Reinach – Das Biotechunternehmen Evolva hat im ersten Halbjahr 2023 zwar weniger Umsatz erzielt und die Absatzerwartungen für das laufende Jahr gesenkt. Der operative Verlust wurde hingegen eingedämmt. Später am Tag werden die Aktionäre über den Fortbestand des Unternehmens mitbestimmen.
Das Baselbieter Biotechunternehmen mit seinen Lösungen rund um natürliche Inhaltsstoffe erwirtschaftete von Januar bis Juni einen Umsatz von 4,5 Millionen Franken, das sind 81 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Rückgang erfolgte laut einer Mitteilung vom Donnerstag, weil keine Vanillin-Lieferungen erfolgten.
Wie im Mai mitgeteilt, waren diese aus Gründen der Produktionskapazität für die zweite Jahreshälfte 2023 geplant. Sie wurden nun aber auf 2024 verschoben, erklärte nun Evolva.
Daher werde man in diesem Jahr statt der angepeilten 20 Millionen Franken nur einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag erwirtschaften. Die Profitabilität werde aber weiter steigen, betonte das Unternehmen.
Der Betriebsverlust (EBITDA) wurde um 1,2 Millionen auf 6,3 Millionen Franken verringert, hiess es weiter. Der Anstieg sei dank Verbesserungen im Produktionsnetzwerk gelungen.
Liquidität schonen
Dass Evolva gezwungen war, die relevanten Aktivitäten ins Jahr 2024 zu verschieben, lag an der Finanzierungssituation. Auseinandersetzungen mit dem Finanzierungspartner Nice & Green hätten «ein erhebliches Risiko» für das Unternehmen dargestellt.
Die nächste Vanillin-Produktionskampagne wurde daher aus Gründen der Liquiditätssicherung verschoben. Die liquiden Mittel beliefen sich per Mitte 2023 noch auf 4,4 Millionen Franken Millionen Franken, nach 5,1 Millionen per Ende 2022.
Evolva war gezwungen, eine neue Finanzierungsvereinbarung mit Nice & Green zu unterzeichnen. Diese ermögliche es, mindestens 5,25 Millionen Franken abzurufen, welche die Liquidität mindestens bis Ende 2023 sichern würden. Voraussetzung ist aber, dass die Aktionäre an der Generalversammlung der Erhöhung des bedingten Kapitals zustimmen.
Die Finanzierungssituation hatte einen weiteren unangenehmen Nebeneffekt: Weil der unternehmensspezifische Risikofaktor stieg, musste eine nicht liquiditätswirksame Wertminderung in Höhe von 68,3 Millionen Franken vorgenommen werden.
Geschäft einstellen als Ultima Ratio
Das Management hatte zuletzt eine umfassende Überprüfung aller strategischen Alternativen eingeleitet, darunter auch ein möglicher Verkauf des Unternehmens. Aktuell liefen «mit mehreren interessierten Parteien» aktive Gespräche.
Der Verwaltungsrat sei zuversichtlich, bis spätestens Ende 2023 strategische Massnahmen erfolgreich umgesetzt zu haben, die eine ausreichende Liquidität und die Fortführung des Geschäftsbetriebs der Gruppe langfristig sichern. Werde jedoch kein Käufer oder kein Partner gefunden, müsse das Unternehmen jedoch schliesslich seine Tätigkeit einstellen.
Sofern der Fortbestand des Unternehmens gesichert werden kann, bestehe Zuversicht hinsichtlich des Ziels, bis 2025 den Cash- und EBITDA-Breakeven zu erreichen, erklärte Evolva weiter. Allerdings bei leicht geringeren Umsätzen und einer höheren Profitabilität. (awp/mc/ps)