öffnen. Dank erneuerbaren Energien avancieren Gebäude dann definitiv zu autarken Mikrokraftwerken. Überschüssige Energie wird ins Netz eingespeist und der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt. Auf den Strassen der Zukunft verkehren Steckdosen- und Brennstoffzellenfahrzeuge, die Strom über ein intelligentes und interaktives kontinentales Stromnetz kaufen und verkaufen können. Diese Veränderungen kommen schleichend auf uns zu… Früher oder später werden sie Realität sein. Davon bin ich fest überzeugt. (Europa Forum/mc/ps)
Über Felix Graf
Felix Graf, CEO der Centralschweizerischen Kraftwerke AG (CKW) und Mitglied der Konzernleitung der Axpo Holding AG.
Europa Forum Luzern behandelt Energiepolitik
Die Schweiz steht vor entscheidenden Fragen in der Energiepolitik. Es gilt, den stetig wachsenden Energiebedarf und die Erfüllung der Klimaschutzziele in Einklang zu bringen. Die politischen und wirtschaftlichen Dimensionen der Jahrhundertherausforderung Energie stehen auch im Zentrum des 29. internationalen Europa Forum Luzern vom 16. November 2015.
29. internationales Europa Forum Luzern
Jahrhundertherausforderung Energie
16. November 2015 in Luzern
Symposium: 10.10 Uhr bis 17.30 Uhr inkl. Imbiss und Netzwerk-Apéro Eintritt CHF 440.00
Öffentliche Veranstaltung: 18.30 bis 20.30 Uhr
(Eintritt frei, Anmeldung erforderlich)