Euro-Krise lässt Exporte stagnieren

Bern – Die Schweizer Exportwirtschaft leidet zwar unter der Euro-Krise. Im ersten Halbjahr hat sie die Einbussen in Europa aber durch Mehrausfuhren nach Asien, Amerika und Afrika weitgehend kompensieren können. Insgesamt lagen die Schweizer Ausfuhren seit Jahresanfang mit 100,05 Mrd CHF um 0,2% leicht unter dem Vorjahreswert, wie die Eidgenössische Zollverwaltung (EZV) am Donnerstag bilanzierte.

Die Exporte in die kriselnde Euro-Zone schrumpften von Januar bis Juni um 4,1%. Während die Ausfuhren zum wichtigsten Handelspartner Deutschland stagnierten, gingen sie in die anderen Nachbarländer und insbesondere in die südeuropäischen Krisenstaaten zurück. Konkretisiert hat sich auch die Wachstumsabkühlung in China (-14,3%). Dagegen nahmen die Exporte in den ganzen asiatischen Raum (+1,7%), Nordamerika (+10,4%), Lateinamerika (+9,1%), Afrika (+4,2%) und Ozeanien (+4,1%) allesamt zu.

Nicht direkt daraus ablesen lässt sich die Entwicklung der Margen der Schweizer Exporteure, die unter der anhaltenden Frankenstärke leiden. Einige Unternehmen konnten aber Preiserhöhungen durchsetzen oder zumindest den Absatzmix zu eher teureren Produkten verlagern. Denn der Ausfuhrwert nahm effektiv weniger stark ab (nominal -0,2%) als nach Abzug der Teuerung (real -0,6%).

Krisenresistente Uhrenindustrie
Preiserhöhungen waren insbesondere bei den Exporteuren von Bijouterie und Juwelierwaren und in der Uhrenindustrie möglich, wie EZV-Ökonom Matthias Pfammatter erläuterte. Er verwies darauf, dass inzwischen der Euro-Kurs auf ähnlicher Höhe ist wie vor einem Jahr und sich der Franken zum Dollar abgeschwächt hat. Das macht Schweizer Produkte für Käufer aus dem Dollar-Raum billiger. Dennoch verbuchten in den ersten sechs Monaten sieben von zehn Branchen einen Rückgang der Exporte. Am stärksten fielen die Ausfuhren der Papier- und Grafischen Industrie (-19,5%). Im Gegensatz dazu steht die Uhrenindustrie mit einem weiteren starken Plus von 16,4%.

Für die Uhrenindustrie ist es das fünfte Halbjahr in Folge mit einem Exportplus im zweistelligen Prozentbereich. Erstmals sind bereits zur Jahresmitte für mehr als 10 Mrd CHF Schweizer Uhren ins Ausland verkauft worden. Die Nachfrage steige, vor allem im Luxussektor, erklärte der Uhrenverband FH.

Zurückhaltung bei Investoren
Die sich eintrübende Weltkonjunktur liess aber auch die Schweizer Wirtschaft vorsichtiger werden. So nahmen die Importe von Investitionsgütern und Halbfabrikaten deutlich ab. Das heisst, Schweizer Firmen warteten mit Anschaffungen von neuen Maschinen zu und stockten die Lager an Vorprodukten nicht auf. Insgesamt schrumpften die Importe um 0,3% auf 88,4 Mrd CHF.

Im Juni belebte sich der Aussenhandel wieder etwas: Die Schweizer Exporte expandierten um 7,6% auf fast 16,9 Mrd CHF. Selbst in die Euro-Zone gab es wieder ein Plus von 5,5%. Und auch die Importe nahmen wieder um 3,7% auf 14,6 Mrd CHF zu. (awp/mc/upd/ps)

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