Evolva plant Markteinführung für EverSweet 2018 – Weniger Umsatz 2016
Reinach – Evolva wagt sich erstmals mit genaueren Zeitangaben zur geplanten Markteinführung des Süssstoffs EverSweet an die Öffentlichkeit. Wie das in den Bereichen Gesundheits-, Ernährungs- und Wellness-Produkte aktive Unternehmen am Dienstag mitteilt, plant es, das gemeinsam mit dem US-Konzern Cargill entwickelte Süssungsmittel 2018 auf den Markt zu bringen. Gleichzeitig stellt Evolva die Investoren auf einen tieferen Umsatz 2016 ein.
Bislang hatte Evolva keinen genauen Zeitplan hierfür gegeben. Vielmehr hatte das Unternehmen Ende 2015 den Süssstoff zunächst mit Cargill vorgestellt und seinerzeit eine Markteinführung für 2016 in Aussicht gestellt. Dieser Plan war dann aber nur wenige Monate später aufgegeben worden – auf unbestimmte Zeit. Die Herstellungskosten für einen Launch seien «noch nicht annehmbar», hiess es zur Begründung.
Evolva hebt bisherige Fortschritte hervor
Wie der aktuellen Meldung zu entnehmen ist, sind Evolva und Cargill bei der Entwicklung von EverSweet gut vorangekommen. Dabei verweist Evolva auf die Tatsache, dass die FDA dem Süssstoff einen GRAS «No Objection Letter» ausgestellt hat. Damit hatte die Behörde erklärt, keine Bedenken bei der Verwendung des Süssungsmittels in Lebensmitteln und Getränken zu haben.
Zudem habe Evolva in Europa und den USA wichtige Fortschritte im Patentbereich gemacht. «Mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen dürfte im Verlauf des Jahres 2017 ein Hefestamm für eine Markteinführung bereit sein», heisst es in der Mitteilung vom Dienstag.
Evolva produziert die süssesten Moleküle der Stevia-Pflanze, Reb M und Reb D, zusammen mit dem Joint Venture-Partner Cargill. Sie stellen sie durch Fermentation her. Den US-Lebensmittelgiganten, er beliefert unter anderem Coca-Cola und Pepsi mit Süssstoffen, hatte Evolva vor drei Jahren als Partner für sein Stevia-Projekt gewonnen.
Im Rahmen des Markteinführungsplans 2018 werde der Süssstoff anfänglich in der modernen, kosteneffizienten Produktionsstätte von Cargill in Nebraska hergestellt werden. Zu diesem Zweck würden die bestehenden Anlagen von Cargill umgerüstet. Gleichzeitig prüfen die beiden Konzerne laut Mitteilung einen vorgezogenen Wechsel zu einer neuen Anlage, die auch als zentraler Produktionsstandort für andere Produkte von Evolva – einschliesslich Nootkaton und Resveratrol – und einigen Partnern dienen könnte. «Wegen dieses vorgezogenen Wechsels wird die zu Beginn erforderliche Umrüstung weniger umfangreich und damit weniger kostspielig ausfallen als bisher angenommen», schreibt Evolva in seiner Mitteilung.
Umsetzung hängt von Verhandlungen ab
Voraussetzung für die Durchführung dieses Plans sei aber, dass die laufenden Verhandlungen zwischen Evolva und Cargill bis im Frühling 2017 erfolgreich abgeschlossen werden. Evolva rechnet laut Mitteilung damit, dass einige Aktivitäten, insbesondere die Investitionen in die Produktion, fremdfinanziert werden.
Die Frage wie und wo genau die kommerzielle Produktion von EverSweet stattfinden soll, hat die beiden Konzerne bereits seit längerer Zeit beschäftigt. Zu den offenen Fragen gehörte im Rahmen dieser Verhandlungen bislang auch, wie EverSweet am besten kommerzialisiert und die Gewinne aufgeteilt werden könnten.
Mit dem aktuellen Zeitplan zur Markteinführung des Süssungsmittels legt Evolva auch einen ersten Überblick über den Umsatzverlauf 2016 vor. Demnach hat das Unternehmen beim Umsatz ein Minus von etwa einem Drittel verbucht. Insgesamt dürften die Erlöse 2016 zwischen 9 und 10 Mio CHF liegen und damit tiefer als noch im August erwartet.
Umsatzrückgang wegen fehlender Meilensteine und weniger Absatz
Für den Rückgang macht Evolva zwei Hauptfaktoren verantwortlich: So sei ein technischer Meilenstein im Stevia-Programm entgegen der Erwartungen gegen Ende 2016 nicht erreicht worden. Ausserdem seien die Produktverkäufe 2016 gegenüber 2015 weniger stark als erwartet gestiegen. Dies wird damit erklärt, dass die Kundengewinnung länger dauerte als erwartet.
Die vorläufigen liquiden Mittel dürften per Ende 2016 bei den angestrebten rund 47 Mio CHF liegen. Nach eigener Ansicht verfügt das Unternehmen zum Start des neuen Jahres über eine solide Finanzposition.
Am Markt könnte die Reaktion klar negativ ausfallen. Ein Händler rechnet vorbörslich mit einem Abschlag zwischen 2 und 5%. Allerdings hatte sich der Kurs seit Mitte Dezember nahezu verdoppelt, nachdem Evolva vom US-Patentamt eine sogenannte «Notice of Allowance» für seinen Stevia-Süssstoff erhalten hatte. Dies ist eine Art positiver Beschied über Gewährbarkeit einer Patentanmeldung. Das Patent werde voraussichtlich Anfang 2017 erteilt, hatte Evolva Mitte Dezember in Aussicht gestellt. (awp/mc/ps)