Zürich – Das Geschäftsklima in der Schweiz hat sich gemäss dem Unternehmensbarometer des Beratungs- und Prüfungsunternehmens EY zum ersten Mal seit Jahresbeginn 2014 wieder etwas verbessert. 87% der Unternehmen bewerten ihre aktuelle Geschäftslage positiv. Und auch die Prognosen zur Umsatz- und Geschäftsentwicklung bleiben bei den 700 befragten Unternehmen zuversichtlich. Besonders gut ist die Geschäftslage aktuell im Sektor Life Sciences. Die grosse Mehrheit (93%) aller Unternehmen bewertet ihren aktuellen Zustand als insgesamt stabil. Der Anteil sehr stabiler Unternehmen ist allerdings um drei Prozentpunkte, auf aktuell 35% gesunken.
Weiter rechnen die Schweizer Unternehmen mit einer Verbesserung der Konjunktur, die Konjunkturpessimisten sind auf dem Rückzug: Ihr Anteil hat sich gegenüber dem Vorjahr von 26 auf 11% verringert. Gleichzeitig rechnen aktuell 27% (Vorjahr 23%) mit einer anziehenden Wirtschaft. Trotz der steigenden Zuversicht sind die Unternehmen noch immer weit zurückhaltender als zu Jahresbeginn 2014, als der Schweizer Franken gegenüber dem Euro noch schwach war und jeder Zweite mit einer Konjunkturverbesserung rechnete.
Trotz der positiveren Konjunkturaussichten bereitet deren mögliche weitere Entwicklung den Unternehmen weiterhin Sorge. Als noch grössere Gefahr sehen sie einzig die anhaltende Währungsstärke. Auch der wichtige aber kostspielige Umgang mit Cyber-Security fordert die Unternehmen eindeutig mehr als in früheren Befragungen.
«Der noch immer starke Schweizer Franken bremst viele Unternehmen in deren Entwicklung. Auch eine mögliche schwache Konjunkturentwicklung und die weltpolitischen Unsicherheiten beschäftigen die Firmenleitungen sehr», schätzt Heinrich Christen, Managing Partner Regions bei EY Schweiz, die Resultate ein. «Das weiterhin volatile, unsichere und komplexe Umfeld fordert die mittelständischen Unternehmen besonders stark.»
Investitionsdynamik kehrt zurück
28% der Unternehmen in der Schweiz planen, ihre Gesamtinvestitionen in den kommenden sechs Monaten zu erhöhen. So investitionsfreudig waren die Unternehmen zuletzt zu Jahresbeginn 2014. Nur jedes elfte Unternehmen will die Investitionstätigkeit zurückfahren. Die Beschäftigungsdynamik sinkt im Vergleich zum Vorjahr minim und bleibt positiv. Gut jeder fünfte Betrieb (21%) will aktuell zusätzliche Mitarbeitende anstellen während weiterhin nur jedes neunte Unternehmen Stellenstreichungen in Betracht zieht.
Fachkräftemangel verschärft sich
Der Fachkräftemangel entwickelt sich gemäss der aktuellen Befragung wieder zu einer grösseren Herausforderung: Gut drei von fünf Unternehmen in der Schweiz fällt es schwer, geeignete Fachkräfte zu rekrutieren. Davon betroffen sind 2017 besonders die Dienstleister. 65% von ihnen gaben an, eher oder sehr schwer neue und ausreichend qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Die meisten unbesetzten Positionen finden sich im technischen Bereich, genauer in der Produktion.
«Der Fachkräftemangel spitzt sich zu. Die vielen vakanten Stellen im Technikbereich sind alarmierend und ein klarer Aufruf dazu, stärker in die Ausbildung von Fachkräften zu investieren. Angesichts der wachsenden Bedeutung der Digitalisierung braucht es eine Stärkung der MINT-Fächer. Zudem sind flexible Arbeitszeitmodelle gefragt, um qualifizierte Frauen und Männer im Arbeitsprozess zu halten», so Christen weiter.
Der ungehinderte Zugang zum europäischen Arbeitsmarkt ist für viele Schweizer Unternehmer vital. Jeder Zweite gab dies in der aktuellen Umfrage an. «Dieses Resultat ist eindeutig: Nicht nur Grosskonzerne rekrutieren konsequent im europäischen Ausland, auch mittelgrosse Unternehmen, die zwischen 50 und 2‘000 Mitarbeitende beschäftigen, sind für den wirtschaftlichen Erfolg auf einen freien Zugang zum europäischen Arbeitsmarkt angewiesen. Es ist wichtig, dass die an der Realpolitik orientierte Vorlage zur Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative in Kraft treten kann und mit möglichst geringem bürokratischen Aufwand angewandt wird», kommentiert Christen die aktuellen Herausforderungen.
