Fedpol-Direktorin Nicoletta della Valle tritt Anfang 2025 zurück
Bern – Die Direktorin des Bundesamts für Polizei, Nicoletta della Valle, tritt auf den 31. Januar 2025 zurück. Der Bundesrat hat am Mittwoch den Rücktritt der 62-Jährigen genehmigt. Über die Nachfolge wird später entschieden.
Della Valle leitet seit bald zehn Jahren das Bundesamt für Polizei (Fedpol). Es war ihr ein grosses Anliegen, aus dem Bundesamt eine Polizei zu machen, wie der Bundesrat in einer Mitteilung schrieb. Sie habe beim Kampf gegen terroristische Gefährder und gegen die organisierte Kriminalität stark auf die intensive Zusammenarbeit mit schweizerischen und ausländischen Partnerbehörden gesetzt.
«Der Bundesrat dankt Nicoletta della Valle für ihre Arbeit und ihren Einsatz für die Sicherheit der schweizerischen Bevölkerung», hiess es in der Mitteilung. Die Fedpol-Direktorin habe «einen herausragenden Beitrag zur Bekämpfung von Schwerstkriminalität und organisierter Kriminalität geleistet und zur Verbesserung der Strafverfolgung beigetragen».
Medial trat della Valle vorwiegend in Zusammenhang mit dem Kampf gegen die Mafia in Erscheinung. Vor Wochenfrist sagte sie in der «Neuen Zürcher Zeitung» (NZZ), dass die Mafia definitiv in der Schweiz angekommen sei. Wie viele Zellen es gibt, wisse das Fedpol nicht. Die heutigen Polizeiressourcen reichten nicht aus für eine effektive Bekämpfung der organisierten Kriminalität.
Neue Instrumente zur Terrorbekämpfung
Della Valle lancierte und begleitete während ihrer Amtszeit auch verschiedene Gesetzgebungsprojekte. Zu nennen sind etwa die polizeilichen Massnahmen zur Bekämpfung von Terrorismus (PMT). Sie geben dem Fedpol zusätzliche, auch präventiv-polizeiliche Massnahmen im Kampf gegen den Terrorismus in die Hand.
Auch das Vorläuferstoffgesetz, mit dem der Umgang mit Sprengstoffen im Eigenbau auch in der Schweiz reguliert wurde, prägte die Fedpol-Direktorin mit. Schliesslich fiel auch die Revision des DNA-Profilgesetzes, das die Rechtsgrundlage für die Phänotypisierung schaffte, in ihre Amtszeit – neu können aus DNA äusserliche Merkmale sowie die biogeografische Herkunft herausgelesen werden. Bislang liess das Gesetz nur die Bestimmung des Geschlechts zu.
«Es war mir eine Ehre und eine Freude, Fedpol zehn Jahre durch zahlreiche stürmische Gewässer, über Berge und durch Täler zu führen», schrieb della Valle am Mittwoch an die über tausend Fedpol-Mitarbeitenden. Die E-Mail liegt der Nachrichtenagentur Keystone-SDA vor.
«Kraft, die nicht unendlich vorhanden ist»
Angetrieben hätten sie verschiedene Missionen mit Unterstützung von nationalen und internationalen Partnern. «Die Bekämpfung der transnationalen Schwerstkriminalität und des Terrorismus, der Schutz unserer Institutionen, unserer Demokratie und unseres Rechtsstaates – das war immer meine Motivation», so della Valle.
Sie erwähnte in der E-Mail auch, dass sie «die komplexen Strukturen, die Mechanik und die Logik der Politik» manchmal Nerven und Kraft gekostet hätten. «Kraft, die nicht unendlich vorhanden ist.» Einen idealeren Zeitpunkt für ihren Rücktritt könne sie sich kaum vorstellen: Die Fedpol-Geschäftsleitung sei komplett und vor allem sei sie motiviert und kompetent.
Della Valle bedankte sich zum Schluss unter anderen bei allen Mitarbeitenden, ihren politischen Vorgesetzten, den Kommandantinnen und Kommandanten der kantonalen Polizeikorps und den internationalen Kolleginnen und Kollegen. Sie verlasse Fedpol mit einem weinenden und einem lachenden Auge, schrieb della Valle. «Aber ich weiss, die Missionen werden weiterhin erfüllt, die Kriminalität bekämpft werden – auch ohne mich.»
Suche nach Nachfolge beginnt
Sie schaue mit Vorfreude auf die neuen Aufgaben, Herausforderungen und Projekte, die sie erwarten, hielt della Valle fest. Vor ihrer Zeit als Fedpol-Direktorin arbeitete sie bei den Universitären Psychiatrischen Diensten (UPD) des Kantons Bern, noch früher bereits mehrere Jahre als stellvertretende Fedpol-Direktorin sowie im Generalsekretariat des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements (EJPD).
Die Stelle an der Spitze des Fedpol wird laut dem Bundesrat demnächst öffentlich ausgeschrieben. (awp/mc/pg)