Claudio Franzetti, Direktor a.i. der Schweizerischen Exportrisikoversicherung SERV (Foto: SERV)
Was macht den Erfolg zahlreicher Schweizer Produkte im Ausland aus? Diese und weitere Fragen diskutieren Experten aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft am Europa Forum Luzern vom 11. November 2013. Exportgeschäfte bergen jedoch auch Risiken: Je nach Land und Abnehmer besteht die Gefahr, dass erbrachte Leistungen nicht bezahlt werden. Claudio Franzetti, Direktor a.i. der Schweizerischen Exportrisikoversicherung SERV, erläutert im Interview, wie diese Risiken gedeckt werden können.
Europa Forum Luzern: Die Schweizerische Exportrisikoversicherung SERV bietet Versicherungen für Exportgeschäfte an. Dies tun aber zahlreiche private Versicherungen auch. Welche Rolle kommt der SERV als Bundesanstalt zu?
Claudio Franzetti: Die SERV unterstützt die schweizerische Exportwirtschaft, indem sie Versicherungen und Garantien für Risiken anbietet, die private Versicherer nicht – oder nicht zu tragbaren Bedingungen – abdecken. Fast alle Industrienationen unterstützen ihre Unternehmen in vergleichbarer Form mit Exportkreditversicherungen, im Fachjargon Export Credit Agencies (ECA) genannt. Die SERV sorgt also für ausgeglichene Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz gegenüber dem Ausland. In der Schweiz Arbeitsplätze zu erhalten und zu schaffen, ist letztlich das Ziel unserer Tätigkeit.
Welche Risiken eines Exportgeschäfts kann eine Firma bei der SERV absichern?
Die SERV versichert Schweizer Exporteure gegen Zahlungsausfälle, die aus politischen oder wirtschaftlichen Risiken entstehen können. Ein politisches Risiko wäre im Extremfall beispielsweise ein Kriegsausbruch. Aber auch bürgerkriegsähnliche Unruhen oder ausserordentliche staatlich verordnete Massnahmen wie Boykotte, Beschlagnahmungen, Einschränkungen des Zahlungsverkehrs oder Ausfuhrverbote gehören dazu. Das wirtschaftliche Risiko hingegen bezeichnet die Zahlungsunfähigkeit – oder auch Zahlungsunwilligkeit – des Käufers.
Unsere Kunden sichern hauptsächlich Forderungen aus Exportverträgen mit ihren Käufern und die damit zusammenhängenden Fabrikationskosten ab. Nachgefragt werden oft auch Lösungen, die die Liquidität des Unternehmens verbessern. Eine Versicherung oder Garantie der SERV kann dazu beitragen, dass ein Exporteur neue Kredite erhält, ohne dass die bestehende Kreditlimite bei der Bank belastet wird.
In welchem Rahmen bewegen sich die Kosten für eine Versicherung – kann die SERV dem Vergleich mit privaten Anbietern standhalten?
Da die SERV ihre Leistungen als Ergänzung und nicht in Konkurrenz zum privaten Markt anbietet, ist ein Kostenvergleich schwierig. Die SERV muss sich ausserdem an international gültige Mindestprämien halten, die im Rahmen der OECD vereinbart wurden. Generell hängen die Prämien eines Versicherungsgeschäfts von der Risiko-Einstufung des Exportlandes, des Käufers und von der Kreditlaufzeit ab. Sie bewegen sich je nach Risiko und Laufzeit zwischen weniger als 1 bis über 10 Prozent des versicherten Wertes.
Die Wirtschaftskraft der Schweiz beruht zum grössten Teil auf KMU. Kommt eine Exportrisikoversicherung auch für kleinere Unternehmen infrage?
Bei SERV gibt es keine Mindestanforderungen beim Auftragsvolumen oder bei der Firmengrösse; die meisten SERV-Kunden sind kleine oder mittlere Unternehmen. Grossunternehmen verfügen zum Teil über genügend eigene Ressourcen, um Exportrisiken selbst zu tragen. Die Dienstleistungen der SERV kommen KMU besonders zugute, da sie oft mit knapp kalkulierten finanziellen Mitteln operieren und ihnen manchmal auch internes Know-how im Bereich Exportfinanzierung fehlt. Gerade bei KMU greift die Unterstützung der SERV am stärksten. Dies trägt zur Konkurrenzfähigkeit der Schweizer Exportwirtschaft und damit zur Sicherung der von ihr geschaffenen Arbeitsplätze bei.
Schweizerische Exportrisikoversicherung SERV
Die SERV versichert Exportgeschäfte von Schweizer Unternehmen gegen wirtschaftliche und politische Risiken. Als öffentlich-rechtliche Anstalt des Bundes ist die SERV dabei subsidiär tätig, bietet ihre Versicherungen also in Ergänzung zu den Angeboten privater Kreditversicherer an. Mit ihren Versicherungen trägt sie zur internationalen Konkurrenzfähigkeit der Schweizer Exportwirtschaft sowie zur Erhaltung und Schaffung von Arbeitsplätzen in der Schweiz bei.
Die SERV deckt neben dem Export von Konsum- und Investitionsgütern auch Exporte von Dienstleistungen wie Bau-, Wartungs- und Ingenieurarbei-ten oder Lizenz- und Know-how-Verträge. Für den Abschluss einer SERV-Versicherung ist keine Mindestgrösse gefordert, weder in Bezug auf das Unternehmen noch auf das Auftragsvolumen. Voraussetzung ist hingegen, dass der Antrag stellende Exporteur seinen Sitz in der Schweiz hat und das Exportgeschäft einen bestimmten schweizerischen Wertschöpfungsanteil enthält.
Herbst-Forum 2013 – Montag, 11. November 2013: Swiss Images – Blicke auf die Schweiz
Das 25. internationale Europa Forum Luzern beleuchtet am Herbst-Forum 2013 unter dem Titel „Swiss Images“ die Schweiz aus unterschiedlichen Perspektiven. Sowohl über den Sonderfall Schweiz, die Krisenfestigkeit oder die Währungs-Herausforderung als auch über Swissness und Schweizer Brands im Ausland diskutieren hochrangige Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft. Hauptreferent an der öffentlichen Abendveranstaltung ist Bundespräsident Ueli Maurer. Am Anlass sprechen ausserdem Nicolas Bideau, Chef von Präsenz Schweiz, Luigi Sorrentino, General-Manager, Zimmer GmbH mit Sitz in Winterthur, Remo Lütolf, Landeschef und Vorsitzender der Geschäftsleitung von ABB Schweiz, Christiane Leister, CEO der Leister Technologies AG, Imogen Foulkes, Korrespondentin von BBC News, Alfred Mettler von der Georgia State University (USA), Jean-Jacques de Dardel, Schweizer Botschafter in Frankreich und in Monaco, Klaus Armingeon, Professor und Institutsdirek-tor am Institut für Politikwissenschaft, Universität Bern, Michail Schischkin, Schriftsteller und Journalist. Das Europa Forum Luzern bietet nicht nur aktuellste Informationen aus erster Hand, sondern ist darüber hinaus eine einmalige Netzwerkplattform, um mit Teilnehmern und Experten ins Gespräch zu kommen und Kontakte zu pflegen.
Herbst-Forum 2013, 25. internat. Europa Forum Luzern
Montag, 11. November 2013, KKL Luzern
Symposium: 12 bis 18 Uhr Eintritt CHF 290.- / 90.- (Studenten)
Öffentliche Veranstaltung: 18.40 Uhr bis 20.30
- Weitere Infos und Anmeldung: www.europa-forum-luzern.ch