Branchen: Life Sciences besonders zufrieden
Ein Blick auf die Branchenergebnisse zeigt, dass Life-Sciences-Unternehmen nicht nur mit der aktuellen Geschäftslage sehr zufrieden sind. Auch hinsichtlich ihrer Entwicklung in den kommenden sechs Monaten führen sie die Rangliste an. 52% erwarten eine Verbesserung der Geschäftslage, nur 3% eine Eintrübung. «Der Standort Schweiz mit den Life-Sciences-Clustern in Basel, Zürich und am Genfersee ist für mittelgrosse Pharma- und Biotechunternehmen äusserst attraktiv, das zeigen nicht zuletzt die vielen Neugründungen im vergangenen Jahr. Eine sinnvolle Besteuerung des geistigen Eigentums hilft, die Wertschöpfung des Sektors auch in Zukunft zu sichern», kommentiert der langjährige EY-Life-Sciences-Partner Jürg Zürcher.
Hinter der Life-Sciences-Branche liegen Industrie und Dienstleistung beide auf Rang zwei. 37% erwarten eine Verbesserung, 5% eine Verschlechterung ihrer Lage. Weiter folgt der Handel, dessen Branchenvertreter zu 30 Prozent zuversichtlich sind und zu 7% von einer Eintrübung ihres Geschäfts ausgehen. Auf dem letzten Rang findet sich die Bau- und Energiebranche. 29% gehen zwar noch von einer positiveren Geschäftslage in den kommenden sechs Monaten aus, allerdings rechnet auch jeder zehnte Befragte mit einem negativeren Umfeld für die eigene Geschäftstätigkeit.
Weiterhin moderates Umsatzwachstum erwartet
Trotz des weiterhin herausfordernden Umfelds rechnen nur 11% der 700 befragten Unternehmen mit tieferen Umsätzen für das Jahr 2017. Immerhin 42 Prozent prognostizieren steigende Umsatzzahlen. Das stärkste Umsatzplus erwartet im aktuellen Jahr die Branche Life Sciences – durchschnittlich 1.9%. Das erwartete Umsatzplus von Industrie und Dienstleistungsbranche liegt bei 1.4%, der Handel liegt bei plus 1.3% und Bau und Energie rechnen mit 1.2% mehr Umsatz.
Während im vergangenen Jahr noch 65% der Unternehmen in der Schweiz ihren Fokus auf Stabilität gelegt haben, beabsichtigen dies aktuell nur noch 59%. Der Anteil der Firmen mit wachstumsorientierten Strategien ist hingegen von 28 auf 35 % angestiegen. Insbesondere die Branche Life Sciences richtet die eigene Unternehmensagenda 2017 nach dieser Strategie aus. «Kunden halten, Umsatzzahlen stabilisieren und die eigene Strategie überdenken steht nach wie vor im Fokus vieler Unternehmen. Die Ergebnisse der aktuellen Umfrage lassen aber darauf schliessen, dass diverse Unternehmen bereits einen Schritt weiter gegangen sind, ihre Strategie bereits überarbeitet und wieder klar auf Wachstum ausgerichtet haben», sagt Christen. (EY/mc)
Über die globale EY-Organisation
Die globale EY-Organisation ist eine Marktführerin in der Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Transaktionsberatung und Rechtsberatung sowie in den Advisory Services. Wir fördern mit unserer Erfahrung, unserem Wissen und unseren Dienstleistungen weltweit die Zuversicht und die Vertrauensbildung in die Finanzmärkte und die Volkswirtschaften. Für diese Herausforderung sind wir dank gut ausgebildeter Mitarbeitender, starker Teams sowie ausgezeichneter Dienstleistungen und Kundenbeziehungen bestens gerüstet. Building a better working world: Unser globales Versprechen ist es, gewinnbringend den Fortschritt voranzutreiben – für unsere Mitarbeitenden, unsere Kunden und die Gesellschaft.
Die globale EY-Organisation besteht aus den Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited (EYG). Jedes EYG-Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen. Ernst & Young Global Limited ist eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht und erbringt keine Leistungen für Kunden. Die EY-Organisation ist in der Schweiz durch die Ernst & Young AG, Basel, an zehn Standorten sowie in Liechtenstein durch die Ernst & Young AG, Vaduz, vertreten. «EY» und «wir» beziehen sich in dieser Publikation auf die Ernst & Young AG, Basel, ein Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited.