Zürich – Der Flughafen Zürich hat in Folge der Coronakrise einen beispiellosen Einschnitt erfahren. Bis die Passagierzahlen wie der auf dem Vorkrisenniveau liegen, wird es noch dauern. Der Flughafen traut sich aber zu, die Dürreperiode aus eigener Kraft zu überstehen.
Der grösste Schweizer Flughafen hat im ersten Halbjahr 2020 einen Umsatzeinbruch um 47,2 Prozent auf 310,4 Millionen Franken hinnehmen müssen. Flughafen-Chef Stephan Widrig sprach am Freitag an einer Telefonkonferenz von einem Semester, das «in die Geschichtsbücher» eingehen werde.
Die Kosten konnten nicht im gleichen Tempo gesenkt werden. Denn die Infrastruktur des Flughafen muss auch während eines Minimalbetriebs wie während des «Lockdown» aufrecht erhalten werden, betonte das Unternehmen. In der Folge resultierte ein Verlust von 27,5 Millionen Franken.
Immobilien als Stütze
Immerhin mit Kurzarbeit konnte die Flughafenbetreiberin Gegensteuer geben. Als wichtige Stütze erwies sich zudem das Immobiliengeschäft mit 10 Prozent höheren Erträgen. Das Grossprojekt «The Circle» etwa steuerte erste Mieteinnahmen bei. Das Projekt schreite trotz Corona planmässig voran, hiess es.
Zum jetzigen Zeitpunkt seien bereits über 80 Prozent der Mieter eingezogen und bis zum Jahresende sollen es über 85 Prozent sein. Und auch die meisten Mieter seien von der Pandemie nicht betroffen.
Das Fluggeschäft (-59%) und das Nicht-Fluggeschäft (-34%) waren hingegen stark rückläufig. Denn wenn keine oder nur ganz wenige Flieger landen und starten, gibt es auch für Flughafen nichts zu verdienen.
Aus eigener Kraft
Trotz jüngster Erholungszeichen: Das Jahr 2020 wird ein ganz schlechtes. Das Flughafen-Management rechnet mit insgesamt 10 Millionen Passagieren, die den Hub Zürich passieren. Zum Vergleich: 2019 gab es noch einen Passagierrekord von 31,5 Millionen.
Mittel- bis langfristig rechnet das Management aber mit einer vollständigen Erholung des Flugverkehrs. Aus heutiger Sicht sei dies aber frühestens im Jahr 2023 zu erwarten.
Und im Gegensatz zur wichtigsten Kundin – der Fluggesellschaft Swiss – wird der Flughafen die Durstrecke aus eigener Kraft durchstehen. «Wir sind überzeugt, dass wir die Krise unternehmerisch aus eigener Kraft meistern können», sagte CEO Widrig.
Denn der Flughafen stehe finanziell gut da. Dies dank Reserven, die in guten Zeiten gebildet wurden, sagte Widrig. Gleichzeitig wurde die Dividende gestrichen und Investitionen gekürzt, um die Liquidität zu schonen. Und am Kapitalmarkt habe das Unternehmen ebenfalls frisches Geld aufgenommen.
Börse reagiert positiv
In Analystenkreisen wurden die Zahlen trotz bleibender Unsicherheiten eher positiv aufgenommen. Die Konsenserwartungen wurden denn auch klar übertroffen. Die Papiere zogen am Freitag zunächst an, schlossen den Handel dann aber lediglich mit einem Plus von 0,7 Prozent ab.
Seit Jahresbeginn stehen die Titel mit rund 30 Prozent im Minus. Der Kanton (33,3%) und die Stadt (5%) sind die grössten Flughafen-Aktionäre.(awp/mc/pg)