EY: Einbruch auf dem Neuwagenmarkt – Absatzkrise weitet sich aus

Olivier Mange, Partner bei EY. (Bild: EY)

Zürich – Der Neuwagenmarkt ist in der Schweiz um rund 30 Prozent (28%) gegenüber dem Vorjahresmonat geschrumpft.

Im bisherigen Jahresverlauf liegen in der Schweiz die Neuwagenverkäufe um sechs Prozent über dem Niveau des Vorjahres und 27 Prozent niedriger als 2019. Alle grossen europäischen Märkte lagen im Oktober zweistellig im Minus. Besonders starke Einbussen verzeichneten Italien (minus 36 Prozent) sowie Deutschland und Belgien (jeweils minus 35 Prozent). Im bisherigen Jahresverlauf liegt der Absatz EU-weit zwar immer noch knapp über dem Wert des Vorjahres – um 2 Prozent –, aber um 31 Prozent unter dem Niveau von 2019.

„Die Krise auf dem Neuwagenmarkt weitet sich aus“, sagt Olivier Mange, Partner bei EY. „In diesem Jahr werden in der Schweiz noch weniger Neuwagen verkauft werden als im ohnehin schon schwachen Vorjahr. Wir liegen damit weit unter dem Vorkrisenniveau, und eine Trendwende ist vorerst nicht in Sicht. Die Chipkrise wird voraussichtlich noch bis Mitte des kommenden Jahres zu erheblichen Einbussen führen. Dies führt zu entsprechenden finanziellen Auswirkungen für den Autohandel, die Hersteller und Zulieferer.“

Ein Lichtblick für den Autohandel ist gemäss Mange zur Zeit der Occasionsmarkt. Der Mangel an Neufahrzeugen führt zu einem regelrechten „Run“ auf Gebrauchtfahrzeuge. Entsprechend erhöhen sich in diesem Segment die Preise.

Elektro-Marktanteil verdoppelt
Die Chipkrise bremst auch die Absatzdynamik auf dem eigentlich boomenden Markt für elektrifizierte Neuwagen: Der Absatz von Elektroautos stieg in den fünf grössten Märkten Westeuropas (Deutschland, Grossbritannien, Frankreich, Italien und Spanien) im Oktober nur noch um 52 Prozent (September: plus 60 Prozent, bisheriger Jahresverlauf: plus 94 Prozent). In der Schweiz ergab sich im Oktober ein Wachstum von 47 Prozent und im bisherigen Jahresverlauf ein Plus von 79 Prozent.

Noch stärker abgebremst wurde die Wachstumsdynamik bei Plug-in-Hybriden. In der Schweiz verlangsamte sich das Wachstum deutlich: von 82 Prozent (Januar bis Oktober) auf nur noch zwei Prozent im Oktober. In den Top-5-Märkten legten Plug-in-Hybriden im Oktober nur noch um 8 Prozent zu. Im September hatte die Wachstumsrate noch bei 28 Prozent gelegen, im bisherigen Jahresverlauf bei 116 Prozent. „Die Chipkrise hat nun endgültig auch das Elektrosegment erreicht“, beobachtet Mange.

Dennoch stieg der Marktanteil elektrifizierter Neuwagen auf ein neues Rekordhoch: 22,1 Prozent aller in den Top-5-Märkten Westeuropas neu zugelassenen Personenwagen waren entweder Elektroautos (12,7 Prozent) oder Plug-in-Hybride (9,4 Prozent). Zum Vergleich: Im Vormonat (September 2021) lag der Marktanteil bei 21,5 Prozent, vor einem Jahr, im Oktober 2020, kamen Elektroautos und Plug-in-Hybride zusammen auf einen Marktanteil von 11,8 Prozent.

Insgesamt erweist sich derzeit die Nachfrage nach elektrifizierten Neuwagen in den deutschsprachigen Ländern als besonders hoch. So lag der gemeinsame Marktanteil von Plug-in-Hybriden und Elektroautos in der Schweiz im Oktober bei 24,9 Prozent und in Österreich bei 23,5 Prozent. Deutschland wies im Oktober erneut mit 30,4 Prozent den höchsten Marktanteil elektrifizierter Neuwagen unter den Top-5-Märkten auf, gefolgt Grossbritannien (23,1 Prozent) und Frankreich (22,9 Prozent). In Spanien waren hingegen im September nur 11,1 Prozent der Neuwagen Plug-in-Hybride oder Elektroautos

„Die Nachfrage nach Elektroautos und Plug-in-Hybriden ist anhaltend hoch und steigt weiter, sagt Mange. „Dass die Wachstumskurve derzeit abflacht, ist allein auf die Lieferschwierigkeiten zurückzuführen. Wir erwarten im kommenden Jahr ein weiteres starkes Wachstum in diesem Segment“, prognostiziert Mange. Denn: „Die Hersteller erweitern derzeit ihr Portfolio gerade an Elektroautos und bringen neue attraktive Modelle in allen Preiskategorien auf den Markt.“ (EY/mc/ps)

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