Finanzanalysten rechnen mit Normalisierung der Wirtschaftsdynamik
Zürich – Die Stimmung unter Schweizer Finanzanalysten hat sich im Juni etwas eingetrübt. Die Analysten erwarten, dass der Höhepunkt der Erholung bereits im nächsten halben Jahr überschritten werden könnte. Wenig besorgt zeigen sie sich hinsichtlich der Inflationsentwicklung, wie es in einer Mitteilung des Investment Office der Credit Suisse vom Mittwoch heisst.
Der von der Bank erhobene, vorausschauende CS-CFA-Index für die Schweiz ist im Juni um 20,9 auf 51,3 Punkte gesunken. Dies sei aber nach wie vor ein historisch hoher Stand, der weiterhin gute Aussichten für die Schweizer Wirtschaft anzeige und lediglich eine Normalisierung der ausserordentlich starken Dynamik andeute, schreibt dazu die CS.
Laut der Grossbank beschreiben zwar fast noch 95 Prozent der Befragten die Konjunktur im Moment als «gut» oder «normal». Allerdings rechnen nur noch 60 Prozent nach 72 Prozent im Vormonat damit, dass sich die Wirtschaftslage noch weiter verbessern wird. Die Finanzanalysten würden davon ausgehen, dass der Höhepunkt der Erholung bereits im nächsten halben Jahr überschritten werden könnte, heisst es weiter.
Die langfristigen Wirtschaftsprognosen der Analysten haben sich seit dem Höhepunkt der Pandemie im letzten Jahr zunehmend stabilisiert. Während die Befragten im März 2020 für die nächsten fünf Jahre mit 49-prozentiger Wahrscheinlichkeit nur einen mageren BIP-Zuwachs von 0 bis 1 Prozent erwarteten, hat sich die Verteilungsmasse der Antworten seitdem kontinuierlich nach oben geschoben.
Pandemie-Effekt langfristig gering
Die langfristig negativen Auswirkungen der Pandemie auf das Schweizer Bruttoinlandprodukt (BIP) erscheinen den Analysten nun recht gering. Nur mit 25-prozentiger Wahrscheinlichkeit sehen sie das durchschnittliche BIP-Wachstum der nächsten fünf Jahre unter 1 Prozent. Vielmehr rechnen die Experten mit einer Zuwachsrate zwischen 1 und 2 Prozent (45% Wahrscheinlichkeit) oder gar darüber (30% Wahrscheinlichkeit). Die Durchschnittsprognose der Analysten liegt mit 1,86 Prozent recht nah am Wert des letzten Quartals (1,83%).
Die langfristigen Inflationsprognosen für die Schweiz, die die CS vierteljährlich sammelt, zeigt zudem, dass sich die Analysten diesbezüglich keine Sorgen machen. Nur gerade 8 Prozent rechnen mit einer höheren Inflation. Zudem sehen die Experten die Inflation in fünf Jahren mit 68-prozentiger Wahrscheinlichkeit im Zielband der Schweizerischen Nationalbank (SNB).
Inflationsrate bei 1,37 Prozent
Die Prognosen der Analysten ergeben im Durchschnitt eine Inflationsrate von 1,37 Prozent. Mit der Erholung der letzten Monate sei zudem die Wahrscheinlichkeit für ein anhaltend deflationäres Umfeld von 27 Prozent im Juni 2020 auf 14 Prozent im Juni 2021 gefallen, heisst es weiter.
Folglich sichern auch drei Viertel der Umfrageteilnehmer ihr Portfolio aktuell nicht mehr als üblich gegen Inflation ab. Unter den 24 Prozent, die dies tun, ist Gold die häufigste Hedging-Option. Ebenfalls zum Inflationsschutz in Portfolios verwenden die Analysten Rohstoffe, Immobilien, inflationsgeschützte Anleihen und Value-Aktien.
An der jüngsten monatlichen Umfrage der CFA Society Switzerland und der Credit Suisse nahmen 39 Experten aus der Schweizer Finanzbranche teil. Sie wurde zwischen dem 17. und 24. Juni 2021 durchgeführt. (awp/mc/pg)