Familienunternehmen Firmenich geht mit DSM zusammen

Firmenich-Niederlassung in Jakarta.

Genf / Maastricht – Der Genfer Aromen- und Riechstoffhersteller Firmenich geht mit dem niederländischen Vitaminhersteller DSM zusammen. Damit kommt es in der europäischen Spezialchemiebranche erneut zu einem milliardenschweren Zusammenschluss.

Die Geschichte von Firmenich begann im Jahr 1895. Das Unternehmen beliefert Lebensmittel- und Kosmetikhersteller mit Aromen und Duftstoffen und gilt in dem Bereich als weltweite Nummer zwei hinter dem Lokalrivalen Givaudan.

DSM bringt das Geschäft Nahrungsergänzungsmittel, Vitamine und Zusätze für Tiernahrung mit in die Ehe ein. Die vier Geschäftsbereiche kommen zusammen auf einen Umsatz von 11,4 Milliarden Euro.

Ende nach 127 Jahren
Nach 127 Jahren in Familienhand geht der Genfer Traditionskonzern also in «DSM-Firmenich» auf. DSM, 1902 als Bergbauunternehmen gegründet, blickt auf eine ähnliche lange Geschichte wie Firmenich zurück.

Zusammen wollen die beiden Unternehmen «den führenden Partner für Kreation und Innovation in den Bereichen Nutrition, Schönheit und Wellness» schmieden. Die vier Geschäftsbereiche von DSM und Firmenich sollen nun unter einem Dach weiterentwickelt werden.

Heute entfallen 3,3 Milliarden Euro auf Parfümerie und Schönheitspflege und 2,7 Milliarden auf Lebensmittel, Getränke und Aromen. Die DSM-Bereiche Gesundheit, Ernährung und Pflege sowie Tierernährung und Tiergesundheit bringen 2,2 Milliarden, beziehungsweise 3,3 Milliarden auf die Waage.

Chefs kommen von DSM
Es handele sich um eine «Fusion unter Gleichen», betonten Geraldine Matchett, Co-CEO von DSM, und Gilbert Ghostine, CEO von Firmenich, am Dienstag auf einer Pressekonferenz.

Die entscheidenden Positionen werden derweil von den Niederländern besetzt. Als CEOs werden die beiden DSM-Vorstandsvorsitzenden Matchett and Dimitri de Vreeze eingesetzt. CEO Ghostine wird den Fusionsprozess begleiten und anschliessend in den Ruhestand gehen.

Der Verwaltungsrat wird von Thomas Leysen präsidiert, dem heutigen Chairman von DSM. Firmenich-Präsident Patrick Firmenich wird sein Vize.

Milliardensegen für die Familie
DSM-Firmenich plant mit einem doppelten Firmensitz in Maastricht und in Kaiseraugst AG. Der Zusammenschluss erfolgt über einen Aktientausch in neue DSM-Firmenich-Anteile. Danach werden die bisherigen DSM-Aktionäre mit 65,5 Prozent die Mehrheit am neuen Unternehmen halten.

Die Aktionäre von Firmenich, also im Wesentlichen die Familie Firmenich, werden 34,5 Prozent halten. Sie beabsichtigen, langfristig Aktionäre des neuen Unternehmens zu bleiben, betonte Ghostine.

Die Mitglieder der Firmenich-Familie lassen sich die Trennung von ihrem Familien-Imperium zudem mit 3,5 Milliarden Euro in bar vergolden. Der Zeitplan sieht die Fusion in der ersten Hälfte 2023 vor.

Konkurrenz für Givaudan
Firmenich ist eine Konkurrentin der Branchenführerin Givaudan. Vor wenigen Jahren hatte die direkte Verfolgerin von Givaudan, die amerikanische International Flavour and Fragrances (IFF), das Nahrungsmittelzusatzgeschäft von Du Pont übernommen und so eine neue Ausgangslage in der Industrie geschaffen.

Gleichzeitig entsteht aus dem Familienunternehmen Firmenich eine für Anleger handelbare Alternative zu Givaudan. Deren Papiere büssen am Dienstag fast drei Prozent ein. Mit DSM geht es derweil an der Euronext Amsterdam um 6,5 Prozent nach oben. (awp/mc/ps)

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