Domo darf drei Fernbuslinien betreiben
Bern – Das Unternehmen Domo hat vom Bundesamt für Verkehr drei nationale Fernbus-Konzessionen erhalten. Ab dem 25. März fahren die ersten Busse auf den Linien zwischen St. Gallen und Genf Flughafen, Zürich Flughafen und Lugano sowie Chur und Sitten.
Domo Swiss Express AG habe alle notwendigen Bestätigungen und Nachweise zur Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften erbracht, teilte das Bundesamt für Verkehr am Montag mit. Domo musste etwa nachweisen, dass es branchenübliche Löhne und Arbeitsbedingungen einhält. Die Konzession sei bis Ende 2020 gültig.
Halbtax und GAs anerkannt
Da das Fernbus-Angebot ins bestehende Verkehrs- und Tarifsystem eingebunden wird, werden Halbtax- und Generalabonnements anerkannt. Auch in der Fahrplan-App der SBB werden die Verbindungen der Fernbusse angezeigt, wenn Domo seine Daten in den ÖV-Daten hinterlegt.
Die Angebote von konzessionierten Fernbusunternehmen würden grundsätzlich gleich behandelt wie die Fahrplandaten von jeder anderen Schweizer Transportunternehmung auch, schreibt die SBB dazu auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Hinterlege ein Transportunternehmen seine Daten auch in den Verkaufssystemen, können zudem Tickets verkauft werden. Verantwortlich sei aber die jeweilige Transportunternehmung.
Grosse Nachfrage erwartet
In der Konzession werden auch die Halteorte festgelegt. Die Linien fahren auf folgenden Strecken: St. Gallen – Zürich – Biel – Genf Flughafen; Zürich Flughafen – Basel – Luzern – Lugano sowie Chur – Zürich – Bern – Sitten. Die insgesamt sechs Busse sollen je ein- bis zweimal täglich in beide Richtungen verkehren.
Pro Bus gebe es 59 Sitzplätze, davon 10 Erstklassplätze, schrieb Domo weiter. Es soll Hostessen geben, warme und kalte Snacks, WLAN und ein Bordunterhaltungssystem. Wegen den Vorschriften für den Behindertenzugang habe Domo das «weltweit erste Rollstuhl-WC für einen Doppeldeckerbus» angeschafft. Für die Busse werde eine Reservationspflicht bestehen, da Stehplätze nicht zugelassen sind.
Domo erwarte eine grosse Nachfrage bei der Schweizer Bevölkerung, sagte Patrick Angehrn, Leiter Linienbusverkehr, am Montag gegenüber der Nachrichtenagentur sda. «Wir streben eine Auslastung unserer Linien von 50 Prozent an», so Angehrn. Als Konkurrenz zur SBB sehe sich Domo aber nicht. Das zeigten nur schon die Zahlen: Während die SBB täglich 1,2 Millionen Passagiere befördere, bringe Domo pro Tag 800 Sitzplätze auf die Strasse.
Tickets halb so teuer
Auch die Kundschaft dürfte eine andere sein. So dauert eine Fahrt mit dem Bus länger als mit dem Zug. Dafür sind die Ticketpreise laut Patrick Angehrn halb so hoch wie diejenigen der SBB. «Wir sprechen Leute an, die mehr Zeit haben, weniger zahlen wollen und nicht unbedingt pünktlich ankommen müssen. Also etwa Senioren, Studenten und Familien», sagte Angehrn: «Jemand, der von Bern kommt und ein Vorstellungsgespräch in Zürich hat, würde wahrscheinlich nicht mit dem Fernbus reisen.»
Zwar sollten die Fahrpläne funktionieren, es könne allerdings beispielsweise immer zu unerwarteten Staus kommen.
Ob es in Zukunft weitere Fernbus-Linien von Domo geben wird, ist laut Angehrn noch nicht entschieden. «Wir geben uns ein Jahr Zeit, um zu analysieren, wo mehr Nachfrage besteht, ob die Frequenzen erhöht und ob neue Städte in die Halteorte aufgenommen werden müssen», so Angehrn.
Gewerkschaft ist skeptisch
Nicht überall kommt die Konzessions-Erteilung gut an. Skeptisch äussert sich etwa die Gewerkschaft des Verkehrspersonals (SEV). Sie zweifelt an, dass die branchenüblichen Löhne und Arbeitsbedingungen wirklich eingehalten werden, wie die SEV mitteilte. Ausserdem befürchtet die Gewerkschaft, dass die Fernbusse den «umweltfreundlicheren Bahnverkehr» schädigen werden.
Der Personalverband transfair fordert in einem Communiqué, dass die branchenüblichen Arbeitsbedingungen mindestens auf der Grundlage von bestehenden Gesamtarbeitsverträgen von PostAuto Schweiz und weiteren Bus-GAV definiert werden. Die BAV-Richtlinie zu den Mindestlöhnen im Busbereich reiche nicht.
Als problematisch betrachtet die Kundenorganisation Pro Bahn die Praxis des BAV. Sie lasse die Konkurrenzierung «gut ausgelasteter» ÖV-Kurse zu. Fernbusanbieter würden kaum Linien in nachfrageschwachen Gebieten anbieten, sondern sich auf ertragsstarke Kurse fokussieren. Der Kundschaft drohen steigende Preise oder ein Leistungsabbau, hält Pro Bahn weiter fest.
Der Nutzfahrzeugverband ASTAG bezeichnet das Vorgehen des BAV bei der Zulassung von Fernbussen innerhalb der Schweiz als «überstürzt». Zuerst brauche es klare und faire Rahmenbedingungen für sämtliche Markteilnehmer sowie eine bedürfnisgerechte, moderne Terminalinfrastruktur, schreibt ASTAG in einer Mitteilung. (awp/mc/pg)