Flughafen Zürich im H1 durch Sondereffekte mit halbiertem Gewinn

Flughafen Zürich im H1 durch Sondereffekte mit halbiertem Gewinn
Stephan Widrig, CEO Flughafen Zürich AG. (Foto: Flughafen Zürich)

Stephan Widrig, CEO Flughafen Zürich AG. (Foto: Flughafen Zürich)

Kloten – Am Flughafen Zürich ist einiges los. Nicht nur in den Abflug- und Ankunftshallen, sondern auch sonst laufen einige Projekte, die ihre Spuren hinterlassen. So ist zwar der Umsatz im ersten Halbjahr gestiegen, unterm Strich blieb dem Flughafenbetreiber aufgrund von Sondereffekten aber nicht mal halb so viel Gewinn wie im Vorjahr. Das Management blickt derweil positiv in die Zukunft und erhöht den Ausblick.

Und neben dem normalen Geschäft eines Flughafens muss sich das Unternehmen noch mit regulatorischen Problemen befassen. So ist immer noch keine Lösung zum Staatsvertrag mit Deutschland in Sicht. Derweil zeichnet sich eine neue Tarifordnung für die Fluggebühren ab – der Flughafen selbst will nun einen Vorschlag beim BAZL einreichen, der pro Jahr um 40 Mio CHF tiefere Gebühren vorsieht. Passagiere und Fluglinien würde es freuen, die Börse ist indes nicht so begeistert.

Umsatz rauf – Gewinn runter
Während der Umsatz um 3,3% auf 468,7 Mio CHF stieg, lasteten bereits bekannte Sondereffekte auf der Profitabilität. Der Betriebsgewinn auf Stufe EBITDA sank entsprechend im ersten Halbjahr deutlich um 22% auf 187,3 Mio CHF, was einer Marge von 40,0% (VJ 53%) entspricht. Der EBIT ging ebenfalls deutlich um 42% auf 74,2 Mio zurück. Der Reingewinn wurde mit 40,3 Mio mehr als halbiert.

Als Sondereffekte schlug einerseits ein Gewinn vor Steuern in Höhe von rund 35 Mio CHF aus einem Teilverkauf des Grundstücks des Projekts «The Circle» zu Buche. Auf der anderen Seite veranschlagt der Flughafen aber 100 Mio CHF an zusätzlichen Kosten für Schallschutzmassnahmen. Ohne diese Effekte hätte der Flughafen unterm Strich 90,0 Mio und damit 2,2% mehr als im Vorjahr verdient.

Passagierwachstum setzt sich fort
Insgesamt nutzten im ersten Halbjahr 12,2 Mio Passagiere den Flughafen Zürich, 2,7% mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Lokalpassagiere stieg um 6,9% deutlich an, die Zahl der Umsteigepassagiere ging indes um 6,3% zurück. Im Flugbetrieb erhöhte sich der Ertrag um 3,8% auf 279,0 Mio, die Non-Aviationerträge stiegen um 2,6% auf 189,7 Mio. Die Zahl der Flugbewegungen blieb quasi unverändert, die umgeschlagene Fracht ging um 4,3% zurück.

Die Flugbetriebsgebühren konnten denn auch aufgrund des überproportionalen Wachstums bei den Lokalpassagieren gesteigert werden. Auch höhere Erträge für Flugzeug-Enteisungen aufgrund des strengen Winters trugen zum Plus bei.

Für den Anstieg der Non-Aviationerträge waren im wesentlichen die gestiegenen Parkingerträge sowie gesteigerte Dienstleistungserträge aus internationalen Beratungsmandaten und Bauherrenleistungen des Projekts «The Circle» verantwortlich. Das Grossprojekt verläuft derweil nach Plan, erste Gebäude sollen 2016 sichtbar werden. «Wir sind auf Kurs für unsere Ziele bis 2018», sagte CEO Stephan Widrig.

Einigung im Gebührenstreit
Im Gebührenstreit zwischen dem Flughafen und den Fluggesellschaften gibt es eine Einigung: Der Flughafen Zürich ist bereit, die Passagiergebühren zu senken. Seit 2013 streitet der Flughafen Zürich mit den Fluggesellschaften Swiss, Lufthansa, Edelweiss Air, Austrian Airlines und Germanwings über die Höhe der Gebühren, die pro Ticket anfallen. Die heutigen Gebühren von 36,40 CHF sind den Airlines viel zu hoch.

Sie zogen den Fall bis vor Bundesverwaltungsgericht, das den Fluggesellschaften Anfang Juli diesen Jahres teilweise Recht gab. Wie aus der am Donnerstag veröffentlichten Halbjahres-Meldung des Flughafens hervorgeht, könnte der Streit nun bald beendet sein.

40 Mio weniger
Der Flughafen hat sich mit den Beschwerdeführerinnen auf einen neuen Vorschlag geeinigt. Die Gebühren sollen gesenkt werden, um insgesamt rund 40 Mio CHF pro Jahr. Um wie viel die Gebühren pro Passagier sinken sollen, ist noch nicht bekannt.

Dieser Vorschlag soll nun beim Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) eingereicht werden. Dieses wird dann definitiv über die neuen Passagiergebühren entscheiden.

Höherer Ausblick – Aktie fällt dennoch
Für 2015 erhöht das Unternehmen seinen Ausblick leicht. Das Passagierwachstum soll nun bei 2,5-3% (bisher 1-2%) liegen, der Umsatz im Fluggeschäft soll überproportional wachsen. Die Zahl der Flugbewegungen wird stabil erwartet. Unter Ausklammerung der Sondereffekte sollen sowohl EBITDA, EBIT als nun auch das Jahresergebnis über dem Vorjahr liegen, beim Gewinn sollen es 5-10% mehr sein. Die Investitionen werden bei rund 250 Mio CHF gesehen, die Ausschüttungsquote soll weiter bei 35-45% liegen. Es gebe aber Raum, um näher an das obere Ende der Spanne zu kommen, so das Management.

Der Börse stiessen wohl insbesondere die tieferen Gebührenpläne sauer auf. Analysten hatten hier nicht wirklich mit einem Vorstoss des Flughafens gerechnet. Ansonsten wurde das Ergebnis durchwegs als solide bezeichnet, die Erwartungen wurden überwiegend erfüllt. Bis Börsenschluss sackten die Titel dennoch um 6,4% ab, während sich der Gesamtmarkt gemessen am SPI mit +1,65% erholte. (awp/mc/upd/ps)

 

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