Bern – Die Ertragsprobleme bei der Post akzentuieren sich weiter. Der Gewinn im ersten Halbjahr 2019 ist unter die Marke von 200 Millionen Franken gefallen. Hauptgrund sind tiefere Zinserträge von Postfinance und weiterhin sinkende Briefmengen.
Unter dem Strich blieben dem Konzern noch 193 Millionen Franken, wie die Post am Donnerstag mitteilte. Der Halbjahresgewinn ging damit im Vergleich zur Vorjahresperiode um 25 Millionen Franken zurück. Auch das Betriebsergebnis (Ebit) ging von 281 auf 269 Millionen Franken zurück.
Der Rückgang beim Ergebnis ist weniger markant als vor Jahresfrist, als Rückerstattungen wegen der unrechtmässig bezogenen Subventionen bei Postauto fast zu einer Halbierung geführt hatten. Als «relativ zufriedenstellend» bezeichnete Post-Finanzchef Alex Glanzmann in einem auf der Webseite der Post veröffentlichten internen Interview das Halbjahresresultat.
Neue Ertragsquellen nötig
Trotzdem dem weniger markanten Rückgang als im Vorjahr steht für den Finanzchef fest, dass die Post neue Ertragsquellen braucht, um die Grundversorgung weiterhin ohne Steuergelder bewältigen zu können. «Wenn sich nichts ändert, kann die Post die Grundversorgung mittelfristig nicht mehr selbst finanzieren», liess sich Glanzmann der Mitteilung zitieren.
Die Zahl der versendeten Briefe sank in den ersten sechs Monaten des des laufenden Jahres um 5,5 Prozent. Trotzdem blieb das Ergebnis von Postmail dank Optimierung der Briefverarbeitung stabil.
Dafür verschickten die Kundinnen und Kunden 6,4 Prozent mehr Pakete. Weil die aktuelle Infrastruktur aber an ihre Grenzen kommt, fallen für die Post zusätzliche Kosten an, um die Qualität halten zu können. Langfristig investiert die Post in ein dezentrales Paketverarbeitungsnetz und baut neue Paketzentren in Cadenazzo TI, Vétroz VS und Untervaz GR.
Die Zahl der Mitarbeitenden lag Ende Juni bei 39’444 Personen, das sind über 400 weniger als vor Jahresfrist.
82 Millionen weniger Zinsertrag
Bei der Postfinance blieb das Betriebsergebnis mit 146 Millionen Franken trotz deutlich tieferem Zinsertrag (-82 Mio. Franken) praktisch stabil. Zu verdanken ist dies Sonder- und Einmaleffekten, namentlich dem Verkauf zweiter Beteiligungen und einer Tochtergesellschaft, wie es in der Mitteilung hiess. Der Betriebsertrag sank um 35 auf 846 Millionen Franken.
Die Bewältigung der Negativzinsphase bleibe eine grosse Herausforderung für Postfinance. Zusätzlich erschwert werde sie, weil sie nicht selbständig Kredite und Hypotheken vergeben dürfe.
Zu entspannen scheint sich die Situation bei Postauto nach der Subventionsaffäre. Gegenüber dem Vorjahr konnte dieser Konzern-Bereich beim Betriebsergebnis um 12 Millionen zulegen, es fällt aber wegen einer Wertverminderung im Anlagevermögen mit minus 10 Millionen Franken wie im Vorjahr trotzdem negativ aus.
Ohne einen Strategiewechsel des Eigners, also des Bundes, werden die Kennzahlen gemäss der im Frühling vorgenommenen Basisplanung 2030 «stark unter Druck geraten», führte Glanzmann im Online-Interview aus. Gross seien die Herausforderungen insbesondere bei Postmail und Postfinance, die zusammen die grössten Beiträge ans Ergebnis des Post-Konzerns leisten. Der Briefversand ist rückläufig, die Zinsen brechen weg und der Aufbau von mehr Eigenkapital als System relevante Bank geht zu Lasten der Investitionen.
Mehr unternehmerischer Spielraum
Glanzmann sieht drei Ansatzpunkte, wie sich die Post für die Zukunft wappnen kann: man könne erstens in allen Bereichen die Effizienz noch steigern, zweitens klar entscheiden, wo der Konzern noch investieren soll und wo nicht mehr, und drittens, sich mit dem Eigner der Post intensiv über eine neue Strategie austauschen.
Glanzmann dürfte hier namentlich auf mehr unternehmerischen Spielraum für Postfinance anspielen. Die Post möchte selbständig Kredite und Hypotheken vergeben können. Im Zuge ihrer vom Bundesrat geplanten Teilprivatisierung liebäugelt Postfinance auch mit einer Kapitalerhöhung. Die Parteien stehen einer Teilprivatisierung jedoch kritisch gegenüber, wie die Vernehmlassung im letzten Sommer gezeigt hat. (awp/mc/ps)