Zürich – Die Schweizer Unternehmenswelt schätzt die Wechselkurseinflüsse auf den Geschäftsgang im zweiten Quartal 2011 trotz des zuletzt gestiegenen Frankenkurses ähnlich ein wie in den ersten drei Monaten des Jahres. Einer Konjunkturumfrage der SNB zufolge gaben 48% der befragten Unternehmen (Vorquartal: 47%) an, negativ von der Frankenaufwertung betroffen zu sein (24% deutlich und 24% leicht negativ).
Wie schon im Vorquartal stellten 37% der Unternehmen keine bedeutenden Effekte der Frankenaufwertung auf ihren Geschäftsgang fest, heisst es im am Freitag veröffentlichten Quartalsheft der SNB. Bei den Unternehmen handelt es sich dabei hauptsächlich um jene, die nicht wechselkursexponiert sind. Ausserdem tragen Absicherungsstrategien oder sich kompensierende Faktoren zur Neutralisierung von Wechselkurseffekten bei.
Positiver Effekt für 15% der Unternehmen
Die überwiegende Mehrheit dieser Firmen rechnet dementsprechend auch für die nahe Zukunft nicht mit Auswirkungen. Positive Auswirkungen der Frankenaufwertung ergaben sich bei den restlichen 15% der befragten Unternehmen. Die Branchenbetrachtung zeigt, dass in der verarbeitenden Industrie der Anteil der deutlich negativ betroffenen Unternehmen von 51% auf 58% angestiegen ist. Da sich der Anteil der leicht negativ betroffenen Firmen auf 14% halbiert hat, ist der gesamte Anteil der betroffenen Unternehmen leicht zurückgegangen, von 79% auf 73%.
Dienstleistungssektor mehrheitlich verschont
Im Dienstleistungssektor blieb die Mehrheit (57%) der Unternehmen von negativen Auswirkungen der Frankenstärke verschont. Auch die Unterteilung in deutlich negativ (13%) und leicht negativ (30%) betroffene Firmen blieb unverändert. Im Bausektor war der Anteil der positiv beeinflussten Unternehmen mit 22% deutlich kleiner als in der Vorperiode. Entsprechend nahm der Anteil der nicht beeinflussten Unternehmen zu, von 60% auf knapp 70%. Zu erwähnen ist hier, dass baunahe Industriebetriebe, welche aufgrund intensiverer Konkurrenz aus dem Ausland negative Auswirkungen feststellten, zur verarbeitenden Industrie zählen. Somit beeinflussen sie die Resultate des Bausektors in dieser Umfrage nicht.
Margendruck
Um der Frankenaufwertung entgegenzuwirken, griffen die Unternehmen im zweiten Quartal zu den selben Instrumenten wie im Vorquartal. Am häufigsten werden Massnahmen zur Reduktion der Produktionskosten ergriffen. Arbeitskosten werden in erster Linie durch einen Personalabbau oder den Verzicht auf neue Einstellungen reduziert. In den meisten Fällen betreffen die Sparmassnahmen jedoch die übrigen Produktionskosten. Sehr stark verbreitet ist der Einsatz von Absicherungsstrategien, vor allem in Form von Natural Hedging. Wie schon im Vorquartal gaben jedoch gut 30% der negativ beeinflussten Unternehmer an, auch grundsätzliche strategische Überlegungen über die Zukunft ihrer Unternehmen anzustellen.
Bau: Dynamische Entwicklung setzt sich fort
Die Schweizer Wirtschaft sendet im beobachteten Zeitraum positive Signale: Im zweiten Quartal haben sich die Geschäfte der Industrie-, Bau- und Dienstleistungsunternehmen verbessert, wie die Umfrage ergab. In der verarbeitenden Industrie stiegen die Umsätze im Vergleich zum Vorjahresquartal und zu den ersten drei Monaten 2011. Der Anstieg gegenüber dem ersten Quartal dieses Jahres war sogar deutlich. Auf dem Bau setzte sich die dynamische Entwicklung fort. Die Umsätze erhöhten sich innert Jahres- und Monatsfrist. Die Baufirmen profitierten dabei auch vom milden Winter und vom schönen Frühling.
Zunehmender Einkaufstourismus im Ausland
Im Dienstleistungssektor verbesserten sich die Umsätze ebenfalls gegenüber dem Vorjahresquartal und dem Vorquartal. Besonders zufrieden zeigten sich Personalvermittler, das Transportgewerbe und die Gastronomie. Detailhändler im Grenzgebiet spürten zunehmend dem Einkaufstourismus im Ausland. Leicht getrübt wird das Bild durch die Margenentwicklung: Insgesamt blieben die Gewinnspannen unterhalb der gewohnten Werte – hier zeigte sich der Effekt des starken Frankens und der steigenden Rohwarenpreise. Besonders unter Druck sind die Margen der Industrie – bei Unternehmen aus dem Bau- und dem Dienstleistungssektor war die Höhe der Margen hingegen annähernd normal. (awp/mc/ps)