Bern – Der ausgebaute Bahnhof Bern kann erst Ende 2029 eröffnet werden. Die Bauarbeiten dauern länger als vorgesehen, wie die SBB, die Regionalbahn RBS und die Stadt Bern am Mittwoch vor den Medien bekanntgaben.
Bisher war geplant, die neue Unterführung der SBB Mitte 2028 und den Tiefbahnhof des Regionalverkehrs Bern-Solothurn (RBS) Mitte 2029 in Betrieb zu nehmen. Die Verzögerung hat mehrere Gründe.
So ist der Fels härter, als die Untersuchungen des Baugrunds vermuten liessen. «Der Abbau ist aufwändiger als angenommen», sagte Benno Nussberger, Gesamtprogrammleiter der SBB.
Hinzu kommt, dass die SBB immer wieder auf Objekte stösst, die in den alten Plänen nicht vermerkt waren. Dazu gehören alte Schienenteile, die um 1960 zur Erzeugung einer höheren Masse beim Bau des Perrons verwendet wurden.
Als knifflig erweise sich auch der Umstand, dass die Arbeiten bei laufendem Bahnbetrieb erfolgen. Die Züge fahren direkt oberhalb der SBB-Baustelle ein und aus.
Nussberger bezeichnete die entsprechende Koordination als «Herkulesaufgabe». Allfällige Gleissperrungen müssten auf ein Minimum reduziert werden. Denn, so betonte er mehrmals, «die oberste Kapazitätsgrenze des Bahnhofs ist bereits erreicht».
Projekte bauen aufeinander auf
Die Verzögerungen haben unmittelbare Auswirkungen auf das Partnerprojekt der RBS, weil die Bauarbeiten beider Projekte stark voneinander abhängig sind. Der Zugang zum RBS-Bahnhof erfolge über die neue Personenunterführung, erklärte Adrian Wildbolz, Gesamtprojektleiter der RBS.
Dieser erfreute sich trotz der Verzögerung über den neusten «Meilenstein». So sind seit diesem Sommer sämtliche Ausbrucharbeiten für den Tiefenbahnhof abgeschlossen.
Wie sich die Verzögerung auf die Projektkosten auswirken, wird erst in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres bekannt. Sie wurden schon 2022 im Zusammenhang mit Terminverzögerungen nach oben korrigiert. Seither rechnete die SBB mit Kosten von rund 375 Millionen Franken. Der RBS ging von 730 Millionen Franken aus.
Sechs Einsprachen bei Stadt hängig
Ebenfalls mit dem Projekt einher gehen Verkehrsmassnahmen rund um den Hirschengraben, darunter eine Personenunterführung vom Bahnhofzugang Bubenberg in den Hirschengraben. «Sonst funktioniert die Infrastruktur nur unterirdisch», sagte Reto Zurbuchen, Berner Stadtingenieur. Zum Zweck dieser Massnahmen hat die Stimmbevölkerung 2021 einen Kredit in der Höhe von 112 Millionen Franken genehmigt.
Nun kommt der Stadt die Projektverzögerung insofern entgegen, als es auch bei der geplanten Passage zu Verzögerungen gekommen ist: Insgesamt 22 Einsprachen sind eingegangen, wie die Stadt im Juli bekannt gab.
Daraufhin hat sie geringfügige Änderungen am Projekt vorgenommen. Diese betreffen insbesondere den Verkehr und dessen Infrastruktur. Mit sechs Parteien hat sich die Stadt Bern nicht einigen können.
Trotzdem sei die Stadt optimistisch, dass die Bauarbeiten bis zur Eröffnung des neuen Bahnhofs abgeschlossen seien, so Zurbuchen. Der Baustart ist per Ende 2026 vorgesehen. Auch bei der Stadt seien durch die Verzögerung Mehrkosten entstanden, allerdings könnten diese mit dem genehmigten Kredit gedeckt werden.
Voraussichtlich wie vorgesehen Ende 2025 eröffnet wird das Bubenbergzentrum, das künftig als zweiter grosser Zugang zum Bahnhof fungieren soll.
Tag der offenen Baustelle
Der Ausbau «Zukunft Bahnhof Bern» gilt als dringend nötig, weil der zweitgrösste Bahnhof der Schweiz an seine Grenzen stösst. In den Stosszeiten herrscht grosses Gedränge.
Die Arbeiten wurden 2017 in Angriff genommen. Einen Blick hinter die Kulissen werfen kann die Bevölkerung am kommenden Samstag, am Tag der offenen Baustelle. (awp/mc/pg)