Der Verkehr in der Schweiz verursacht Umwelt-, Gesundheits- und Unfallfolgekosten in Milliardenhöhe.
Ittigen – Die Umwelt-, Gesundheits- und Unfallfolgekosten des Schweizer Verkehrssystems betrugen im Jahr 2010 9,4 Milliarden Franken. Dies ergab eine Studie, die im Auftrag des Bundesamts für Raumentwicklung ARE erstellt wurde. Erstmals wurden neben den externen Kosten des Strassen- und Schienenverkehrs auch diejenigen des Luft-, Schiffs-, Velo- und Fussverkehrs erhoben.
Der Verkehr verursacht volkswirtschaftliche Kosten, die nicht durch die Verkehrsteilnehmer selbst gedeckt, sondern von der Allgemeinheit getragen werden. Ins Gewicht fallen vor allem Umwelt- und Gesundheitskosten (Luftverschmutzung, CO2-Ausstoss, Unfälle, Lärm). Der Bund ist gesetzlich verpflichtet, die externen Kosten periodisch nach neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen zu erheben.
Löwenanteil entfällt auf Strassenverkehr
Nach einer vom Bundesamt für Raumentwicklung ARE bei den Beratungsbüros Ecoplan und Infras in Auftrag gegebenen Studie belaufen sich die externen Kosten des gesamten Verkehrs 2010 auf 9,4 Milliarden Franken. Dabei dominiert der Strassenverkehr. Er verursachte externe Kosten von 7,7 Milliarden Franken, während auf den Schienenverkehr 730 und auf die Luftfahrt 920 Millionen entfielen. Der grosse Unterschied erklärt sich einerseits durch den hohen Anteil der Strasse am gesamten Verkehrsvolumen: 68 Prozent der gefahrenen Personenkilometer (Personenverkehr) und 57 Prozent der Tonnenkilometer (Güterverkehr) werden auf der Strasse abgewickelt. Andererseits verursacht der Strassenverkehr mehr Schadstoffe und birgt ein höheres Unfallrisiko. Dank der Leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA) deckt der schwere Güterverkehr auf der Strasse seine Kosten zu einem hohen Teil selber.
Langsamverkehr schlägt mit 900 Millionen Franken zu Buche
Erstmals wurden die externen Kosten auch für weitere Verkehrsmittel erhoben. So fallen 900 Millionen Franken auf den Langsamverkehr (Velo- und Fussverkehr). Hier überwiegen die Unfallkosten. Dem stehen hohe externe Nutzen von 1,3 Milliarden Franken gegenüber (regelmässige Velofahrende und Fussgänger sind durchschnittlich gesünder, was unter anderem zu einer geringeren Belastung des Gesundheitssystems führt). Ebenfalls rund 900 Millionen Franken externe Kosten weist der Luftverkehr aus, davon sind zwei Drittel auf den CO2-Ausstoss zurückzuführen. Dem Schiffsverkehr sind rund 60 Millionen Franken externe Kosten anzurechnen. Mit dem Schiff werden landesweit allerdings auch nur eine relativ geringe Anzahl an Personen und Gütern transportiert.
Die Entwicklung der externen Kosten im Strassenverkehr wird seit 2005 regelmässig erhoben und zeigt keinen eindeutigen Trend. Einerseits haben sich einige methodische Anpassungen, zum Beispiel auf Grund neuer Erkenntnisse über die Gesundheitswirkungen von Luftschadstoffen, kostensenkend ausgewirkt. Andererseits hat beispielsweise eine steigende Zahl von durch Verkehr belasteten Wohnungen zu Kostensteigerungen geführt. Im Schienenverkehr sind die externen Kosten um 60 Prozent höher als 2005, insbesondere wegen der Überarbeitung der Methode im Lärmbereich.
Das Bundesamt für Statistik (BFS) wird im Rahmen der Publikation «Kosten und Finanzierung des Verkehrs» (ehem. «Transportrechnung») einen Gesamtüberblick über alle Kosten des Verkehrs (die externen Kosten sind ein Teil davon) und deren Finanzierung publizieren. (ARE/mc/ps)