Dominique Biedermann, Direktor Ethos. (Foto: Ethos)
Genf – Die Anlagestiftung Ethos kritisiert die Umsetzung der angenommenen Initiative «gegen die Abzockerei» bei den Unternehmen. Die Mehrheit der Unternehmen wolle die Aktionäre im Voraus über die gesamte Vergütungssumme abstimmen lassen, sagte Ethos-Chef Dominique Biedermann.
Es gebe also keine Trennung zwischen fixen und variablen Lohnanteilen. «Das ist für uns inakzeptabel», sagte Biedermann in einem Interview mit der «Neuen Luzerner Zeitung» vom Freitag. Denn die Unternehmen seien nicht bereit im Voraus transparent die Bonuskriterien und die Ziele zu kommunizieren, die die Manager erreichen müssten. Deshalb fordere Ethos, dass die Aktionäre nur rückwirkend über die Boni abstimmen würden, wenn man wisse, wie das Geschäftsjahr verlaufen sei. Eine andere Handhabung käme einem Blankocheck gleich. «Das lehnen wir klar ab», sagte Biedermann.
Boni-Abstimmung nachher
«Wir fordern eine Abstimmung in zwei Teilen», sagte Biedermann. Die Aktionäre sollten im Voraus über die maximale Summe des Grundsalärs und die langfristigen Beteiligungspläne abstimmen können und im Nachhinein über den kurzfristigen Jahresbonus. Roche lasse retrospektiv über die Boni abstimmen. «Das zeigt, dass dies möglich ist», sagte Biedermann.
Im Gegensatz zu Roche warte Konkurrent Novartis aber mit der Anpassung der Statuten an die Verordnungen der Minder-Initiative bis zum nächsten Jahr. Es fehlt noch einiges, kritisierte Biedermann. Dabei habe Ethos auf ein klares Signal von Novartis gehofft, dass man es ernst meine mit der Umsetzung der Initiative. Novartis habe zwar grosse Fortschritte gemacht beim Vergütungssystem für Geschäftsleitung und Verwaltungsrat. Bei den Löhnen der Geschäftsleitung gebe es mittlerweile eine klarere Verbindung zwischen Lohn und Leistung, sagte Biedermann. Zudem sei ein immer grösserer Teil der Vergütung vom langfristigen Erfolg abhängig. «Man sieht ganz klar, was ein CEO verdient, wenn er seine Ziele erreicht, und was er maximal verdienen könnte», sagte der Ethos-Chef.
Löhne für Novartis-Chefs zu hoch
Aber Novartis habe noch einen langen Weg vor sich, nicht nur bei der Transparenz und Struktur der Vergütungen, sondern auch bei der Höhe der Löhne der Geschäftsleitung. Die 67 Mio. Fr. für die Geschäftsleitung im vergangenen Jahr seien zu hoch, sagte Biedermann.
Der variable Anteil der Vergütungen von Novartis-Chef Joseph Jimenez sei heute fünf Mal so hoch wie das Fixsalär. Und dies, obwohl gute, aber keine herausragenden Unternehmensergebnisse vorliegen würden, sagte Biedermann: «Das können wir nicht akzeptieren.» Ethos wolle die Vergütung für die Geschäftsleitung an der Generalversammlung vom nächsten Dienstag ablehnen. (awp/mc/cs)