Fast jede sechste Person lebte 2020 in einem Haushalt mit Zahlungsrückstand

Schulden

(Foto: Pixabay)

Neuenburg – Fahrzeug-Leasings und Zahlungsrückstände sind die häufigsten Schuldenarten in der Schweiz. Im Jahr 2020 lebten 15,5% der Bevölkerung in einem Haushalt mit mindestens einem Fahrzeug-Leasing und 14,9% in einem Haushalt mit mindestens einem Zahlungsrückstand in den vorangehenden zwölf Monaten. 6,9% lebten in einem Haushalt mit mindestens drei verschiedenen Schuldenarten. Dies sind einige Ergebnisse der Erhebung über die Einkommen und Lebensbedingungen (SILC) des Bundesamts für Statistik (BFS). Die Resultate bilden die Situation vor und zu Beginn der Covid-19-Pandemie ab.

Zu den Schuldenarten zählen neben den Zahlungsrückständen und den Fahrzeug-Leasings Klein- oder Konsumkredite, Ratenzahlungen, Verschuldungen bei der Familie oder Freunden, Hypotheken ausser auf den Hauptwohnsitz, sowie Kontoüberziehungen oder unbezahlte Kreditkartenrechnungen. Berücksichtigt man sämtliche dieser Schuldenarten, lebten im Jahr 2020 42,9% der Bevölkerung in einem Haushalt mit mindestens einer Verschuldung.

Rund 8% lebten in Haushalten mit mindestens einer überfälligen Steuerrechnung
Zahlungsrückstände sind Rechnungen, die nicht rechtzeitig bezahlt werden können. Berücksichtigt werden folgende Ausgabenposten: Miete oder Hypothekarzinsen für den Hauptwohnsitz, laufende Kosten wie Wasser, Strom, Gas und Heizung, Krankenkassenprämien, Kreditrückzahlungen, Steuern, Telekommunikation, Unterhaltszahlungen und andere Ausgaben. Am häufigsten kamen Zahlungsrückstände im Jahr 2020 bei den Steuerrechnungen und Krankenkassenprämien vor; 7,5% respektive 5,5% der Bevölkerung hatten damit zu kämpfen.

Der Anteil Personen, die in den letzten zwölf Monaten von mindestens einer Art von Zahlungsrückstand betroffen waren, sinkt mit zunehmendem Alter, Bildungsstand und Einkommen. Personen, die in einem Haushalt mit Kindern lebten, waren dagegen häufiger tangiert (18,0% mit mindestens einem Zahlungsrückstand) als Haushalte ohne Kinder (8,6%). Zudem hatten mehr als ein Viertel der Personen, die in einem Einelternhaushalt lebten, mindestens einen Zahlungsrückstand in den vergangenen zwölf Monaten.

Knapp 7% lebten in Haushalten mit mindestens drei Schuldenarten
Die neben den Zahlungsrückständen häufigsten Schuldenarten im Jahr 2020 waren Fahrzeug-Leasings (15,5%), Hypotheken ausser auf den Hauptwohnsitz (12,1%), Verschuldung bei der Familie oder Freunden (8,4%) und Ratenzahlungen (6,8%). Insgesamt lebten 42,9% der Bevölkerung in einem Haushalt mit mindestens einer Schuldenart, 15,9% mit mindestens zwei und 6,9% mit mindestens drei Schuldenarten.

Die Bevölkerungsgruppen, die am häufigsten in einem Haushalt mit mindestens drei Schuldenarten lebten, waren Personen mit materiellen Entbehrungen (30,2%), Erwerbslose (15,9%), sowie Personen zwischen 18 und 24 Jahren (11,1%). Personen, die in Haushalten in der französisch- beziehungsweise italienischsprachigen Schweiz lebten, hatten mit 10,6% respektive 14,9% öfter mindestens drei Schuldenarten als Personen, die in Haushalten in der Deutschschweiz lebten (5,1%).

Anhäufung von Schulden, Betreibungen und Verlustscheinen
6,9% der Bevölkerung lebten 2020 in einem Haushalt mit mindestens einer Person, die eine Betreibung oder einen Verlustschein zu ihren Lasten hatte. Vor allem erwerbslose Personen (18,7%), Einelternhaushalte (14,2%), sowie ausländische Personen aus ost- oder aussereuropäischen Ländern (13,8%) waren besonders betroffen. Bei den Personen, die in einem Haushalt mit mindestens einer Betreibung oder einem Verlustschein lebten, wiesen 28,8% auch mindestens drei Schuldenarten im Haushalt in den letzten zwölf Monaten aus.

Mit zunehmendem Alter sinkt die Bereitschaft zu Spontankäufen
Nur knapp 6% der Bevölkerung ab 16 Jahren waren im ersten Halbjahr 2020 mit der Aussage absolut einverstanden, dass sie sich etwas kaufen, auch wenn sie es sich eigentlich nicht leisten können. Die Zustimmung war aber besonders hoch bei den Personen, die in einem Haushalt mit mindestens drei Schuldenarten (11,5%) oder mindestens einem Zahlungsrückstand (10,1%) lebten. Während 14,8% der Personen zwischen 16 und 17 Jahren der Aussage voll und ganz zustimmten, waren es bei den Personen ab 65 Jahren nur 5,2%.

Ebenfalls hoch war die Zustimmungsrate bei Einelternhaushalten mit zwei oder mehr Kindern (10,9%) und bei Personen, die in der französischsprachigen Schweiz lebten (8,6%). Das verfügbare Äquivalenzeinkommen spielte dagegen für die Zustimmung zu dieser Aussage fast keine Rolle, im Gegensatz zum Bildungsstand: Unter den Personen mit obligatorischem Schulabschluss stimmten 8,3% der Aussage zu, bei den Personen mit Tertiärausbildung waren es nur 4,6%. (awp/mc/pg)

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