Coronakrise trifft auch den Agrarkonzern Fenaco

Coronakrise trifft auch den Agrarkonzern Fenaco
(Foto: Fenaco)

Bern – Die Landwirtschaft leidet zwar weniger als andere Wirtschaftssektoren unter der Coronakrise. Am Agrarkonzern Fenaco geht sie trotzdem nicht spurlos vorbei.

Die Bedeutung der einheimischen Landwirtschaft sei wegen der Coronakrise vielen Schweizerinnen und Schweizern «schlagartig» wieder klar geworden, sagte Fenaco-Präsident Pierre-André Geiser am Mittwoch an einer Telefonkonferenz. «Unsere Bäuerinnen und Bauern erfahren aktuell viel Wertschätzung, nachdem zuletzt viel Kritik auf sie eingeprasselt ist.» Mancher Bauer steuere nun wieder mit erhobenem Haupt den Traktor aufs Feld.

Doch der Fenaco-Konzern als ein Rückgrat der Schweizer Landwirtschaft profitiert davon kaum. Im Gegenteil erwartet Konzernchef Martin Keller nach Jahren des Wachstums für 2020 einen rückläufigen Umsatz. Und unter dem Strich werde das Unternehmen weniger verdienen, lautet seine Prognose. Beziffern wollte er den Rückgang allerdings nicht. «Das wäre Kaffeesatzlesen.»

Aufholen unmöglich
Er begründete seine Prognose mit «ausserordentlichen Kosten», welche die Bewältigung der Krise verursachten. Und in einigen Sparten würden nun zwei Monatsumsätze fehlen, was nicht mehr aufgeholt werden könne.

«Wer ein Restaurant besucht, das wir beliefern, isst nun nicht das Doppelte oder Dreifache.» Auch die Landi-Läden, wo sich auch viele Hobbygärtner eindecken, hätten eine empfindliche Umsatzeinbusse erlitten. Regelrecht eingebrochen ist zudem die Mobilität, was sich bei der Tochter Agrola bemerkbar gemacht habe. «Wir gehen nicht davon aus, dass nun mehr herumgefahren und somit mehr Benzin verbraucht wird.»

Profitiert habe während der Krise aber der Detailhandel, so Keller. Die Volg-Läden hätten deutlich zugelegt. Und das Segment Lebensmittelindustrie habe im Detailhandel ebenfalls mehr verkauft, vor allem Grundnahrungsmittel wie Kartoffeln, Lagergemüse, Obst, Eier und Fleisch.

7-Milliarden-Marke geknackt
Gleichwohl ist ein Wachstum wie im 2019 kaum mehr möglich. Der Nettoerlös stieg im letzten Jahr um 3,5 Prozent auf gut 7,0 Milliarden Franken und damit erstmals überhaupt über die 7-Milliarden-Marke. Gut zwei Drittel des Wachstums gelang laut den Angaben aus eigener Kraft, den Rest steuerten Zukäufe bei.

Zum Wachstum hätten alle Geschäftsbereiche einen Beitrag geleistet, wurde betont. Das stärkste Wachstum (+7,9% auf 1,57 Milliarden) verzeichnete das Segment Energie (u.a. Benzin und Heizöl). Das Plus sei nicht auf Preisschwankungen zurückzuführen, sagte Keller. «Das Wachstum ist ausschliesslich mengenbedingt.»

Markant aufwärts ging es auch im Bereich Lebensmittelindustrie (+4,7% auf 1,33 Milliarden), was jedoch laut dem Firmenchef vor allem Übernahmen zu verdanken war. Leichtes Wachstum von 1,9 Prozent und 1,5 Prozent verzeichneten die beide Sparten Agrar (u.a. Saatgut, Futtermittel) sowie Detailhandel (Volg, Landi).

Das Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) sank im vergangenen Jahr um 7,6 Prozent auf 121 Millionen Franken, was primär mit höheren Abschreibungen begründet wurde. Das Unternehmensergebnis verringerte sich in der Folge um 15 Prozent auf 110 Millionen, wobei im Vorjahr zwei Immobilienverkäufe diese Kennzahl positiv beeinflusst hatten.

Auslandprojekt in Luxemburg
Trotz dem sich abzeichnenden Corona-Knick lässt sich Fenaco nicht von seinem Pfad abbringen. Die Investitionen würden nicht gekürzt. Und Projekte, die zukünftig Wachstum bringen sollen, liefen weiter, hiess es dazu.

Ein solches Projekt ist die Expansion ins Ausland. So wurde im letzten März in Luxemburg ein Laden mit dem Landi-Sortiment eröffnet. Es handle sich um einen Pilotbetrieb, «mit dem wir die Marktfähigkeit im europäischen Raum prüfen», so Keller.

Auch die über 23’000 Schweizer Bauern, die via Landi-Genossenschaften Besitzerin von Fenaco sind, dürften wegen Corona nicht leer ausgehen. Er gehe davon aus, dass diese auch im laufenden Jahr eine Erfolgsbeteiligung erhielten, sagte Firmenchef Keller. Insgesamt überwies der Agrarkonzern 2019 laut ihm 31 Millionen an die Landi-Genossenschaften und deren Mitglieder. (awp/mc/pg)

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