Lyss – Die Industriegruppe Feintool hat im ersten Halbjahr 2017 im Umsatz weiter zugelegt und strebt in den kommenden Jahren weiteres Wachstum an. Damit das gelingt, investiert Feintool in die Produktion, behält gleichzeitig zukünftige Entwicklungen in der Autoindustrie im Auge und integriert zum Feinschneiden ergänzende Arbeitsschritte in ihre Wertschöpfungskette. Der nächste Wachstumsschritt in der Teileproduktion soll in China erfolgen.
In den ersten sechs Monaten steigerte Feintool den Gruppenumsatz um 6,6% auf 296,8 Mio CHF. In Lokalwährungen gerechnet resultierte gar ein Plus von 7,4%, wie die auf das Feinschneiden und Umformen von Metallteilen spezialisierte Unternehmen am Dienstag schreibt. Analysten hatten mit weniger Wachstum gerechnet.
Die Bruttomarge nahm leicht um 0,9 Prozentpunkte zu auf 40,2%. Nebst einer Verbesserung im Produktmix stützten auch eine bessere Auslastung sowie effizientere Kostenstrukturen in den wichtigsten Werken die Marge. Demgegenüber belasteten Vorleistungen in den Fabriken (z.B. Personalaufbau, Inbetriebnahme neuer Maschinen etc.) die operative Marge, die auf Stufe EBIT leicht um 0,1 Prozentpunkte auf 7,6% zurückging.
In Franken stieg der EBIT um 5,1% (in LW: +6,2%) auf 22,5 Mio CHF, während der Reingewinn nur leicht auf 14,0 Mio von 13,9 Mio in der Vorjahresperiode zulegte. Höhere Finanzkosten und eine höhere Steuerquote waren massgeblich dafür verantwortlich.
Starke Zunahme in Europa
CEO Bruno Malinek, sprach an der Medienkonferenz von «erfreulichen» Ergebnissen. Besonders gut habe sich im wichtigsten Segment System Parts, wo sich der Umsatz um 10% auf 266 Mio CHF erhöhte, das Geschäft in Europa (+18% in LW) entwickelt. Die Teile von Feintool, welche beispielsweise in den Motoren, Bremsen oder Sitzen von Premium-Autos der Marken Audi, Mercedes oder BMW verbaut werden, hätten sich einer sehr guten Nachfrage erfreut.
Derweil sei die Gruppe im US-Teilegeschäft – trotz sinkender Pkw-Produktion – währungsbereinigt leicht um 1,3% gewachsen. Hier hätten die Verkäufe von SUV-Modellen gestützt, sagte Malinek. In Asien zeichnete vor allem China für das kleine Umsatzplus von 3,6% verantwortlich, wohingegen in Japan sinkende Verkaufszahlen registriert wurden.
Im Segment Fineblanking Technology bzw. dem Investitionsgütergeschäft verkaufte Feintool erneut weniger Pressen und Anlagen. Der Umsatz fiel um 16% auf 37,1 Mio CHF. Mit einem Drittumsatz von 30,8 Mio trägt das Segment 10,4% zum Umsatz der Gruppe bei. Allerdings zeichnet sich in diesem volatilen Geschäft vorerst Besserung ab; die Auftragseingänge nahmen um rund 15% auf 49,3 Mio zu.
Weiteres Wachstum
Aber auch System Parts dürfte in der zweiten Jahreshälfte weiter wachsen, zumindest deuten die vom Unternehmen erwarteten Abrufe im Umfang von 238,6 Mio (VJ 221,8 Mio) darauf hin. Die Umsatzprognose für das Gesamtjahr lautet neu auf 580-600 Mio CHF nach bislang 580 Mio (Umsatz 2016: 552 Mio). Und die EBIT-Marge soll auf dem Niveau vom ersten Halbjahr gehalten werden (bisheriges Ziel: 7,5 bis 8,0%).
Mittelfristig behält das Management die Umsatzmarke von 800 Mio CHF im Auge. «Nachdem wir in den vergangenen Jahren in den USA stark gewachsen sind, ist derzeit Europa der Treiber. In der Zukunft werden wir dann in China stark zulegen», sagte CFO Thomas Bögli. Das kürzlich übernommene Umformwerk in Tianjin werde in drei bis vier Jahren Jahresumsätze von 50 bis 60 Mio erzielen; im ersten Halbjahr 2017 waren es 1,5 Mio.
Gleichzeitig integriert Feintool begleitende Arbeitsvorgänge wie das Härten sowie das Doppelparallelschleifen von Serienteilen künftig in die eigenen Fabriken. «Ausserdem bereiten wir uns auf die Zukunft in der Automobilindustrie vor», so Malinek. Das Beliefern von Herstellern von Brennstoffzellen-, Hybrid- oder Elektromotoren mit Serienteilen biete grosse Chancen.
An der Börse büsst Feintool, die mehrheitlich im Besitz der Beteiligungsgesellschaft Artemis von Investor Michael Pieper ist, bis am Nachmittag 0,8% ein. Der Gesamtmarkt (SPI) fällt um 1% zurück. (awp/mc/upd/ps)