Bellinzona – Im Prozess wegen Betrugsvorwurfs hat am Donnerstag nach Ex-Fifa-Präsident Joseph Blatter auch Michel Platini alle Anschuldigungen von sich gewiesen. Geld habe ihn im Grund nicht interessiert, sagte der ehemalige Uefa-Präsident.
In der mit Spannung erwarteten Einvernahme von Platini vor dem Bundesstrafgericht erklärte dieser, wie es 1998 zur Zusammenarbeit mit Blatter gekommen war. Blatter habe ihn gefragt, sein technischer Berater zu werden. «Er hat mich gefragt, wie viel ich wolle – und ich sagte: eine Million», so Platini.
Dabei sei nicht festgehalten worden, ob es sich um Peseten, Lira oder eine andere Währung handle. Erst später sei dann klar gewesen, dass es sich um Franken handle. Er habe auf Grund der mündlichen Vereinbarung begonnen, ab September 1998 für die Fifa zu arbeiten.
1999 sei klar geworden, dass es einen Vertrag brauche. Blatter habe ihm bei einem persönlichen Treffen gesagt, dass er den Betrag von 1 Million Franken pro Jahr nicht bezahlen könne. Er erhalte 300’000 Franken Salär wie der Generalsekretär, der Rest werde später beglichen. Platini erklärte bei der Einvernahme mehrfach, dass er sich nicht für Finanzen und Saläre interessiert habe.
Platini kritisiert Bundesanwaltschaft und Fifa
«Ich habe mit 17 Jahren begonnen, gutes Geld zu verdienen.» Doch das Wort von Blatter habe für ihn gegolten. Dass er seine Restforderung erst 2011 erhob, erklärte Platini damit, dass andere Forderungen beglichen wurden für Personen, die für die Fifa gearbeitet und diese verlassen hatten.
Dass er eine Nachforderung von 2 Millionen Franken – vier Mal 500’000 Franken – statt 2,8 Millionen Franken (vier Mal 700’000 Franken) stellte, sei sein Fehler gewesen. «Das habe ich vermasselt», sagte Platini.
Platini erhob schwere Anschuldigungen gegen die Bundesanwaltschaft und die Fifa: «Was die Fifa mit mir und ihrem Ex-Präsidenten gemacht hat, ist ein Skandal. Das Ziel war, das wissen alle, dass ich nicht Fifa-Präsident werden sollte.» Als weltbekannte Persönlichkeit sei es schwierig, so beschuldigt zu werden: «Doch die Wahrheit wird ans Licht kommen.» Die Gerechtigkeit werde siegen.
Vor Platini hatte zum Auftakt des zweite Tages bei der Hauptverhandlung vor Bundesstrafgericht Ex-Fifa-Präsident Blatter zu seiner Person, zur Anklage und zur Sache ausgesagt.
Blatter weist Vorwürfe zurück
In der Einvernahme wies Blatter die in der Anklageschrift enthalten Vorwürfe entschieden zurück, insbesondere den Vorwurf, dass Platini rechtswidrig im Jahr 2011 zwei Millionen Franken plus Sozialabgaben überwiesen worden seien. Dieses Geld sei geschuldet gewesen. Er verstehe nicht, warum es ein Strafverfahren für einen administrativen Vorgang in einem Verein wie der FIFA gebe.
Blatter rekonstruierte die Zusammenarbeit mit Platini, die 1998 nach seiner Wahl zum Fifa-Präsidenten begonnen hätte. «Platini sagte mir, er sei als Berater eine Million Franken pro Jahr Wert, und ich sagte Ja», erläuterte Blatter. Dies sei so mündlich in einem Gentleman-Agreement festgehalten worden.
1999 sei in einem schriftlichen Vertrag die Summe von 300’000 Franken festgehalten worden, weil sich die Fifa in einer schlechten finanziellen Lage befunden habe. «2002 waren wir praktisch pleite», so Blatter.
Warum die Nachforderungen von Platini für seine Beraterdienste zwischen 1998 und 2002 erst 2011 gekommen seien, könne er nicht sagen. Er bestritt, dass die in seinem Schreibtisch gefundene Rechnung von Platini ein «Faustpfand» sein sollte, um diesen als Fifa-Präsidenten zu verhindern.
Keine Antwort auf Fifa-Fragen
Auf eine Nachfrage der Fifa-Verteidigerin antwortet Blatter nicht: «Fifa-Präsident Gianni Infantino antwortet mir sei 2016 nicht, daher antworte ich auch nicht auf Fragen der Fifa.» Die Fifa hatte wissen wollen, warum die Überweisung der 2 Millionen Franken nicht in den Unterlagen und Protokollen vermerkt sei, obwohl Blatter behauptete, die Zahlung sei von allen Gremien der FIFA abgesegnet worden.
Blatter kritisierte auch, dass man ihn nach der Aktion der Bundesanwaltschaft von 2015 schon medial vorverurteilt habe, obwohl der nur seinen Pflichten nachgekommen sei: «Ich bin schon bestraft – und das seit sieben Jahren.» Die ganze Familie habe darunter gelitten – selbst seine Enkelin habe Mobbing erleiden müssen. Er sei froh, dass nun die Geschehnisse von damals vom Gericht beurteilt würden.
Blatter erklärte zu seiner persönlichen Situation, dass er in Visp eine Wohnung habe, aber sein soziales Leben sich in Zürich abspiele. Er lebe von der AHV und seinen Ersparnissen, die er nicht näher bezifferte. Seinen monatlichen Finanzbedarf gab er mit rund 25’000 Franken an. (awp/mc/ps)