G2 in der Schweiz kein Thema – Ausbau der Spitalkapazitäten

G2 in der Schweiz kein Thema – Ausbau der Spitalkapazitäten
Gesundheitsminister Alain Berset. (Screenshot)

Bern – Laut Bund und Kantonen ist es derzeit kein Thema, dass nur noch Geimpfte und Genesene ein Covid-Zertifikat oder Zutritt zu bestimmten Einrichtungen erhalten. Sehr wohl ein Thema ist aber die weiterhin zu tiefe Impfquote. Trotz steigender Infektionen mit dem Coronavirus setzt der Bundesrat erst einmal auf Beobachten und Abwarten.

«Einen Systemwechsel zu 2G haben wir nicht andiskutiert und möchten wir auch nicht», sagte Lukas Engelberger, Präsident der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK), am Donnerstag vor den Medien in Bern nach einem Treffen mit Gesundheitsminister Alain Berset.

Falls sich die Corona-Lage weiterhin negativ entwickle, müsse man schauen, dass innerhalb der 3G-Systematik Verschärfungen vorgenommen würden.

Berset erklärte, die Entwicklung in der Schweiz sei mit jener in Deutschland vergleichbar, aber nicht in Bezug auf das Funktionieren der Massnahmen. «Jedes Land geht seinen eigenen Weg.» In der Schweiz gebe es eine gewisse Skepsis gegenüber schärferen Massnahmen.

Das Hauptproblem in der Schweiz sei, dass noch zu wenige Menschen geimpft seien, hielt Berset fest. «Das muss sich ändern.» Die Impfung schütze zu 90 Prozent vor schweren Verläufen, das sei enorm viel.

Lage kann sich verschärfen
Die Kantone seien gebeten, Spitalkapazitäten auszubauen. Berset sprach das damit verbundene Problem gleich selber an: «Das Personal ist erschöpft», sagte er. Hoffnung mache, dass sich derzeit vor allem die Jungen infizierten, deren Krankheitsverlauf meist milder ist. Berset warnte aber: Man stehe erst am Anfang des Winters, die Lage dürfte sich weiter verschärfen.

Der Gesundheitsminister appelliert daher nochmals, sich impfen zu lassen und die Hygieneregeln zu befolgen. Gemäss einer aktuellen Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und den Universitäten Zürich und Bern hält sich die Schweizer Bevölkerung immer seltener an die vom Bund empfohlenen Massnahmen gegen das Coronavirus.

Laut Engelberger wird sich in den nächsten Tagen und Wochen zeigen, ob die Impfquote und der Massnahmenmix reichen, um eine Überlastung des Gesundheitswesens zu verhindern. «Wir stehen am Anfang einer Bewährungsprobe.» Der Blick ins Ausland mahne zu einer grossen Vorsicht.

Wieder 90 Prozent Schutz nach Booster
Dank der Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus steigt der Schutz der über 65-Jährigen vor einem schweren Verlauf der Lungenkrankheit wieder auf 90 Prozent. Ein halbes Jahr nach der Impfung liegt er bei dieser Altersgruppe bei 60 Prozent. Jüngere seien nach dieser Frist indessen immer noch ausreichend gegen einen schweren Verlauf geschützt, erklärte Berset.

Darum steht die dritte Impfung vorerst den über 65-Jährigen zur Verfügung. Nach Neujahr kann die Schweiz gemäss Berset dann die Booster-Impfung der Jüngeren ins Auge fassen. Für die Drittimpfung stehen nach den Worten des Bundesrats genügend Dosen zur Verfügung.

Die Schweizerische Gesellschaft für Intensivmedizin (SGI) begrüsst die Booster-Impfungen für Ältere, fordert aber, bei den Jüngeren vorwärts zu machen. Unter diesen sollte das Pflegpersonal zuerst an die Reihe kommen.

Epidemiologische Lage verschlechtert sich
Gemäss dem neuesten Wochenbericht des Bundesamts für Gesundheit (BAG) vom Donnerstag steigen die Infektionen weiterhin stark. Innert zwei Wochen verdoppelt sich ihre Zahl beim aktuellen Tempo.

Für die Zeit vom 8. bis 14. November weist das BAG in der Schweiz und in Liechtenstein insgesamt 24’993 neue Fälle aus. Wie schon in der Vorwoche mit 17’304 ist das wieder ein signifikanter Anstieg.

Auch die Zahl der Spitaleintritte nahm zu: Für die Berichtswoche wurden 290 Hospitalisationen im Zusammenhang mit einer laborbestätigten SARS-CoV-2-Infektion gemeldet. In der Vorwoche waren es zum selben Zeitpunkt 209 Hospitalisationen gewesen. Stark angestiegen ist auch die Zahl der Verstorbenen auf 52 Fälle nach 25 in der Vorwoche.

Bei der Inzidenz gibt es nach wie vor grosse regionale Unterschiede. Am niedrigsten war diese 105 Fällen pro 100’000 Einwohnerinnen und Einwohner im Tessin, am höchsten lag der Wert mit 742 in Nidwalden.

Im Tagesvergleich wurden dem BAG am Donnerstag innert 24 Stunden 6017 neue Coronavirus-Ansteckungen gemeldet. Gleichzeitig registrierte das Amt neun neue Todesfälle und 69 Spitaleinweisungen. Vor einer Woche hatte es 3886 neue Ansteckungen gegeben.

Die Auslastung der Intensivstationen in den Spitälern beträgt zurzeit 76,5 Prozent. 16,8 Prozent der verfügbaren Betten werden von Covid-19-Patienten belegt. (awp/mjc/ps)

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