ENSI: Aktionsplan Fukushima 2013 – Neun Schwerpunkte

Georg Schwarz

Georg Schwarz, Leiter des Aufsichtsbereichs Kernkraftwerke beim ENSI. (Bild: ENSI)

Bern – Im laufenden Jahr setzt das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI die Bearbeitung der identifizierten Punkte aus den Lessons Learned und dem EU-Stresstest fort. Im Aktionsplan Fukushima 2013 wurden dazu neun Schwerpunktthemen definiert.

Mit dem Aktionsplan Fukushima 2013 setzt das ENSI die Aufarbeitung der Reaktorkatastrophe in Fukushima fort. „Wir wollen mit der konsequenten Umsetzung der Erkenntnisse aus dem Unglück in Japan die Sicherheit der Schweizer Kernkraftwerke weiter verbessern“, erklärt Georg Schwarz, Leiter des Aufsichtsbereichs Kernkraftwerke beim ENSI.

Aktionsplan Fukushima 2013
Der Aktionsplan 2013 umfasst die Schwerpunktthemen:

Von den Punkten, die bearbeitet werden, stehen 13 im Zusammenhang mit den Folgearbeiten zum Bericht der interdepartementalen Arbeitsgruppe zur Überprüfung der Notfallschutzmassnahmen bei Extremereignissen in der Schweiz (IDA NOMEX). „Zwei Jahre nach dem Reaktorunglück in Fukushima sind über 90 Prozent der Lehren, die wir gezogen haben, in Umsetzung oder bereits erledigt“, betont Georg Schwarz.

Weitere Erhöhung der Sicherheitsmargen
Seit der Reaktorkatastrophe in Fukushima mussten die Schweizer Kernkraftwerke zahlreiche Nachweise erbringen. Diese zeigten, dass sie die gesetzlichen Anforderungen erfüllen. Darüber hinaus sind Sicherheitsmargen vorhanden, die vor allem auf die robuste Auslegung der besonders gegen externe Ereignisse geschützten Notstandsysteme der Werke zurückzuführen sind. Als Konsequenz aus dem Unfall in Fukushima hat das ENSI konkrete Nachrüstmassnahmen insbesondere gegen schwere Unfälle in den Schweizer Kernkraftwerken angeordnet. Ferner haben die Schweizer Kernkraftwerke aus eigener Initiative weitere Verbesserungen vorgenommen, beispielsweise die Beschaffung zusätzlicher mobiler Stromversorgungsaggregate, um insbesondere die Autarkie bei schweren Unfälle zu verbessern.

Die Erhöhung der Sicherheitsmargen bei auslegungsüberschreitenden Störfällen stellt dieses Jahr einen Untersuchungsschwerpunkt dar. „Wir wollen die Sicherheit der Bevölkerung und der Umwelt weiter verbessern“, erklärt Georg Schwarz. Deshalb sind aus den Ergebnissen der probabilistischen sowie deterministischen Analysen diejenigen Bereiche zu identifizieren, wo Nachrüstungen unter Berücksichtigung des Grundsatzes der Angemessenheit am meisten zu einer weiteren Verminderung der Gefährdung beitragen können.

Folgearbeiten im Bereich Erdbebenschutz
Nach dem Erdbeben in Fukushima verfügte das ENSI, dass die Betreiber der Schweizer Kernkraftwerke nachweisen, ob ihre Werke einem 10‘000-jährlichen Erdbeben standhalten. Diese Nachweise basierten auf Zwischenresultaten des PEGASOS Refinement Projects PRP. Die eingereichten Erdbebennachweise wurden im Sommer 2012 vom ENSI akzeptiert. Ende 2013 werden die definitiven PRP-Resultate vorliegen aufgrund deren die Erdbebennachweise zu aktualisieren sind. Dazu legt das ENSI das methodische Vorgaben und das Vorgehen fest.

Im laufenden Jahr wird das ENSI im Themenbereich Notfallmanagement neben Aufträgen aus IDA NOMEX auch das Problem der Schadstoffausbreitung in Fliessgewässern bearbeiten. Nach dem Reaktorunglück in Fukushima waren grosse Mengen an radioaktiv kontaminiertem Wasser in das Meer abgegeben worden. Das ENSI wird von den Betreibern eine Untersuchung fordern, in welchen Fällen mit grossen Mengen an radioaktiv kontaminiertem Wasser in ihrem Werk zu rechnen ist, auf welchen Wegen diese in die Umgebung gelangen können und mit welchen Methoden sie zurückgehalten, beziehungsweise minimiert werden können. Zur Situation in der Schweiz für den Fall der Abgabe grosser Mengen Radioaktivität in die Flüsse Aare und Rhein hat das ENSI bereits im vergangenen Jahr einen Bericht erarbeitet, der sich derzeit bei den betroffenen Bundesstellen und Kantonen in der Vernehmlassung befindet.

Externe Berichte analysiert
Das ENSI überprüft regelmässig, ob der Aktionsplan auf Grund neuer Erkenntnisse ergänzt werden muss. So hat die Aufsichtsbehörde auch im vergangenen Jahr verschiedene externe Berichte analysiert und auf Handlungsbedarf für die Schweizer Kernanlagen überprüft. Neben Berichten aus Japan sind insbesondere der Bericht der Kommission für nukleare Sicherheit KNS zur Reaktorkatastrophe in Fukushima und der Bericht des Peer-Review-Teams für die Schweiz zum EU-Stresstest zu nennen. Dabei wurden einige neue Aspekte identifiziert, welche  in die Arbeiten im Rahmen des Aktionsplans 2013 eingeflossen sind.

Hohes Sicherheitsniveau bestätigt
Der Aktionsplan 2013 umfasst auch einen Rückblick auf die Arbeiten im vergangenen Jahr. Der Aktionsplan 2012 behandelte die Schwerpunkte:

Zu den meisten Themen hat das ENSI bereits im Laufe des Jahres informiert. Einzelne Berichte folgen in den nächsten Wochen.

Lehren aus Fukushima gezogen
Bereits kurz nach dem Reaktorunglück in Fukushima hat das ENSI begonnen, die Ereignisse zu analysieren. Im Oktober 2011 legte die Schweizer Aufsichtsbehörde einen Bericht mit 37 Prüfpunkten vor. Ergänzt wurde der Katalog im Januar 2012 mit acht offenen Punkten aus der ENSI-Bewertung im Rahmen des EU-Stresstests sowie mit zwei Punkten aus dem Peer-Review-Bericht des EU-Stresstests für die Schweiz vom April 2012. Die identifizierten Punkte sollen bis 2015 abgearbeitet werden. Dazu wird das ENSI jährlich einen Aktionsplan vorlegen und über den Stand der Arbeiten berichten.

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(ENSI/mc/ps)

 

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