Evolva erhält Europa-Patent für Stevia-Fermentationstechnik
Evolva-CEO Neil Goldsmith.
Reinach – Evolva wurde ein Patent für die kommerzielle Herstellung seines Stevia-Süssstoffs der nächsten Generation zugesprochen. Der patentrechtliche Schutz durch das Europäische Patentamt ist Voraussetzung für eine breitere Vermarktung der Stevia-Süssstoffe. Die Börse reagiert begeistert.
Das Patent schütze eine neue Fermentationstechnik zur Umwandlung der kommerziell bedeutendsten Ingredienzen, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Damit besitze man nun vier kommerziell relevante Stevia-Süssstoff-Patente, heisst es weiter. Insgesamt verfüge das Unternehmen über weltweit 54 angemeldete Patente im Zusammenhang mit durch Hefefermentation hergestellten Steviolglycoside.
Fermentation statt Extraktion
Der Zuckerersatzstoff Stevia ist in den letzten Jahren in den Fokus der Investoren gerückt; etwa durch die Lancierung von «Cola Life» durch Coca-Cola. Die traditionelle Stevia-Produktion geschieht mittels Auslösung der Steviolglycoside aus der gleichnamigen Pflanze. Diese Glycoside kommen jedoch nur in sehr geringen Konzentrationen im Blatt der Stevia-Pflanze vor, weshalb deren Extraktion mit extrem hohen Kosten verbunden ist.
Dieses Hindernis hat Evolva mit der Fermentation aus Hefe überwunden. Setzt sich das neue Verfahren durch, könnte man Stevia günstiger, in gleichbleibender Qualität und mit höherer Süsskraft herstellen.
Das neue Patent für Evolva schützt die Technik zur Umwandlung von Rebaudiosid A in die am besten schmeckenden und folglich kommerziell bedeutendsten Rebaudiosid D – und Rebaudiosid M Ingredienzen. Bei Rebaudiosiden handelt es sich um Hauptbestandteile des Süssstoff-Gemischs Stevia.
Rückschlag für «Eversweet»
Evolva produziert die Inhaltsstoffe «Reb M» und «Reb D» zusammen mit dem Joint Venture-Partner Cargill. Den US-Lebensmittelgiganten, er beliefert unter anderem Coca-Cola und Pepsi mit Süssstoffen, hatte Evolva vor drei Jahren als Partner für sein Stevia-Projekt gewonnen.
Ende 2015 stellte Cargill dann den zusammen mit Evolva entwickelten Stevia-Süssstoff «EverSweet» vor. Dieser sollte noch 2016 auf den Markt kommen, bestätigte Evolva noch letzten Januar. Nur drei Monate später erfolgte ein Rückschlag: Die Markteinführung von «EverSweet» erfolgt erst nach 2016. Die Herstellungskosten für einen Launch seien «noch nicht annehmbar», hiess es hierzu im Geschäftsbericht. Ein Kurssturz an der Börse war die Folge.
Aktien gesucht
Die Anerkennung des Patents in Europa verlieh den Evolva-Aktien am Donnerstag wieder Aufwind: Bis Börsenschluss zogen die Papiere in einem festeren Gesamtmarkt um 8,2% auf 0,66 CHF an.
Rückblickend fallen die Titel allerdings durch einen herbe Wertvernichtung auf: Seit dem Allzeithoch von 45,45 CHF Mitte 2007 ist die Aktie kontinuierlich eingebrochen und kostete seit fünf Jahren selten mehr als einen Franken.
Allerdings fungierte das Unternehmen noch bis 2009 unter dem Namen Arpida und war ein Biopharma-Unternehmen. Arpida hatte Ende 2008 mit einem negativen Zulassungsentscheid des am weitesten fortgeschrittenen Produktkandidaten Iclaprim in den USA einen empfindlichen Rückschlag erlitten. Das Management prüfte daraufhin verschiedene Optionen – und fand die Lösung in der Fusion mit Evolva.
Die Biopharmazeit liegt jetzt hinter der Baselbieter Gesellschaft: 2012 richtete sich die Gesellschaft neu aus und setzt seither auf Lebensmittel-Geschmackstoffe statt Medikamente. (awp/kmc/upd/ps)