Baden – Beim Energiekonzern Axpo hat eine externe Untersuchung «keine wesentlichen Mängel» bei der Geschäftsführung des Unternehmens festgestellt. Es gibt aber Verbesserungspotential.
Im Dezember hatten die Axpo-Aktionäre an einer ausserordentlichen Generalversammlung eine Prüfung im Zusammenhang mit dem Antrag auf eine Kreditlinie des Bundes im vergangenen Herbst beschlossen. Diese wurde nun von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte durchgeführt.
Die Prüfung habe bestätigt, dass die Befürchtung eines Liquiditätsengpasses durch die Absicherung der Schweizer Stromproduktion verursacht worden sei, schreiben die Eigentümervertreter der Axpo in einer gemeinsamen Mitteilung vom Montag. Die Untersuchung der Geschäftsführung erfolgte auf Antrag der Kantone Zürich und Aargau. Neben Zürich und Aargau umfassen die Axpo-Eigentümer die Kantone Schaffhausen, Glarus und Zug sowie die Stromunternehmen EKZ, AEW, EKT und SAK.
Verbesserungen «angeregt»
Die Prozesse um den Kredit-Antrag im vergangenen Herbst im Zuge der Energiekrise seien «professionell» gewesen, schreibt auch die Axpo unter Berufung auf den Bericht, der nicht öffentlich ist. Die Beantragung der Kreditlinie sei durch den hohen Liquiditätsbedarf für die Absicherung der Schweizer Stromproduktion wegen aussergewöhnlich starker Preisbewegungen verursacht worden.
Allerdings stellte der Bericht auch «Verbesserungspotentiale» fest. Entsprechende Anregungen werde die Axpo prüfen und in geeigneter Form umsetzen, hiess es.
So werde etwa empfohlen, bestehende Risikokennzahlen zu ergänzen, die Handelsbücher durch eine Stelle ausserhalb des Geschäftsbereichs «Trading & Sales» laufend zu überwachen und in der Jahresrechnung zusätzliche Angaben zu den Eigenverbrauchsverträgen zu machen, heisst es in der Mitteilung der Eigner weiter.
Kein Geld abgerufen
Der Bund hatte der Axpo Anfang September notfallmässig eine Kreditlinie in der Höhe von 4 Milliarden Franken zur Verfügung gestellt. Dieser sollte verhindern, dass der grösste Schweizer Energiekonzern zahlungsunfähig werden könnte und auch noch andere Unternehmen mitreissen würde.
Für den Stromhandel müssen Energieunternehmen an der europäischen Energiebörse Sicherheiten hinterlegen. Weil die Marktpreise im vergangenen Jahr extrem gestiegen sind, haben sich die erforderlichen Sicherheiten allerdings vervielfacht. Das sorgte bei grossen Stromproduzenten wie Axpo oder Alpiq für einen viel höheren Liquiditätsbedarf als normalerweise.
Wegen möglicher Liquiditätsengpässe spannte der Bund insgesamt sogar einen Rettungsschirm von bis zu 10 Milliarden Franken für alle systemkritische Energieunternehmen. Zu denen zählt neben der Axpo und Alpiq auch die BKW.
Die Konzerne haben zwar bisher kein Geld abgerufen, der Energiehandel der Stromkonzerne geriet daraufhin aber unter Beschuss. Im Zentrum der Kritik stand, dass nicht klar ersichtlich sei, wieviel die Versorger tatsächlich zur Optimierung des Stromverkaufs handelten und wieviel rein spekulativer Eigenhandel ist.
Neue Axpo-Verwaltungsrätin
Derweil haben die Axpo-Aktionäre an der ordentlichen Generalversammlung am (gestrigen) Montag alle Anträge des Verwaltungsrats gutgeheissen. Auf Basis der Erkenntnisse des Berichts hätten sie unter anderem der Führung die Décharge erteilt.
Verwaltungsratspräsident Thomas Sieber sprach laut Mitteilung von einem sehr herausfordernden Geschäftsjahr 2021/22. «Die Erfahrungen aus dem letzten Jahr, namentlich auch die Erkenntnisse aus der Geschäftsführungsprüfung, werden wir nutzen, um das Unternehmen weiterzuentwickeln.»
Im Rahmen einer regulär alle zwei Jahre anstehenden Wahl wurden alle Mitglieder, die zur Wiederwahl standen, am Montag in ihrem Amt bestätigt. Neu in das Gremium wählten die Aktionäre Katja Pluto. Die Wirtschaftsmathematikerin habe internationale Erfahrung im Finanz- und Risikomanagement mit, hiess es von der Axpo. Sie folge auf Dorothée Deuring, welche dem Gremium seit 2017 angehört habe. (awp/mc/ps)