Lyss – Der Automobilzulieferer Feintool muss wegen der schwierigen Entwicklung im europäischen Automobilsektor erneut den Rotstift ansetzen. Daher baut das Unternehmen nach der im Mai beschlossenen Verlagerung der Grossserien-Fertigung von Lyss nach Tschechien nun auch die Produktion von Elektromotoren in Europa um. Dies führt zu Standortschliessungen und Stellenstreichungen.
So sollen künftig im deutschen Vaihingen die Leitung der auf Elektroblechstanzen spezialisierten Geschäftseinheit Stamping, die Forschung, Entwicklung und der Werkzeugbau sowie die Automotive-Produktion gebündelt werden, heisst es in einer Mitteilung vom Dienstag. Die Produktion im deutschen Sachsenheim werde ins ungarische Tokod verlagert und das verlustreiche Werk danach geschlossen.
Mit der Verlagerung der Produktion sei die langfristige Wettbewerbsfähigkeit des Geschäfts gesichert. Insgesamt sei die Auftrags- und Ertragslage aber weiterhin sehr angespannt, heisst es.
Stellenabbau und Ergebnisbelastung
Insgesamt fallen der Neuausrichtung rund 200 der bislang 450 Stellen in den beiden Werken zum Opfer. Dieser Abbau stehe aber noch unter Vorbehalt der Beteiligung der Arbeitnehmervertretungen. Es sei eine «sozialverträgliche Umsetzung der Verlagerung» geplant. Auch das Feintool-Werk in Jessen sei zudem «von der Neuausrichtung betroffen», jedoch in geringerem Ausmass.
Die notwendigen Aufwände belasten insbesondere das Ergebnis des laufenden Jahres 2024, wie Feintool erklärt. Die Grössenordnung wollte eine Sprecherin auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP nicht beziffern. Die Umstrukturierung benötige Zeit.
Mittelfristig will das Unternehmen durch die Massnahmen aber eine nachhaltige Verbesserung der Ergebnisse der Einheit Stamping erreichen und jährlich 15 Millionen Franken einsparen.
Umbau in Schweiz läuft bereits
In der Schweiz ging Feintool bereits im Mai diesen Jahres über die Bücher und kündigte eine Verlagerung der Grossserien-Fertigung bis Ende 2025 von Lyss nach Tschechien an. 70 der 200 Stellen werden gestrichen, das Ergebnis um 10 bis 12 Millionen Franken belastet.
Dadurch erhofft man sich mittelfristige EBIT-Verbesserungen um rund 7 Millionen pro Jahr. Weitere Massnahmen stünden in der Schweiz derzeit nicht auf der Agenda, erklärt die Sprecherin. (awp/mc/ps)