Zürich – Der Flughafen Zürich hat im Jubiläumsjahr die Coronakrise fast komplett überwunden. Die Passagierzahlen lagen zwar noch unter Vorkrisenniveau, der Umsatz und Betriebsgewinn aber bereits wieder darüber. Weiteres Potenzial sieht der Konzern aber ohnehin vor allem im Nichtfluggeschäft.
Der Umsatz stieg 2023 um 21 Prozent auf 1,24 Milliarden Franken, wie der Flughafenbetreiber am Freitag mitteilte. Auch das Niveau von 2019 wurde damit um 2 Prozent übertroffen. Zu verdanken ist das dem immer stärkerer werdenden Nichtflugbereich, der Kommerzerträge, Parkhäuser, Immobilien und die internationalen Beteiligungen umfasst.
Sonderdividende zum Jubiläum
Auch der Betriebsgewinn (EBITDA) lag mit 677 Millionen Franken wieder höher als 2019. Beim Reingewinn reichte es dafür zwar noch nicht ganz. Mit 304 Millionen lag dieser aber um fast die Hälfte höher als im Vorjahr.
Davon sollen auch die Aktionäre profitieren. Zum Jubiläum winkt ein Dividende von 4,00 plus Sonderdividende von 1,30 Franken. Insgesamt werden also 5,30 Franken je Aktie ausgeschüttet nach 3,50 im Jahr davor.
Probleme bei der Pünktlichkeit
Im Fluggeschäft blieben die Umsätze wie auch die Passagierzahlen weiter unter dem Vor-Corona-Niveau. Dem Flughafen zufolge dürfte dieses erst im Jahr 2025 wieder erreicht werden. Danach sollen die Zahlen um 2 bis 3 Prozent pro Jahr über das Vorkrisenniveau hinauswachsen.
Bereits im letzten Jahr war der Flughafenbetreiber dem starken Passagieransturm nach der Pandemie nicht immer gewachsen. Der seit letztem Mai amtierende neue Flughafendirektor Lukas Brosi räumte denn auch Defizite ein und gelobte Besserung. Die Personaldecke sei im vergangen Jahr teilweise sehr dünn gewesen, erklärte Brosi. Besonders im Frühling kam es daher mehrfach zu langen Wartezeiten.
Nun gelte es besser zu werden. Man sei dabei zwar auch von externen Faktoren abhängig wie dem Wetter oder der Abfertigung an anderen Flughäfen. «Wir müssen aber künftig einen stabileren Betrieb erreichen», gestand der CEO ein.
Pistenverlängerungs-Ja als Vertrauensbeweis
Das deutliche Ja der Zürcher Stimmbevölkerung zur Pistenverlängerung vom letzten Sonntag sieht Brosi derweil als Vertrauensbeweis. «Es zeigt das Bewusstsein für die Bedeutung des Flughafens Zürich», sagte er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP.
Zu den Ängsten in der Bevölkerung, dass es nun deswegen mehr Flüge und auch mehr Fluglärm gebe, fügte er an: «Wir haben immer gesagt, dass es keinen direkten Zusammenhang zwischen der Pistenverlängerung und der Flugkapazität gibt.» Der Bau zur Pistenverlängerung dürfte dem CEO zufolge aber ohnehin erst ab 2030 erfolgen.
Handlungsbedarf beim Circle
Im laufenden Jahr rechnet die Flughafen-Führung angesichts steigender Passagierzahlen nun mit noch mehr Umsatz und einem noch höheren Gewinn. Künftige Wachstumsmöglichkeiten sieht das Management aber vor allem im Nicht-Fluggeschäft und dabei nicht zuletzt im internationalen Geschäft.
Das Unternehmen konzentriert sich derzeit auf die Fertigstellung und Inbetriebnahme eines zweiten Hauptstadtflughafens in Delhi. Das auf Ende 2024 angekündigte Projekt ist Brosi zufolge auf Kurs.
In Brasilien hatte das Unternehmen 2023 einen neuen Flughafen dazugewonnen. Damit sei man erstmal beschäftigt, so der CEO weiter. Neue internationale Transaktionen stünden aktuell nicht bevor.
Beim prestigeträchtigen Immobilienprojekt «The Circle» sieht der Flughafendirektor derweil leichten Handlungsbedarf. Insgesamt sei man mit dem Projekt aber zufrieden: «Die Flächen sind zu über 90 Prozent vermietet mit sehr guten Mieten.» Insbesondere im Kommerzbereich werde man im Lauf der nächsten Monate aber noch nachbessern. (awp/mc/pg)