Epidemiologe Salathé sieht Silberstreifen am Horizont
Bern – Der Epidemiologe Marcel Salathé, der Mitglied der Corona-Task-Force Wissenschaft des Bundes ist, sieht wichtige Fortschritte bei der Eindämmung des Virus. Bereits Anfang 2021 könne die Schweiz soweit sein, dass Covid-19 nicht mehr schlimmer als eine Grippe sei.
Salathé hatte noch vor einem Monat das Krisenmanagement von Bund und Kantonen heftig kritisiert. Das Testen und das Contact Tracing von Corona-Fällen funktioniere in der Schweiz überhaupt nicht. Alles dauere viel zu lange. Nun sieht Salathé grosse Fortschritte, wie er in einem Interview mit der «SonntagsZeitung» sagte.
Jetzt funktioniere es. Zwar sei die Zahl der Neuinfektionen mit 400 Fällen pro Tag beträchtlich. Aber die Zahlen seien stabil. Es sehe gerade wirklich sehr gut aus. Das Contact Tracing werde nun in allen Kantonen ernst genommen. Es gelinge den Kantonen immer besser, den Infektionsketten nachzugehen und sie zu brechen.
SwissCovid-19 App funktioniert «tadellos»
Die digitale Warn-App funktioniere tadellos. Ihr Nutzen liesse sich noch steigern, sagte Salathé gegenüber der «NZZ am Sonntag». Je mehr Nutzerinnen und Nutzer die App installierten, umso wirkungsvoller sei sie. Er würde sich wünschen, dass das Bundesamt für Gesundheit noch positiver darüber berichte, um noch mehr Leute zu überzeugen.
Ob es im kommenden Winter eine Maskenpflicht am Arbeitsplatz brauche, werde sich zeigen. Er teile nicht die Meinung von Leuten, die befürchteten, im Winter werde es eine neue Ansteckungswelle geben. Im Gegenteil: Er gehe davon aus, dass sich Situation bald verbessern werde, sagte Salathé gegenüber der «SonntagsZeitung».
Als sehr vielversprechend beurteilt der Epidemiologe derzeit auch die Entwicklung der Impfstoffe. In dem Moment, in dem ein Impfstoff vorliege oder ein Medikament wirke und auch die Hospitalisierungen unter Kontrolle seien, werde sich die Situation völlig ändern. Dann werde Covid-19 eine Krankheit auf dem Niveau einer Grippe. (awp/mc/ps)