Reinach – Evolva hat mit seinen endgültigen Zahlen zwar nicht für Überraschungen gesorgt. Dennoch ist es dem in den Bereichen Gesundheits-, Ernährungs- und Wellness-Produkte aktiven Unternehmen gelungen, den Spannungsbogen hoch zu halten. Denn für die kommende Woche ist ein Update zur Partnerschaft mit dem US-Konzern Cargill geplant. Die beiden Unternehmen haben gemeinsam den Stevia-Süssstoff EverSweet entwickelt. An der Börse fällt die Reaktion zunächst sehr positiv aus.
Viel sagte der Evolva-CEO Neil Goldsmith dabei nicht zu Cargill. «Wir rechnen damit, in der kommenden Woche zu einer Einigung zu kommen», kündigte der Manager am Donnerstag in einer Telefonkonferenz mit Journalisten und Analysten an. Und: Mehr werde er dazu nicht sagen.
Zur Erinnerung: Im Januar hatte Evolva einen etwas genaueren Fahrplan für das Stevia-Projekt gegeben. Dabei war die Markteinführung des Süssstoffes für 2018 in Aussicht gestellt worden, später als ursprünglich gedacht. Zudem laufen noch Verhandlungen zwischen den beiden Partnern, bei denen es unter anderem auch um eine Aufteilung der möglichen künftigen Einnahmen geht, ist der Süssstoff erst einmal auf dem Markt.
Zahlen ohne Überraschung
Die vorgelegten Zahlen für 2016 bargen derweil keine Überraschungen, nachdem Evolva bereits vor zwei Wochen ungeprüfte Eckdaten vorgelegt hatte. Demnach war der Umsatz 2016 rückläufig und der Verlust ist auf 35,8 Mio CHF nach 31,8 Mio im Jahr 2015 angestiegen.
Ausschlaggebend dafür waren vor allem höhere Kosten. Die Produktionskosten haben sich 2016 auf 3,0 Mio CHF nahezu verdoppelt. Der Verwaltungsaufwand nahm um 18% auf 14,8 Mio CHF zu, während die Ausgaben für Forschung und Entwicklung leicht gesenkt wurden auf 33,0 Mio CHF nach 35,0 Mio im Vorjahr.
Dass der Umsatz 2016 mit 9,6 Mio CHF unter den 13,4 Mio des Vorjahres blieb, wird damit erklärt, dass Evolvas aktiver Beitrag zu zwei Projekten zu Ende gegangen sei.
Ausserdem sei der Produktumsatz mit den beiden Stoffen Resveratrol sowie Nootkaton zwar gestiegen, trotzdem aber hinter den Erwartungen von Evolva selbst zurückgeblieben. Die Hauptgründe hierfür seien Lieferkettenprobleme bei Resveratrol in der ersten Jahreshälfte gewesen sowie die Kundengewinnung, die schleppender verlief als angenommen.
Auf die Frage, warum die Kundengewinnung so schwierig sei, erklärt der CEO, dass potenzielle Kunden zunächst eine umfangreiche Überprüfung durchführen und gegebenenfalls eigene Zusammensetzungen und Abläufe anpassen müssen.
Insektenschutz bietet Marktpotenzial
Besonders zuversichtlich zeigen sich Goldsmith und CFO Oliver Walker für den Inhaltsstoff Nootkaton. Er wird in Zitrusfrüchten gefunden. Evolva hat ihn zuletzt vor allem auch in der globalen Bekämpfung von Schädlingen und Krankheitsüberträgern (einschliesslich Zecken und Mücken) getestet.
Diesen Bereich betrachten die beiden Manager als die grösste kommerzielle Marktchance für Nootkaton. Allerdings sei erst nach dem Erhalt der notwendigen Zulassungen mit tatsächlichen Umsätzen zu rechnen. So habe man zuletzt im Prozess mit der US-amerikanischen Umweltschutzbehörde (EPA) für die Zulassung von Nootkaton als Insektenschutzmittel gute Fortschritte erzielt und hoffe hier auf eine Zulassung im kommenden Jahr.
Verlust vergrössert wegen höherer Kosten
Zu Stichtag verfügte Evolva über liquide Mittel in Höhe von 47,5 Mio CHF. Ein Jahr zuvor wies das Unternehmen noch 83,2 Mio aus. Die nun verfügbaren Mittel böten eine gute Basis für das laufende Jahr, heisst es in der Mitteilung weiter.
Beim Blick auf die Geschäftsentwicklung rechnet Evolva damit, 2017 eine vergleichbare Wachstumsdynamik beim Produktumsatz wie 2016 zu erzielen. Der Barmittelabfluss dürfte 2017 relativ hoch bleiben, sei aber durch den aktuellen Bestand an liquiden Mitteln und eine zusätzliche Finanzierungsfazilität gut abgedeckt.
An der Börse legen die Evolva-Aktien bis um 11.20 Uhr um 5,4% auf 0,59 CHF zu. (awp/mc/upd/ps)