Entwicklung laut BAG unsicher – GDK für schrittweise Öffnung

Bern – Ein eher düsteres Bild der aktuellen Lage in der Corona-Pandemie hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Dienstag gezeichnet: Möglicherweise stehe die Schweiz an der Schwelle zu einer dritten Welle. Die Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK) ihrerseits ist gegen eine weitgehende Aufhebung der Corona-Massnahmen und befürwortet schrittweise Öffnungen. So soll im Bedarfsfall rasch reagiert werden können und ein «Jo-Jo-Effekt» vermieden werden.

«Die Fallzahlen steigen weiter, die Entwicklung ist äusserst unsicher, und es stellt sich die Frage, ob die Schweiz an der Schwelle zu einer dritten Welle steht», sagte der Leiter der Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit im BAG vor den Medien in Bern. Die Reproduktionszahl liege derzeit bei 1,13. Mit dieser Reproduktionszahl sei davon auszugehen, dass sich die Fallzahlen etwa alle vier Wochen verdoppeln würden.

In der Schweiz und in Liechtenstein wurden dem BAG am Dienstag innerhalb von 24 Stunden 1438 neue Coronavirus-Ansteckungen gemeldet. Gleichzeitig registrierte das BAG 19 neue Todesfälle und 85 Spitaleintritte. Die Positivitätsrate für die vergangenen zwei Wochen lag bei 5 Prozent.

GDK für schrittweise Öffnung
Die Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK) sieht derweil eine weitgehende oder gar vollständige Aufhebung der Corona-Massnahmen auf Bundesebene mit unvertretbaren Risiken verbunden. Sie befürworte eine schrittweise Öffnung mit flankierenden Massnahmen, schrieb sie am Dienstag.

Der Bundesrat hatte am 12. März die Kantone um ihre Meinung gebeten. Alle 26 Kantone hätten ihre Stellungnahme beim GDK-Generalsekretariat eingereicht, teilte die GDK mit. Einstimmig unterstützt wird demnach die Öffnung der Aussenbereiche von Restaurants.

Eine schrittweise Öffnung mit flankierenden Massnahmen werde in den Stellungnahmen der Kantone insgesamt mit klarer Mehrheit in dieser zweiten vorgeschlagenen Etappe begrüsst. Noch seien aber nicht alle besonders gefährdeten Personen geimpft. Zudem könne das Virus auch jüngere und gesunde Personen hart treffen. «Daher ist weiterhin Vorsicht angezeigt.»

Sechs Kantone fordern mehr Öffnung
Sechs Kantone halten laut GDK explizit fest, dass ihnen die Öffnungsschritte zu wenig weit gehen. In vielen Stellungnahmen der Kantone würden teils weitergehende, aber auch differenziertere oder anders gestaffelte Öffnungsschritte eingefordert.

Im Vordergrund stünden dabei insbesondere folgende raschere Öffnungen: Die Restaurations-Innenbereiche sollen gemäss der Hälfte der Kantone bereits mit diesem Lockerungsschritt geöffnet werden. Die breitere Öffnung des Präsenzunterrichts in den Hochschulen werde in fast allen Stellungnahmen gefordert. Und die raschere Rückkehr zu einer Homeoffice-Empfehlung anstelle der heute geltenden relativen Pflicht werde von knapp der Hälfte der Kantone beantragt.

Es werde andererseits aber auch gemahnt, dass die Entwicklung noch etwas abgewartet werden müsse, bevor weitere Öffnungen erfolgen. Eine allfällige erneute Massnahmenverschärfung vor Ostern müsse unbedingt vermieden werden.

Für Gottesdienste wünschen die Ostschweizer Kantone St. Gallen, beide Appenzell und der Thurgau einen Wechsel von der starren Obergrenze zu einer platzabhängigen Belegung. Auch der Kanton Uri fordert spezifische Erleichterungen im Hinblick auf Ostern (2. bis 5. April), den Weissen Sonntag (11. April) und Pfingsten (23./24. Mai).

Kritik an offenen Grenzen im Süden
Die Tessiner Regierung mahnte zu «extremer Vorsicht» wegen der steigenden Zahl an Neuansteckungen im Kanton. Des Weiteren kritisiert die Tessiner Regierung erneut die offenen Grenzen im Süden und bittet den Bundesrat um verstärkte Kontrollen.

Ob die epidemiologische Lage am kommenden Montag Lockerungen im Rahmen eines zweiten Öffnungsschrittes erlaubt, entscheidet der Bundesrat am Freitag. (awp/mc/ps)

BAG

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