Frankenstärke hinterlässt Spuren in der Hotellerie

Frankenstärke hinterlässt Spuren in der Hotellerie
(Foto: Alain D. Boillat)

Schweizer Hotellerie leidet unter der Frankenstärke. (Foto: Alain D. Boillat)

Zürich – 2011 hatte die Schweizer Hotellerie mit schwierigen Rahmenbedingungen zu kämpfen. Der starke Franken, die weltweit hinkende Konjunktur sowie das schlechte Wetter in den Hochsommermonaten trübten die Bilanz spürbar.

Der starke Franken hat 2011 in der Schweizer Hotellerie deutliche Spuren hinterlassen. Erwartungsgemäss mussten vor allem bei den Gästen aus Europa Einbussen in Kauf genommen werden: Hier ging die Nachfrage um 7,3 Prozent zurück. Der Schweizer Markt blieb dagegen mehrheitlich stabil und wies ein leichtes Minus von 0,1 Prozent aus. Insgesamt nahm die Anzahl Logiernächte um 2 Prozent ab.

«Für Gäste aus dem Euroraum hat sich die Schweiz massiv verteuert», erklärte Guglielmo L. Brentel, Präsident hotelleriesuisse. Das schlechte Wetter im Hochsommer und der späte Schnee habe die Nachfrage zusätzlich belastet. Laut Brentel erhöhte der starke Franken zudem den Preisdruck. Dies habe zu Preiskonzessionen und damit zu Umsatzeinbussen geführt.

Regionale und betriebliche Unterschiede
Vor allem im Freizeittourismus war der starke Franken spürbar. Den stärksten Rückgang wies Graubünden mit einem Minus von 7,6 Prozent aus, gefolgt vom Tessin mit einem Minus von 4,6 Prozent und dem Wallis mit einem Minus von 4,4 Prozent. Insgesamt ging die Nachfrage in den Bergregionen gegenüber dem Vorjahr um 5,1 Prozent zurück. Die grossen Städte verzeichneten dagegen ein Wachstum von 1,6 Prozent. Hier vermochte der preisresistentere Geschäftstourismus die Einbussen teilweise abzufedern.

Bei den Sternekategorien gab es 2011 erwartungsgemäss keine eindeutigen Gewinner. Mit einem Minus von 7,2 Prozent wiesen die 5-Sterne-Betriebe den grössten Verlust aus, gefolgt von den 3-Sterne-Betrieben mit einem Minus von 2 Prozent. Die 4-Sterne-Betriebe legten um 1,1 Prozent zu. Insgesamt war die Entwicklung von starken regionalen und betrieblichen Unterschieden geprägt. Verstärkt unter Druck gerieten insbesondere auch Hotels, die erst kürzlich investiert hatten und den geplanten Umsatz nicht erzielen konnten.

Ausblick 2012: Starker Franken bleibt eine Herausforderung
«Die Schweiz ist derzeit attraktiver denn je», stellte Brentel im Hinblick auf die laufende Wintersaison fest. Die Schweizer Hotellerie habe in den letzten zehn Jahren über 10 Milliarden investiert und ihre Qualitätsstandards spürbar verbessert. «Der Gast erhält heute mehr für sein Geld», betonte Brentel. Das Preis-/Leistungsverhältnis sei absolut entscheidend, und das Preisbewusstsein der Gäste werde weiter steigen.

Aus betrieblicher Sicht beschere der starke Franken der Branche dagegen nicht nur ein Preisproblem, sondern verschärfe vor allem auch das Kostenproblem. «Wir müssen zu Weltmarkpreisen konkurrenzfähig sein, geschäften aber mit hohen Schweizer Kosten», meinte Brentel. Zu Gunsten marktgerechter Einkaufspreise setze sich der Verband deshalb für ein Freihandelsabkommen im Agrar- und Lebensmittelbereich ein. Um einen Teil des erlittenen Margenverlustes wettzumachen, soll als kurzfristige Massnahme die Mehrwertsteuer auf Beherbergungsleistungen vorübergehend von 3,8 auf null Prozent gesenkt werden. (hotelleriesuisse/mc)

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